Erschienen in:
01.10.2004 | Leitthema: Unfälle und Vergiftungen
Medikamentenvergiftungen im Kindes- und Jugendalter
verfasst von:
Dr. M. Hermanns-Clausen
Erschienen in:
Monatsschrift Kinderheilkunde
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Ausgabe 10/2004
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Zusammenfassung
Im Kindesalter sind Medikamente die häufigste Ursache manifester Intoxikationen, einer stationären Behandlung wegen Intoxikation und die zweithäufigste Ursache von Vergiftungen. Im Kindesalter überwiegen Unfälle, bei Jugendlichen Suizidversuche. Kinder und Jugendliche vergiften sich am häufigsten im häuslichen Umfeld mit Medikamenten. Kinder ingestieren am häufigsten Fluortabletten, orale Kontrazeptiva, Homöopathika, Paracetamol und ASS, Jugendliche Paracetamol, Ibuprofen, ASS, Diclofenac und Diphenhydramin. Einige wenige Medikamente können bei Kindern auch nach Einnahme einer Tablette oder weniger Tropfen zu manifesten Vergiftungen führen. Zu diesen für Kinder hochtoxischen Arzneimitteln gehören Atropin, H1-Antihistaminika, Clonidin, Neuroleptika, Theophyllin, trizyklische Antidepressiva, Opiate/Opioide (insbesondere Methadon), Sulfonylharnstoffe sowie Kalziumantagonisten und andere Antiarrhythmika wie Propafenon, Propanolol. Die primäre Giftentfernung durch Gabe von Aktivkohle ist die wichtigste Maßnahme zur oralen Dekontamination. Sekundäre Giftentfernungsmaßnahmen wie die wiederholte Gabe von Aktivkohle, Hämodialyse und/oder Hämoperfusion oder eine Urinalkalisierung sind nur selten indiziert.