Berlin: Senatorin will Obdachlose mit Astrazeneca-Impfstoff impfen
CoronavirusBerliner Senatorin will Obdachlose mit ungenutztem Astrazeneca-Impfstoff impfen
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Berlins Sozialsenatorin Elke Breitenbach (Linke) möchte die rund 3000 Wohnungslosen in den Notunterkünften der Hauptstadt impfen. Die Ständige Impfkommission (Stiko) fordert währenddessen "pragmatische Lösungen" bei der Impfreihenfolge.
Mehr als 1,4 Millionen Astrazeneca-Dosen sollen laut Gesundheitsministerium in Deutschland bereits zur Verfügung stehen, lediglich 239.000 Dosen wurden laut Robert Koch-Institut bisher verimpft. Die Berliner Sozialsenatorin Elke Breitenbach will deshalb zumindest einen Teil davon an Obdachlose in Notunterkünften verimpfen: "Es ist in der aktuellen Situation nicht hinnehmbar, dass Impfdosen ungenutzt herum liegen", sagte sie der Funke-Mediengruppe.
"Wir dürfen dabei aber nicht diejenigen vergessen, die keine laute Lobby haben", so Breitenbach. Dazu zählt sie die rund 3000 Obdachlosen in Berliner Notunterkünften. Losgehen soll es nächste Woche, wobei die Sozialsenatorin hofft, dass weitere Bundesländer nachziehen werden.
Ständige Impfkommission: Grenzen zwischen Impfgruppen sind fließend
Bisher zählten Wohnungslose laut Impfverordnung zur Gruppe zwei, wenn sie in Obdachloseneinrichtungen leben. Zu dieser Gruppe zählen auch über 70-Jährige, weitere Personen im Gesundheitswesen, Polizei und Ordnungskräfte sowie Menschen mit Vorerkrankungen wie Krebs.
Der Chef der Ständigen Impfkommission (Stiko), Thomas Mertens, forderte im Gespräch mit der Funke Mediengruppe eine pragmatische Regelung vor Ort, was die Impfreihenfolge betrifft. Die Übergänge zwischen den Gruppen in der Impfreihenfolge dürften nicht als "harte Grenze" aufgefasst werden.
Nach Angaben des Stiko-Chefs bleiben jeden Tag viele Dosen des Impfstoffs von Astrazeneca liegen. Das könnte unter anderem daran liegen, dass der Wirkstoff weniger Akzeptanz genießt als andere zugelassene Impfstoffe mit etwas höherer Wirksamkeit, wie die von Biontech/Pfizer oder Moderna. Mertens nannte die Gründe für die Ablehnung des Astrazeneca-Impfstoffs "weitgehend irrational". Alle zugelassenen Impfstoffe erfüllten in den Studien das wichtige Kriterium, einen schweren Corona-Verlauf zu verhindern.