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Klimawandel Forscher besorgt: Der Klimawandel lässt Fische schrumpfen

Ein Fischschwarm im Meer
Ein Fischschwarm im Meer (Symbolbild)
© imagebroker / Imago Images
Mit dem Klimawandel steigen auch die Temperaturen in vielen Meeren und Flüssen. Die Fische, die dort leben, sind durchschnittlich kleiner als normalerweise. Forscher suchen nun nach der Ursache dafür – und sind besorgt.

Mit dem Anstieg der Wassertemperatur um ein bis zwei Grad haben sich wichtige kommerzielle Fischarten in der Nordsee in den vergangenen 40 Jahren bis 2008 um rund 16 Prozent verkleinert. Der Fall steht beispielhaft für die Auswirkungen der Erwärmung der Gewässer auf das Wachstum von Fischen.

Klar ist, dass die Fischerei, welche sich oftmals auf den Fang größerer Fische konzentriert, den Bestand kleinerer Fische begünstigt. Denn überleben Fische, die schnell geschlechtsreif werden und sich in früherem Alter fortpflanzen, wenn sie kleiner sind. Dies kann über Generationen weitergegeben werden und dazu führen, dass die betroffenen Fischarten im Lauf der Zeit kleiner werden.

Um nun die Auswirkungen des Klimawandels auf die Größe von Fischen zu untersuchen, kann man zum Einen Fische betrachten, die nicht von der Fischerei betroffen sind oder zum Anderen Fische in kontrollierter Umgebung, bei der die Wassertemperatur manipuliert wird. Letzteres hat gezeigt, dass Fische in dem Fall tatsächlich eine kleinere Größe erreichen. Dafür gibt es inzwischen auch schon eine Bezeichnung: die "Temperatur-Größen-Regel". 

Reduziertes Fisch-Wachstum: Gängigste Theorie geht von Zusammenhang zu erhöhter Sauerstoffaufnahme aus

Forscher:innen versuchen, das Phänomen zu erklären. Die aktuell gängigste Theorie sieht in dem reduzierten Wachstum von Fischen einen Zusammenhang zur Sauerstoffzufuhr. Die Kiemen, mit dem ein Fisch atmet, wachsen langsamer als der Rest des Körpers. Hat ein Fisch eine gewisse Größe erreicht, kann er nur noch ausreichend Sauerstoff zum Leben aufnehmen – aber nicht mehr zum Wachsen. Und bei steigenden Wassertemperaturen verbrauchen die Wassertiere mehr Sauerstoff. Ob das der Grund dafür ist, dass Fische durch die Erwärmung der Gewässer nicht mehr so groß werden wie unter Normalbedingungen, darüber sind sich Forscher:innen uneinigig.

Der Außerordentliche Professor für Ökophysiologie der Tiere an der Deakin Universität in Australien, Timothy Clark, hat deshalb gemeinsam mit einem Team Langzeitversuche durchgeführt und Fische wärmerem Wasser als normal ausgesetzt. Dabei hätten sie versucht, den Fischen zusätzlichen Sauerstoff zuzuführen, was die Theorie schließlich widerlegt haben soll. "Der Stoffwechsel der Fische nimmt zwar mit der Erwärmung des Wassers zu, aber wir haben festgestellt, dass die Kiemen ausreichend wachsen, um mit dem erhöhten Sauerstoffbedarf Schritt zu halten, wenn die Fische größer werden", schreibt er in einem Artikel des Netzwerks "The Conversation".

Forscher:innen sehen Ursache in Fokus auf Fortpflanzung

Den Forscher:innen zufolge muss das verringerte Wachstum also einen anderen Grund haben. Fische wachsen in wärmerem Wasser schneller und erreichen in früherem Alter und bei geringerer Körpergröße die Geschlechtsreife. "Es ist möglich, dass die Fische, sobald sie mit der Fortpflanzung beginnen, ihre Energie eher in die Fortpflanzung als in das weitere Wachstum stecken", so der Forscher. Ob die verringerte Energiezufuhr in das Körperwachstum mit einer Anpassung zur Fortpflanzung zusammenhängt, lässt sich damit aber wohl noch nicht sicher sagen. 

Für Clark ist indes gewiss: "Fische können nicht ewig weiter schrumpfen." Schließlich gebe es eine Mindestgröße, die jede Art erreichen müsse, um eine lebensfähige Population zu erhalten. Prognosen zufolge werden die Auswirkungen der weltweiten Klimaerwärmung auf die Ökosysteme in Gewässern noch deutlich zunehmen. Und das Phänomen trifft offenbar auch bei anderen Tierarten auf. Forscher aus den USA kamen in einer Studie zu dem Ergebnis, dass Zugvögel in den vergangenen 40 Jahren kontinuierlich kleiner und leichter geworden sind. Laut einem Bericht des SWR von Ende 2019 stehe dies ebenfalls wie bei den Fischen in direktem Zusammenhang mit dem Klimawandel. Für die Forscher:innen ist das ein Grund zur Sorge, denn: "Wenn ihr gesamter Lebensraum zu warm wird, stirbt die Art aus."

Quellen: The Conversation, SWR

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