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Mund und Zähne Ein fast perfektes System

Atmen, schmecken, kauen, küssen, sprechen: Unser Mund ist ein Multitalent
Atmen, schmecken, kauen, küssen, sprechen: Unser Mund ist ein Multitalent
© Colourbox
Zähne sind das Härteste, das der Körper herstellen kann. Sie zerteilen das Essen. Der Speichel hilft, die Keime in Schach zu halten.

Die Mundhöhle gleicht einer kleinen Chemiefabrik: Wandert ein Stück gebratenes Putenschnitzel über die Lippen, mahlen die Zähne erst einmal alles kurz und klein. Speicheldrüsen geben ihren Saft dazu - im Lauf eines Tages bilden die Drüsen durchschnittlich etwa einen Liter Speichel. Er macht die Nahrung breiig und bereitet sie chemisch auf die Verdauung vor. Die Zunge erkundet mit ihren Hunderten von Geschmacksknospen die unterschiedlichsten Geschmacksmoleküle. Wie ein Vorarbeiter verteilt sie das Material auf die Backenzähne und schiebt schließlich den Speisebrei in die Speiseröhre.

Mund und Zähne verraten viel über den Zustand des gesamten Organismus. Viele krankhafte Vorgänge spiegeln sich in der Mundhöhle wider. So kann ein weißer Belag auf der Zunge auf eine gestörte Immunabwehr hinweisen, und hormonelle Schwankungen können zu überempfindlichem Zahnfleisch führen. Ein guter Zahnarzt untersucht deshalb nicht nur den Zustand der Zähne, sondern immer die gesamte Mundhöhle.

Jeder Zahn hat eine Spezialaufgabe

Zahn ist nicht gleich Zahn. Jeder hat eine spezielle Funktion und eine entsprechende Form. Schneidezähne dienen dem Zerteilen. Sie arbeiten ähnlich wie eine Schere und zerschneiden das Essen. Die spitzen Eckzähne halten einen Bissen besonders gut fest und helfen beim Zerreißen der Speisen; sie haben extra lange, starke Wurzeln. Unmittelbar hinter ihnen liegen zwei kleine Backenzähne. Sie haben charakteristische Höcker, helfen beim Abbeißen, halten die Nahrung fest und zerkleinern sie grob.

Dann folgen zwei große Backenzähne, auch Mahlzähne genannt. Sie sind vorwiegend für das Zermalmen der Nahrung zuständig. Diese Zähne haben deshalb große Kauflächen mit mehreren Höckern. Da sie den größten Druck aushalten müssen, haben sie mehrere Wurzeln und sind im Zahnhalteapparat fest verankert. Am Ende der Zahnreihen liegen normalerweise die Weisheitszähne. Bei manchen Menschen können diese allerdings auch fehlen, oft werden sie bei anderen aus Platzmangel gezogen.

Wenn alle Weisheitszähne vorhanden sind, umfasst das Gebiss des Erwachsenen insgesamt 32 Zähne, je 16 pro Kiefer. Im Idealfall sollten die Zähne des Oberkiefers mit ihren Gegenspielern im Unterkiefer wie Schlüssel und Schloss zusammenpassen. Okklusion nennen Zahnärzte es, wenn Höcker und Vertiefungen passgenau ineinandergreifen.

Zähne sind das Härteste im Körper

Ein gesunder Zahn ist ein lebendes Organ. Er muss im Laufe des Lebens ungeheuer viel leisten: Berge von unterschiedlich festen Nahrungsmitteln zerkleinern, Säuren standhalten und Attacken von Krankheitserregern abwehren. Die Kräfte, die ein Zahn aushalten muss, liegen zwischen 150 und 800 Newton. Das entspricht einem Gewicht von 15 bis 80 Kilogramm.

Das Gebiss ist hervorragend für seine vielen Aufgaben gewappnet. Die Zähne bestehen aus den härtesten Substanzen des menschlichen Organismus. Im Idealfall stehen sie lückenlos aneinandergereiht; die Zahnreihe des Oberkiefers bildet eine Ellipse, die des Unterkiefers eine Parabel.

