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Große Fortschritte Wie Forscher mit einer neuen Methode Rheuma heilen wollen

Zwei Frauen in Kitteln an einem Mirkoskop
Im Rheuma-Forschungszentrum untersuchen Mitarbeiterinnen die Zellen junger Patienten
© Fabian Zapatka
Millionen Menschen leiden an Autoimmunerkrankungen wie Rheuma. Bislang galt die Heilung als schwierig. Das liegt an Zellen, die dem Körper helfen sollen, ihn aber attackieren. Wissenschaftler wollen diese Angreifer unschädlich machen. Ihr Mittel: Gedächtnisschwund.
Von Tobias Asmuth

Ein Wolf hat Mirko Häse in die Berliner Charité geführt. So heißt die Krankheit, die das Leben des 46-Jährigen bedroht: systemischer Lupus erythematodes. Lupus ist lateinisch für Wolf. Der Name rührt wohl daher, dass die Spuren, die diese Erkrankung an der Haut hinterlassen kann, früher die Menschen an die Narbe eines Wolfsbisses erinnerten.

Der Wolf ist tückisch: Vor drei Jahren hatte Häses Körper angefangen, in sich selbst einen Feind zu erkennen. Der Patient hatte keine Chance, dem Leiden und den damit verbundenen Schmerzen zu entkommen. Der Grund für den Ausbruch seiner Krankheit liegt wahrscheinlich in einer Genmutation, die etwa durch eine Virusinfektion ausgelöst wird.

"Der systemische Lupus bringt das Immunsystem dazu, in den abgestorbenen Zellen des eigenen Körpers Eindringlinge zu sehen. Es versucht, sie mit einer Entzündungsreaktion zu vernichten", sagt Gerhard Krönke, Leiter der Rheumatologie und Klinischen Immunologie an der Charité, an der auch Menschen mit Autoimmunerkrankungen wie dem systemischen Lupus behandelt werden.

Die beiden Ärzte am Tisch im Gespräch mit ihrem Patienten
An der Charité klären die Rheumatologen Gerhard Krönke (l.) und Udo Schneider den Patienten Mirko Häse (r.) über Chancen und Risiken der neuen Therapie auf
© Fabian Zapatka

Es ist ein gefährlicher Kampf, den das Immunsystem da führt, denn je stärker es sich müht, den vermeintlichen Feind zu besiegen, desto gieriger breitet sich die Krankheit aus. Der Lupus greift Muskeln, Gelenke, das Nervensystem und in schweren Fällen Organe an, manchmal das Herz, oft die Nieren. "Wenn die Nieren betroffen sind, wird es ernst", sagt Krönke. "Früher hatten solche Menschen oft schlechtere Prognosen als Krebspatienten." Auch bei Mirko Häse hat die Krankheit eine chronische Nierenentzündung ausgelöst.

Der Körper hatte angefangen, in sich selbst einen Feind zu sehen

Der Fachbereich der Immunologie hat mittlerweile zahlreiche Medikamente entwickelt, sogenannte Biologica, die das Sperrfeuer des Immunsystems gegen den eigenen Körper unterdrücken. Aber die Abwehrzellen des Patienten Häse gehen trotz der Arzneien immer wieder in die Offensive; ihnen gelingen Durchbrüche, die nur mit hohen Dosen Kortison aufgehalten werden können. Die Krankheit hetzt den Körper erbarmungslos gegen sich selbst auf. Eine Heilung? Galt lange als ausgeschlossen.

Doch in den vergangenen Jahren hat die Forschung große Fortschritte gemacht.

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