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Versteinerte Schädel Koala-Urahnen verschmähten Eukalyptus

Koalas und Eukalyptusbäume sind praktisch unzertrennlich. Doch das war nicht immer so, wie Forscher jetzt herausgefunden haben: Schädel von Koala-Urahnen beweisen, dass die Beutelbären früher abwechslungsreicher fraßen - bis die Kontinentaldrift dazwischen kam.
Koala: Fixiert auf Eukalyptus

Koala: Fixiert auf Eukalyptus

Foto: David McNew/ Getty Images

Der Duisburger Zoo, in dem Koalas leben, hat ein kleines Problem: Eukalyptus, die Lieblingsnahrung der Tiere, wächst hierzulande nicht an jeder Ecke. Da hätten es die Tierpfleger mit den Vorfahren der Koalas schon einfacher gehabt, denn die waren lang nicht so fixiert auf Eukalyptus wie ihre zeitgenössischen Artgenossen.

Das haben australische Wissenschaftler herausgefunden, als sie die versteinerten Schädel von zwei Koala-Vorfahren untersuchten. Zwar ähneln diese den Schädeln der heutigen Beutelbären sehr, doch im Verlauf der Evolution hat sich das Gebiss verändert, schreiben die Forscher um Michael Archer von der University of New South Wales in Sydney im Fachblatt "Journal of Vertebrate Paleontology" .

Die beiden untersuchten Schädel stammen von den Spezies Litokoala kutjamarpensis und Nimiokoala greystanesi, die mit dem heute verbreiteten Koala (Phascolarctos cinereus) verwandt sind. Die Urahnen lebten vor 24 bis vor 5 Millionen Jahren im Erdzeitalter des Miozäns. Die Forscher vermuten, dass die Spezialisierung auf die Eukalyptusblätter erst begann, als sich das vielfältige Pflanzenangebot auf dem australischen Kontinent änderte.

Die deutlichsten Veränderungen fanden die Wissenschaftler im Bereich der Zähne sowie im Gaumen und im Kiefer. Anhand der Strukturen der Urahn-Kiefer kommen sie zu dem Schluss, dass die Koalas von heute mehr Kraft in den Kiefern haben. Zudem haben sie robustere Zähne als ihre Vorfahren. Damit können sie die harten Eukalyptusblätter überhaupt erst zerreißen, wozu der Urahn-Koala offenbar nicht in der Lage war.

Giftige Nahrung

Wahrscheinlich änderten sich die Fressgewohnheiten der Koala-Ahnen, als die australische Kontinentalplatte abdriftete und sich die Regenwälder aufgrund eines trockeneren Klimas zurückbildeten. Das führte wohl zu einer stärkeren Verbreitung der Eukalyptuspflanze, und der Koala spezialisierte sich auf diese Nahrung, so die Wissenschaftler. Für die meisten Tiere sind die Pflanzen giftig. Selbst Koalas bevorzugen die alten Blätter, weil sie weniger toxische Substanzen enthalten als die frischen Triebe.

Um die kargen und zähen Pflanzen fressen zu können, mussten die Baumbewohner sich eine spezielle Kautechnik aneignen und einen bestimmten Verdauungsmechanismus entwickeln.

Die Forscher machten noch eine weitere Entdeckung: Koalas liegen für gewöhnlich faul in Baumwipfeln und fristen ein Dasein als Einzelgänger. Zur Paarungszeit ist es mit dem Kuschelbären-Image jedoch vorbei. Dann scharen die Männchen einen Harem von drei bis vier Gespielinnen um sich und versuchen, den Weibchen durch lautes Gebrüll zu imponieren. Das allerdings, glauben Archer und seine Kollegen, war schon immer so.

Die Forscher analysierten auch das Gehör der Koala-Ahnen und stellten fest: Die Urzeittiere und der moderne Koala verfügen beide über eine große sogenannte Paukenblase. Mit diesem Teil des Mittelohrs können sie besonders tiefe Töne und Geräusche aus weiter Distanz gut hören. Dieses speziell ausgebildete Gehör sei ein Indiz dafür, dass sich die Koala-Ahnen bereits auf große Entfernungen verständigten und wohl auch sesshaft waren. Durch die tiefen Laute in der Paarungszeit machen die Beuteltiere nicht nur auf sich aufmerksam, sondern markieren auch ihr Revier.

Dieser ausgeklügelte Hörapparat blieb von den Veränderungen im Gebiss der Tiere unbeeinflusst. Zudem haben diese beiden Entwicklungen zu unterschiedlichen Zeiten stattgefunden, was sehr ungewöhnlich sei, berichten die Forscher.

cib/ddp

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