Ein einzelner Zahn besteht im Wesentlichen aus drei Teilen:

  • Zahnkrone
  • Zahnhals
  • Zahnwurzel

Die Zahnkrone ragt in die Mundhöhle, die Zahnwurzel liegt innerhalb des Knochenfachs im Kieferknochen. Sie wird durch die Wurzelhaut im Knochenfach befestigt. Krone und Wurzeln sind bei den einzelnen Zähnen unterschiedlich ausgebildet. Die Zahnwurzel ist in der Regel doppelt so lang wie die Zahnkrone. Zwischen Zahnkrone und Zahnwurzel liegt der Zahnhals.

Im Innern des Zahnes befindet sich die Markhöhle mit dem Zahnmark, von Zahnärzten Pulpa genannt. Das Zahnmark entspricht dem, was umgangssprachlich als Nerv bezeichnet wird. Die Zahnmarkhöhle verengt sich zur Wurzelspitze zum so genannten Wurzelkanal. Das ist der Bereich der Nerven und Blutgefäße.

Das Material der Zähne besteht aus drei Hartsubstanzen:

  • Zahnbein (Dentin)
  • Zement
  • Schmelz

und aus den Weichgeweben

  • Zahnmark (Pulpa)
  • Wurzelhaut.

Säureattacken mag kein Zahn

Der weißliche Zahnschmelz überzieht die Zahnkrone. Er setzt sich aus den härtesten Substanzen im menschlichen Körper zusammen: aus sogenannten Apatit-Kristallen. Diese Kristalle bestehen vor allem aus Kalzium und Phosphor. Zahnschmelz kann härtesten mechanischen Belastungen widerstehen. Auf Säuren wie Zitronensäure, Essigsäure oder Weinsäure reagiert er aber relativ empfindlich - so wie der Kalk an der Badewanne, der glücklicherweise der Essigsäure beim Putzen nicht standhält. Wie widerstandfähig der Zahnschmelz ist, hängt unter anderem davon ab, wie viel Fluorid er enthält: Je mehr Fluorid er hat, desto weniger können ihm Säuren etwas anhaben.

Unter dem Schmelz liegt das Zahnbein oder Dentin. Es bildet die Hauptmasse des Zahns und umschließt das Zahnmark, die Markhöhle und den Wurzelkanal. Das Dentin ist nicht ganz so hart wie der Zahnschmelz, aber härter als Knochen. Das Zahnbein wird von einer Vielzahl feinster Kanälchen durchzogen. Sie leiten Reize von außen nach innen, was Menschen mit empfindlichen Zahnhälsen unangenehm spüren. In diese Röhrchen reichen Fortsätze von Nervenzellen der Markhöhle. Sie reagieren auf Temperaturunterschiede und können daher Schmerzen auslösen, etwa beim Bohren. Der Zahnschmelz, der sich fast vollständig aus mineralischen Bestandteilen zusammensetzt, kann hingegen beschliffen werden, ohne Schmerzen auszulösen.

Ganz im Innern liegt in einer Höhle das Zahnmark. Die Pulpa versorgt mit ihren Blutgefäßen und Nervenfasern den Zahn. Über das Wurzelspitzenloch steht die Pulpa jedes Zahnes mit dem Ober- und Unterkiefernerv in Verbindung. Weil die Pulpa im Lauf des Lebens ständigen Reizen wie Wärme, Kälte und Druck ausgesetzt ist, kann sie sich im Laufe des Lebens immer mehr zurückbilden.

Druck und Zug kann Zähne verschieben

Gesunde Zähne wirken fest und unverrückbar. In Wirklichkeit sind sie jedoch alles andere als starr im Kiefer verkeilt. Durch Druck und Zug lassen sie sich allmählich verschieben - was zum Beispiel eine Korrektur von Fehlstellungen mit Zahnspangen oder -schienen ermöglicht.

