Lesezeichen setzen Merken

Der häufige Regen lässt ihn kribbelig werden

Die Witterung ist das A und O in der Landwirtschaft - Wie Paul Ehmer aus Beilstein mit Wettergott Petrus klar kommt

Von Anja Krezer
  |    | 
Lesezeit  2 Min
Der häufige Regen lässt ihn kribbelig werden
Und wieder was drin! Kaum ein Tag im August, an dem Paul Ehmer aus Beilstein nichts in seinem Regenmesser vorgefunden hat. Die nasse Witterung trübt die Laune des Landwirts. (Fotos: Anja Krezer)

Von Anja Krezer

Über 50 Jahre als Landwirt haben Paul Ehmer gelehrt, Ruhe zu bewahren. Aber der Regen fast den ganzen August über setzt ihm doch zu: „Man wird kribbelig.“ Längst sollte der 65-Jährige mit dem Grubber, einer Maschine mit gröberen Zinken, über die 36 Hektar abgeernteter Getreidefelder fahren, um den Boden sechs bis acht Zentimeter tief zu bearbeiten.

In einem normalen Jahr wäre er mit dem Stoppelumbruch schon fertig. 2006 nicht. Nach der Getreideernte mussten Else und Paul Ehmer jeden der wenigen regenfreien Tage nutzen, um im Wengert zu schaffen. Laub schneiden zum Beispiel. Jetzt ist es zu nass für den Grubber.

Gibt’s Regen? Wird’s warm? Wann wird’s besser? Kaum jemand ist so sehr aufs Wetter angewiesen wie ein Bauer. Ehmer: „Danach richtet sich die gesamte Arbeitseinteilung.“ Mindestens einmal täglich schaut er den Wetterbericht im Fernsehen an, zusätzlich guckt er im Internet nach. Wenn es geregnet hat, wird sofort der Regenmesser abgelesen, der im Garten steht. 13 Liter waren es am Dienstagmorgen zusammen mit dem, was am Montag runterkam. Zu viel, um den Grubber aus der Scheune zu holen. „Da ist man dann schon gefrustet.“ Je mehr Zeit jetzt verstreicht, desto dichter drängt sich die Arbeit später: Elf, zwölf Stunden auf dem Schlepper sind dann an der Tagesordnung. Statt Bodenbearbeitung macht Ehmer an diesem Morgen Schlechtwetter-Arbeit: Maschinen putzen. Zum Glück baut er keinen Raps an. „Der müsste jetzt dringend gesät werden. Da wäre ich jetzt nervös.“

Selbst im Schlaf verfolgt den Landwirt das Wetter: „Neulich habe ich geträumt, ich hätte noch Getreide stehen“, sagt er und lacht. Hat er nicht. Am 29. Juli war bei ihm das Dreschen beendet, zwei Tage später das gesamte Stroh gepresst. „Wir haben den letzten Strohhaufen abgedeckt - dann kam der Regen.“

Wetterkapriolen - die gab es schon immer, sagt Ehmer. Er hat in alten Unterlagen aus seiner Lehrzeit nachgelesen: „Im August 1960 hat es genauso viel geregnet wie jetzt.“ Und klar, der trockene Sommer 2003 fällt ihm ein: „Damals haben wir um diese Zeit Wasser in den Wengert gefahren.“ 1977 hat es ihm bis zu 90 Prozent seines Getreides und seiner Trauben verhagelt. Gegen Hagel kann sich ein Landwirt versichern. Gegen extreme Trockenheit oder andere meteorologische Unbill nicht. Hagelschäden gab es auch dieses Jahr bei den Trauben und bei der Sommergerste. Im Wengert fiel das aber nicht ins Gewicht: „Wir machen eh’ Ertragsregulierung und schneiden dann halt die angeschlagenen Trauben raus.“

Bis jetzt setzt die kühle Witterung Mais und Rüben nicht allzu sehr zu, sagt Ehmer. Ein paar Grad mehr wären aber nicht schlecht, vor allem für die Trauben. Wenn ihm die Witterung bei der Bodenbearbeitung auch einen Strich durch die Rechnung macht: „Dem Mais und den Rüben tut der Regen gut.“ Der Juli war doch arg trocken.

Das ideale Wetter? „Das wäre, wenn es einmal pro Woche nachts regnet - zum Leidwesen aller Festlesgänger am besten samstags, damit wir montags wieder arbeiten können“, sagt Ehmer. In der Realität gibt’s das fast nie. „Man muss es halt nehmen, wie es kommt und das Beste draus machen.“

Der häufige Regen lässt ihn kribbelig werden
Schlechtwetter-Arbeit: Weil es zu nass für die Bodenbearbeitung ist, putzt Paul Ehmer den Laubschneider für den Wengert mit dem Hochdruckreiniger.
  Nach oben