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Aus der Bahn geworfen Mario Barth, der Comedian des Volkes? Von wegen!

Der Comedian Mario Barth
Der Comedian Mario Barth
© AAPimages / Berndt / Picture Alliance
Der Comedian der kleinen Leute? So inszeniert Mario Barth sich gern. Der Millionär bewies nun allerdings, dass er keine Ahnung hat, wie man auf Augenhöhe mit "normalen" Menschen umgeht.

Oft heißt es ja, die lustigsten Comedians seien abseits der Bühne die ernsthaftesten Menschen. Ein Klischee, das ich zumindest aus meinen bisherigen Treffen zu Interviews durchaus bestätigen kann. Gelegentlich heißt es aber auch, die kumpeligsten, nahbarsten Komiker seien privat die unhöflichsten, mit der Nase am weitesten oben. Ich kann und möchte diese Behauptung natürlich nicht kommentieren, oft geht es hier sicher auch um eine falsche Erwartung der Fans und um das Bedürfnis von Künstlern, einfach mal Ruhe und etwas Privatsphäre zu haben. Im Falle des Mario Barth erinnere ich mich allerdings an die Klagen der Backstage- und Servicemitarbeiter einer großen Arena, in der er mehrmals aufgetreten war.

Ich hatte mich mit einer Freundin nach einer feuchtfröhlichen Aftershow-Party einer deutschen Technoband in den Katakomben der renommierten Location verirrt, und so verbrachten wir den restlichen Teil der Nacht im sehr netten Gespräch mit den verbliebenen Angestellten im Flur vor der Arenaküche. Und die Jungs und Mädels waren keine Freunde von Mario Barth: Im Vergleich zu großen Bands, berühmten Künstlern und auch im Vergleich zu namhaften Kolleginnen wie Cindy aus Marzahn, die man sehr nett fand, sei die Arbeit mit ihm jedesmal extrem aufwändig und unangenehm gewesen.

Mario Barth, der Freund der "normalen Leute"?

Diese Anekdote nur deshalb, weil Barth sich ja gern als Freund der kleinen Leute gibt. Man denke an seine Show "Mario Barth deckt auf", und auch an seine an den "einfachen Mann" perfekt angepasste Comedy. Im echten Leben liegt dem 49-Jährigen an den "einfachen Leuten", die ihm seinen Lebensstil so gutmütig finanzieren, offenbar eher wenig. Sein aktueller, bisher wohl größter Fauxpas macht das nur erneut deutlich: Barth fuhr mit zwei Begleitern im ICE, die drei saßen in einem eigenen Abteil. Als ein Schaffner der Bahn das Abteil betrat, hatte der Comedian seine Maske nicht auf. Er gibt an, dass er zuvor etwas getrunken hatte. Von der geltenden Maskenpflicht will er nichts gewusst haben, er sei davon ausgegangen, er müsse sie nicht unbedingt weiterhin tragen, da die kleine Gruppe in einem eigenen Abteil saß.

Der Schaffner, der tagtäglich in zahlreiche solcher Abteile eintreten muss, um seinen Job zu erledigen, sah das nachvollziehbarerweise anders. Er wies Barth auf die Maskenpflicht bei der Deutschen Bahn hin, woraufhin der jedoch zu diskutieren begann. Offenbar so hitzig, dass der Schaffner ihm schließlich verkündete, vom Hausrecht Gebrauch zu machen und ihn sowie seine Begleiter am nächsten Bahnhof des Zuges zu verweisen. Dort – in Hanau – wurde Barth dann von der Polizei empfangen, wie es jedem anderen Störenfried dieser Art auch passiert wäre. Hier können Sie alles über den Vorfall nachlesen.

Beleidigungen und Selbstinszenierung

Gern hätte sich Barth nach diesem Vorfall erneut als Stimme der Schwachen, Kleinen und Unterdrückten inszeniert, doch das gelang ihm nicht. Denn nicht nur bekommt man beim Ansehen des von ihm selbst geteilten Videoclips das Gefühl, dass das Bahnfahren an sich irgendwie unter seinem Niveau zu sein scheint, auch die Gesundheit des Schaffners und seiner Begleiter interessiert ihn ja augenscheinlich nicht besonders. Dem Bahnmitarbeiter wirft er vor, ein persönliches Problem mit ihm zu haben – beleidigt den Mann, der nur gewissenhaft die geltenden Regeln durchsetzt aber seinerseits mit Sprüchen wie: "Ich glaube, dass er Probleme mit dem Stuhlgang hat."

Auch mit den dazugerufenen Bundespolizisten diskutiert er noch eifrig, droht dann in alle Richtungen mit seinem Anwalt. Mario Barth, ein Millionär – der zuvor noch sagte, dass er im 6er-Abteil für nur drei Personen alle Plätze reserviert, "gekauft", habe, damit man unter sich bleiben kann –, pocht dann empört darauf, dass er nach dem selbstverschuldeten Rauswurf das Geld für seine Tickets zurückhaben will, weil er eine Haltestelle von Hanau nach Frankfurt nicht weiterfahren durfte. Es ist nicht schwer zu erkennen: Bei Mario Barth geht es ausschließlich um eines: um Mario Barth. Und Mario Barth lebt in einer Welt, in der die Probleme der "einfachen Menschen" nichts als lustige Anekdoten sind. Corona-Infektionen? Straftaten? Regeln und Gesetze? Rücksicht? Das kommt darin alles nicht vor. Ein Barth steht über den Dingen, die für andere Menschen unverrückbar sind. Der Comedian des Volkes? Von wegen.

Wirklich Gags für das neue Programm?

"Das ist doch ein neues Programm", versucht der aufgeregte Barth zu scherzen, als er durch den Hanauer Bahnhof hastet. Das dürfte er sich allerdings noch einmal überlegen, nachdem er die Kommentare unter seinem eigenen Instagram-Post mit dem entsprechenden Video gelesen hat. "Bisher fand ich Dich richtig gut – bisher", schreibt etwa eine Frau. "Wenn Du denkst, dass man sich als Promi alles erlauben kann, dann tust Du mir fast schon leid. Mitarbeiter, die ihre Arbeit machen, ins Lächerliche ziehen, mit Anwälten drohen und die Querdenker so unterstützen, das geht gar nicht." Und damit ist der Vorfall ziemlich gut zusammengefasst.

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