Für die flexible, aber relativ hohe Festigkeit sorgt das Zahnbett, auch Zahnhalteapparat oder Parodontium genannt. Es besteht aus Zahnfleisch (Gingiva), Wurzelhaut (Desmodont), Wurzelzement und Kieferknochen (Alveole). Die Zahnwurzel ist über die Wurzelhaut am Kiefer befestigt. Tausende von Fasern sorgen für die bissfeste Verbindung zwischen dem Zahn und dem umgebenden Kieferknochen. Ein erwachsener Mensch kann 80 Kilogramm mithilfe von Zähnen und Kiefer hochheben. Das größte Gewicht, das mit einem intakten Gebiss bislang gestemmt wurde, betrug sogar mehr als 280 Kilogramm.

Das Zahnfleisch bedeckt den Kieferknochen und sitzt normalerweise dicht und stramm am Zahnhals. Gesundes Zahnfleisch ist straff und häufig von blass-rosa Farbe. Es hat eine leicht porige Oberfläche, ähnlich wie die Haut einer Orange. Spitz zulaufende Zahnfleischpapillen füllen die Zahnzwischenräume aus. Wenn das Zahnfleisch gesund ist, blutet es nicht beim Zähneputzen. Und wenn es blutet, ist das ein Warnsignal. Wer länger als zehn Tage blutendes und entzündetes Zahnfleisch hat, sollte zum Zahnarzt gehen.

Spucke heilt Wunden und Zahnschäden

Der Speichel hat viele Aufgaben. Er erleichtert das Kauen und Schlucken und ermöglicht, dass Nahrung gut zu schmecken ist. Er hält die Mundschleimhaut feucht und verhindert so Entzündungen. Sind Krankheitserreger in die Mundhöhle eingedrungen, wirkt der Speichel antibakteriell: Die Mikroben können sich nicht gut vermehren, Wunden heilen schneller. Zudem reinigt Spucke die Zähne und kann sogar leichte Schäden an deren Oberfläche reparieren.

Die großen Speicheldrüsen der Mundhöhle und die zahlreichen kleinen Speicheldrüsen der Mundschleimhaut produzieren täglich bis zu einem Liter Speichel. Die Flüssigkeit besteht zu 99 Prozent aus Wasser und enthält verschiedene Eiweißstoffe, Abwehrsubstanzen, Hormone und Spurenelemente. Hinzu kommen gelöste Mineralsalze wie Kalzium, Natrium, Magnesium, Phosphat und Fluorid. Die machen den Zahnschmelz hart und stärken seine Widerstandskraft gegenüber Säureattacken.

Die Bakterien im Mund lieben Süßes

Säure entsteht beim Verzehr von Kohlenhydraten, etwa von Zucker oder Stärke in Kartoffeln, Brot oder Nudeln. Denn Stärke und Süßes essen jene Bakterien gern, die die normale Mundflora ausmachen. Die Mikroben verwerten den in der Nahrung enthaltenen Zucker und bauen diesen dabei zu Säure ab. Dabei kann Karies entstehen, weil die Säure die Zahnoberfläche angreift und ihr die Minerale entzieht.

Auch Obstsäfte und saure Lebensmittel attackieren die Zahnoberfläche. Speichel verdünnt und neutralisiert solche aggressiven Säuren. Bei Karies im Frühstadium lagern sich gelöste Mineralien aus dem Speichel an die leicht geschädigten Stellen an, sodass die Oberfläche wieder verschlossen und gehärtet wird.

Wer zu wenig Speichel produziert, was an einem trockenen Mund zu erkennen ist, sollte den Speichelfluss zum Beispiel durch regelmäßiges Kauen zuckerfreier Kaugummis anregen. Das Kaugummi kann das Zähneputzen aber nicht ersetzen.

Während des Schlafs werden nur geringe Mengen Speichel produziert. Das heißt, auch die Abwehrfunktion des Speichels ist während des Schlafens reduziert. Deshalb ist es so wichtig, nach dem abendlichen Zähneputzen keine zuckerhaltigen Nahrungsmittel mehr zu essen.

Schallzahnbürste Test: Hier geht es zum Schallzahnbürsten Vergleich.

Rüdiger Braun
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