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Pflege in Deutschland Pfleger verdienen mehr Geld – nun haben Patienten Angst vor steigenden Kosten

Pflege in Deutschland: Steigen mit den Löhnen der Pfleger auch die Kosten der Patienten?
Pflege in Deutschland: Steigen mit den Löhnen der Pfleger auch die Kosten der Patienten? (Symbolbild)
© Ute Grabowsky / Picture Alliance
Mit den steigenden Löhnen für das Pflegepersonal wächst auch die existenzielle Angst vieler Patienten, dass ihre Pflege bald unbezahlbar wird.

Dieser Beitrag erschien zuerst bei RTL.de

Wer pflegebedürftig ist oder seine Eltern oder den Partner pflegt, hat es ohnehin nicht leicht – doch jetzt kommt es noch mal knüppeldick. Der Eigenanteil für Pflege wird wohl deutlich steigen. Der Grund ist im Kern eigentlich ein guter: Pflegekräfte bekommen nämlich ab dem 1. September mehr Geld. Doch weil die Finanzierung unklar ist, befürchten Verbände, dass es auch für die zu Pflegenden teurer wird.

"Da ist dann der Zeitpunkt nah, wo ich dasitze und das Heim nicht mehr bezahlen kann"

Fritz Kempter ist 95 Jahre alt und lebt im Seniorenpark Leipzig. Gerne würde er dafür kämpfen, dass seine Pflege hier sicher ist und bleibt. Doch die steigenden Kosten machen ihm große Sorgen. "Da ist dann der Zeitpunkt nah, wo ich dasitze und das Heim nicht mehr bezahlen kann." Um circa 250 Euro wird sich ab September sein Eigenanteil vermutlich erhöhen. Höhere Kosten durch die Inflation insgesamt und steigende Löhne machen die Pflege in Deutschland teurer.

"Für viele Menschen sind die steigenden Eigenanteile in einem Pflegeheim ein riesiges Problem, weil die Menschen jetzt schon kaum bezahlen können, wenn sie in eine Einrichtung müssen oder einen ambulanten Pflegedienst brauchen, so Verena Bentele vom Sozialverband VdK im RTL-Interview. Und das könnte dazu führen, dass Familienangehörige viel länger ihre Angehörigen zu Hause pflegen, was "dann an den Rand der Erschöpfung und der Unzumutbarkeit" führe, befürchtet auch Pflegeheimleiterin Sophie Fries.

Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) warnt ebenfalls vor Preissteigerungen für die Betroffenen. Dazu dürfe es nicht kommen, sagte DGB-Vorstandsmitglied Anja Piel der Deutschen Presse-Agentur und appellierte an die Ampel-Koalition, versprochene Reformen zur Finanzierung der Pflege zügig anzugehen. "Tariftreue ist eine gute Nachricht für die Beschäftigten in der Pflege, die schon viel zu lange auf faire Löhne gewartet haben", sagte DGB-Vorstandsmitglied Piel. "Die Kosten dafür jetzt den Pflegebedürftigen und ihren Familien anzulasten, ist aber ein Skandal." Pflegebedürftige brauchten Entlastungen, mahnte sie. "Preissteigerungen von mehreren hundert Euro pro Monat plus steigende Energie- und Lebensmittelkosten im Pflegeheim bedeuten für viele Menschen existenzielle Not."

Pflege: Lauterbach verspricht Deckelung beim Eigenanteil – sagt aber noch nicht wie

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) verspricht eine Deckelung beim Eigenanteil: "Erhebliche Kostensteigerungen stehen bevor, die Löhne sind insgesamt eher zu niedrig und daher muss die Lohnanpassung jetzt passieren, aber der Eigenanteil muss begrenzt werden, dazu werden wir in dieser Legislaturperiode entsprechende Schritte unternehmen." Ein schwacher Trost für alle Pflegenden und Pflegebedürftigen, denn: Wie genau das gelingen soll, dazu sagt der Minister bislang noch nichts Konkretes.

Teil der Pflege-Neuregelungen waren auch Entlastungen für Heimbewohner. Sie bekommen seit Jahresbeginn neben den Zahlungen der Pflegekasse einen Zuschlag, der mit der Dauer des Heimaufenthalts steigt. Doch selbst zu zahlende Anteile stiegen zuletzt weiter und wurden davon nur teilweise abgefedert, wie eine Auswertung des Verbands der Ersatzkassen ergab.

Hintergrund ist, dass die Pflegeversicherung – anders als die Krankenversicherung – nur einen Teil der Kosten für die reine Pflege trägt. Für Heimbewohner kommen außerdem noch Kosten für Unterkunft, Verpflegung und auch für Investitionen in den Einrichtungen hinzu.

eku / dpa / ldh / RTL.de

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