Erschienen in:
01.12.2004 | Leitthema
Diagnostik und Primärtherapie des Hodentumors
verfasst von:
PD Dr. S. Kliesch
Erschienen in:
Die Urologie
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Ausgabe 12/2004
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Zusammenfassung
Der Verdacht auf einen testikulären Keimzelltumor (KZT) wird durch die Primärdiagnostik (Skrotalsonographie, Sonographie des Abdomens/Retroperitoneums, Bestimmung der Tumormarker AFP, βhCG und LDH im Serum) und die Primärtherapie (inguinale Ablatio testis und kontralaterale Hodenbiopsie) abgeklärt. Die Histologie des Hodenabladats ist für die weitere Therapie des Patienten wegweisend.
Beim synchronen oder metachronen Zweittumor oder beim KZT (klein, <2 cm) in einem Einzelhoden kann die organerhaltende Tumorenukleation erfolgen. Die weitergehende Diagnostik umfasst die Ausbreitungsdiagnostik mit CT des Abdomens einschließlich des Beckens und das Thorax-CT. Liegt eine hämatogene Metastasierung vor, so ist die Diagnostik um eine Skelettszintigraphie und ein CT oder MR des Schädels zu erweitern. Nach Ablatio testis ist die Tumormarkerbestimmung im Verlauf obligat.
Bei Nachweis einer testikulären intraepithelialen Neoplasie (TIN) im kontralateralen Hoden oder im Restparenchym nach Tumorenukleation bestehen drei Therapieoptionen, die im Einzelfall mit dem Patienten besprochen und durchgeführt werden können (Radiatio, Ablatio testis, Surveillance). Standardtherapie ist die skrotale Radiatio mit 20 Gy.
Die Therapie des Hodentumors geht (mit Ausnahme der Surveillance-Strategie) mit einer gonadalen Toxizität unterschiedlichen Ausmaßes einher. Aus diesem Grund ist mit den Patienten vor Einleitung weiterer therapeutischer Schritte die Frage des Kinderwunsches zu erörtern und die Kryokonservierung des Ejakulats (bei Vorliegen einer Azoospermie auch die Kryokonservierung von Hodengewebsproben zur testikulären Spermienextraktion) anzubieten.