Verschiedene Perspektiven
Die Perspektiven nach dem Studium lassen so manchen Absolventen verzweifeln. Verbleibstudien zeigen, dass gerade in den ersten drei Jahren der Berufseinstieg nicht problemlos und nicht auf Anhieb gelingt. Politolog:in ist kein Beruf wie Jurist:in oder Ingenieur:in und er ist auch nicht wie jene heiß begehrt und stark nachgefragt. Und doch trifft sich die Mehrzahl der Politologinnen nur als Fahrgäste am Taxistand wieder (und nicht als Fahrer, wie ein weit verbreitetes Klischee besagt).
Wie die Studien belegen, gibt es eine Vielzahl von Bereichen, in denen Politikwissenschaftler:innen sich verdingen können. Ein Teil bleibt an der Universität und setzt seine Forschungstätigkeit mit einer Promotion oder der Mitarbeit in einem Projekt fort. In Medieneinrichtungen kommt der zweitgrößte Prozentsatz der Absolvent:innen unter. Dabei sind sie nicht immer als Journalisten für die Politik- und die Lokalsparte tätig, sondern auch mal für eine Fußballsendung im Fernsehen, wie Jochen Breyer.
Da gerade der Journalistenberuf sich ungebremster Beliebtheit – und das nicht nur bei Hochschulabsolvent:innen – erfreut, sind Praktika und freie Mitarbeit bei Redaktionen für den Berufseinstieg unerlässlich. In der öffentlichen Verwaltung arbeiten Politolog:innen zumeist als Sachbearbeiter:in oder Referent:in. Der Zugang zum höheren Dienst bleibt allerdings eher Wirtschaftswissenschaftler:innen vorbehalten.
Wer Politikwissenschaft auf Lehramt studiert (oft auch in Kombi mit Wirtschaft), setzt auf eine relativ sichere Karte: Im Gegensatz zu befristeten Stellen von Kommiliton:innen, zum Beispiel in der Erwachsenenbildung oder der Volkshochschule, können absolvierte Lehrämter:innen auf eine sichere Stelle hoffen.
Wie viele Stellen für Lehrer:innen der Politikwissenschaften ausgeschrieben werden, ist jedoch selbst Gegenstand politischer Entscheidungen und damit nicht sicher abzusehen – und dazu noch je nach Bundesland und Schulart unterschiedlich. Einige Hinweise Stand 2017 finden sich hier und auf der Link-Sammlung von bildungsserver.de.
Ein weiterer Tätigkeitsbereich sind die privaten Dienstleistungen. Politolog:innen unterstützen Verbände oder Nichtregierungsorganisationen in ihrer Lobbyarbeit (Politikfeldberatung) oder stehen Parteikandidat:innen im Wahlkampf zur Seite (Kommunikative Politikberatung). Politikwissenschaftler:innen sind also auf dem Arbeitsmarkt nicht chancenlos, sie müssen aber gelegentlich Kompromisse machen.