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Affäre um Geheimpapiere "Außerordentlich stur": Trump soll Versuche seiner Anwälte abgelehnt haben, ihn vor Anklage zu bewahren

Der klügste Mann im Raum? Donald Trump, ehemaliger Präsident der USA
Der klügste Mann im Raum? Donald Trump, ehemaliger Präsident der USA
© Andrew Harnik / AP  / DPA
Donald Trump muss sich wegen seines Umgangs mit geheimen Regierungsunterlagen vor einem Bundesgericht in Miami verantworten. Laut "Washington Post" hätte es vielleicht nicht so weit kommen müssen, wenn Trump auf seine Anwälte gehört hätte.

Wer sich selbst vertritt, hat einen Narren zum Mandanten, sagt der Volksmund. Donald Trump scheint dennoch der Meinung zu sein, dass er schlauer ist als seine Anwälte. In der Affäre um die Aufbewahrung von Geheimdokumenten in seinem Anwesen in Florida habe der ehemalige Präsident mehrfach seine Rechtsvertreter und Berater abblitzen lassen, als diese ihn dazu bewegen wollten, das sensible Material zurückzugeben, um so die rechtlichen Folgen zu minimieren, berichtet die "Washington Post" unter Berufung auf sieben Berater des Republikaners.

Trump soll selbst Hinweise langjähriger Berater ignoriert haben

Seit das Nationalarchiv im Februar 2021 zum ersten Mal die Herausgabe von Dokumenten aus seiner Amtszeit von Trump verlangt habe, bis zur Anklageerhebung durch eine Grand Jury vor wenigen Tagen in Miami sei der 77-Jährige "außerordentlich stur" gewesen, wenn es darum ging, mit Regierungsvertretern zu verhandeln, schreibt die Zeitung. Er habe sich wiederholt geweigert, die Akten zurückzugeben, selbst als einige seiner dienstältesten Berater vor der Gefahr gewarnt hätten und einige sogar nach Mar-a-Lago geflogen seien, um ihn persönlich darum zu bitten.

Als einer seiner Anwälte, Christopher Kise, im Herbst 2022 vorgeschlagen habe, sich in aller Stille mit dem Justizministerium zu treffen, den Ermittlern ein professionelles Vorgehen und die Aushändigung aller Papiere zu versprechen und einen Vergleich auszuhandeln, der eine Anklage vermeiden könnte, lehnte Trump diesen Plan der "Washington Post" zufolge ab. Stattdessen sei er dem Rat von Tom Fitton, Vorsitzender der konservativen Gruppe Judicial Watch, gefolgt, die Verschlusssachen zu behalten und die Bemühungen des Ministeriums um ihre Rückgabe zu bekämpfen.

Kises Vorschlag war laut dem Blatt eine von vielen Gelegenheiten, bei denen Anwälte und Berater vergebens versuchten, Trump zu einer kooperativeren Haltung zu bewegen. Dieser habe ihnen gegenüber jedoch regelmäßig Fitton zitiert, der die Ansicht vertrete, Trumps Anwälte hätten sich aggressiver gegen die Ermittlungen wehren müssen. Mehrere Informanten erklärten gegenüber der Zeitung, dass sie Fitton dafür verantwortlich machen, dass Trump der Überzeugung sei, er habe das Recht gehabt, die geheimen Akten zu behalten.

"Trump hört nicht gerne auf seine Anwälte", konstatierte die "New York Times"-Reporterin und Pulitzerpreis-Trägerin Maggie Haberman schon im vergangenen August. Für seine Rechtsvertreter sei es enorm aufwändig, den Republikaner dazu zu bringen, ihren Ratschlägen zu folgen. Das sei auch schon lange vor Trumps Präsidentschaft so gewesen.

Trump spricht von "politischem Auftragsmord"

Seit Dienstag ist Trump nun als erster ehemaliger Präsident in der Geschichte der Vereinigten Staaten vor einem Bundesgericht angeklagt. Vorgeworfen werden ihm eine Verschwörung zur Behinderung der Ermittlungen und die gesetzeswidrige Aufbewahrung höchstsensibler Informationen – insgesamt 37 Straftaten. Laut Anklageschrift verwahrte Trump Kisten mit Verschlusssachen in seinem Schlafzimmer, einem Badezimmer, einer Dusche, einem Ballsaal und einem Lagerraum. Einige Kisten hätten zeitweise in einem Raum gestanden, in dem öffentliche Veranstaltungen stattfanden. Ein Lagerraum sei über einen öffentlichen Pool-Bereich einfach zu erreichen gewesen.

Trump bekannte sich "nicht schuldig" und wertet die Anklage als politisch motivierten Versuch der Demokraten, ihn von einer zweiten Amtszeit im Weißen Haus abzuhalten. Er spricht von "politischem Auftragsmord" und "Kriegsführung" mit juristischen Mitteln. Den Sonderermittler in dem Fall, Jack Smith, beleidigte er als "geistesgestört" und "Verbrecher".

"Er ist nicht in der Lage, ein Fehlverhalten zuzugeben", sagte Trumps ehemaliger Stabschef, John F. Kelly, am Dienstag über seinen früheren Boss. Besonders unwahrscheinlich sei es, dass er Anfragen nachkomme, die von Personen oder Behörden kämen, die er nicht mag. Der 77-Jährige habe die Dokumente behalten wollen und gemeint: "Sie werden mir nicht sagen, was ich zu tun habe. Ich bin der klügste Mann im Raum", erklärte Kelly.

Vielleicht waren Trumps Anwälte in diesem Fall aber doch klüger. Denn, wie die Informanten der "Washington Post" deutlich machten: Für die Dokumente, die Trump freiwillig zurückgegeben hat, wurde er nicht angeklagt.

Quellen: "Washington Post"CNN.

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