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Suche nach Seltenen Erden Tiefseeschlamm birgt Metallschatz

Handys, Elektroautos, Solarzellen - ohne Seltene Erden kann die Hightech-Industrie diese Produkte nicht herstellen. Doch die Vorkommen sind knapp, China dominiert den Markt. Jetzt haben japanische Forscher neue Lagerstätten in den Tiefen des Pazifiks aufgespürt.
Metallhaltiges Erz: Alternative Quellen für Seltene Erden gesucht

Metallhaltiges Erz: Alternative Quellen für Seltene Erden gesucht

Foto: ? David Becker / Reuters/ REUTERS

Hamburg - Die altertümlich anmutende Sammelbezeichnung Seltene Erden kann leicht darüber hinwegtäuschen, wie wichtig diese Rohstoffe für die Industrie sind: Computer und Handys, Elektroautos und Solarzellen, Halbleiter und Akkus - in allem werden Seltene Erden verbaut.

Der Name für die Gruppe von insgesamt 17 Elementen ist zudem missverständlich, weil die Mineralien relativ häufig in der Erdkruste vorkommen. Das Problem ist aber die industrielle Förderung, weil die Metalle an Land nur in kleinen, weit verstreuten Lagerstätten abbaubar sind.

Rund 30 Prozent der Reserven liegen in China, die Volksrepublik liefert allerdings 97 Prozent der Seltenen Erden für den Weltmarkt. Weitere große Lagerstätten gibt es in Ex-Sowjetrepubliken, den USA und Australien. Doch China dominiert beim Abbau. Zuletzt hatte das Land seine Ausfuhr auch noch stark eingeschränkt, allein 2010 ging der Export um 9,3 Prozent zurück.

Deshalb suchen viele Staaten nach anderen Quellen für die begehrten Metalle. Japanische Wissenschaftler stellen nun eine Alternative im Fachmagazin "Nature Geoscience"  vor. Yasuhiro Kato von der Universität von Tokio und seine Kollegen haben auf dem Grund des Pazifiks große Vorkommen von Seltenen Erden entdeckt. Die Metalle lagern auf dem Meeresboden in einer Tiefe von bis zu 5000 Metern im Schlamm.

Die Geologen hatten mehr als 2000 Sediment-Bohrproben untersucht und dabei in mehreren Gebieten umfangreiche Ablagerungen der Metalle gefunden. Sollten sie sich für die industrielle Förderung eignen, könnte das das Quasi-Monopol der Chinesen schwächen.

Proben aus dem gesamten Pazifikraum

Die japanischen Forscher untersuchten Proben aus 78 unterschiedlichen Regionen des pazifischen Ozeans. Die Sedimentbrocken stammten aus bis zu 50 Metern Tiefe unter dem Meeresboden. Besonders reich an Seltenen Erden waren dem Bericht zufolge Proben aus dem zentralen Nordpazifik sowie dem östlichen Südpazifik.

Zum Teil enthielt der Schlamm einen höheren Anteil Seltener Erden als die Vorkommen, aus denen China die begehrten Rohstoffe gewinnt. Könnte man die Metalle aus einem ein Quadratkilometer großen Bereich gewinnen, wäre damit bereits ein Fünftel des jährlichen, weltweiten Bedarfs gedeckt, rechnen Kato und Kollegen vor.

Laborversuche zeigten dem Bericht zufolge, dass die Vorkommen mit Hilfe von Säuren aus dem Schlamm am Meeresboden gewaschen werden können. Schädlich für die Umwelt sei das nicht, solange die Säuren nicht ins Meer gekippt würden, erklärten die Wissenschaftler.

Fraglich sei vielmehr, ob es schon technisch möglich ist, den Schlamm aus einer Tiefe von 4000 bis 5000 Metern zu pumpen, und ob die Förderung wirtschaftlich ist. Ein Tauchroboter, der ebenfalls in Japan entwickelt wird, um Seltene Erden zu fördern, soll bisher nur bis in 2000 Meter Tiefe vordringen. Mit möglichen ökologische Folgen solcher Eingriffe haben sich die Wissenschaftler in dem aktuellen Fachartikel nicht beschäftigt.

wbr/AFP