Ausnahmsweise ohne Ärger: Die Bahn und eine Baufirma feiern bei der Eröffnung eines WCs namens Rail & Fresh am Bahnhof den Fortschritt.

Stuttgart - Die Zukunft des Stuttgarter Hauptbahnhofs beginnt am Montagmorgen kurz nach zehn Uhr. An einem Ort, der früher Bahnhofstoilette hieß, stehen rund zehn Männer in Anzügen. Es riecht intensiv nach Wunderbaum, Duftrichtung Zitrone. Aus einem Lautsprecher blubbert Musik, auf einem Flachbildmonitor läuft Werbung. Schräg unterhalb des Monitors steht Georg Huckestein. Herr Huckestein ist der Managing Director der Hering Bau GmbH. Er trägt eine blau-rot gestreifte Krawatte und hält einen Zettel in der Hand. "Leider", sagt er, "haben öffentliche WC-Anlagen nicht immer ein gutes Image."

Das soll sich nun am Stuttgarter Hauptbahnhof grundlegend ändern. Die neue Toilettenanlage am Mittelabgang heißt Rail & fresh. Dass sie nun in Betrieb genommen wird, ist der Baufirma und der Bahn Station & Service, einer Tochterfirma der Deutschen Bahn, eine Eröffnungsfeier wert. Auf einem Tischchen mitten im Sanitärbereich türmen sich Bagel und Muffins, in Thermoskannen dampft der Kaffee. Herr Huckestein freut sich, dass so viele gekommen sind, er bedankt sich bei allen aus seinem Team, die diesen Tag möglich gemacht haben.

Schließlich ist dies der Abschied von jenen öffentlichen Toiletten, die Passagiere der Bahn bisher gekannt haben. "Wir wollen neue Maßstäbe setzen", sagt Huckestein und brennt anschließend ein Feuerwerk ab. Er spricht von den "Beautyplätzen", in den Rail & fresh-Anlagen und davon, dass man den Geruchs- und den Hörsinn der Benutzer ansprechen wolle. Wer die Anlage betrete, solle eine "Wohlfühlatmosphäre" erleben.

Das Image des Bahnhofs soll gestärkt werden


Vor der Eingangstür stehen zwei ältere Damen, denen es offensichtlich pressiert. Doch sie kommen ein paar Minuten zu früh in das sanitäre Erlebniscenter. Georg Huckestein erzählt gerade auf der Eröffnungsfeier von der "Geburtsstunde von Rail & fresh" und davon, wie nun eine neue Zeitrechnung anbreche: "Wir wollen das Image der WC-Anlagen stärken und das Image des Bahnhofs stärken."

Das ist keine kleine Aufgabe in Stuttgart. Unweit vom Mittelabgang hängen am Bauzaun Plakate, auf denen Politiker und der Bahn-Chef zu sehen sind. Die Aussagen unterscheiden sich voneinander. Aber oft geht es darum, dass den Politikern der Volkswille an jenem Körperteil vorbeigehe, der auch in der Rail &fresh-Anlage eine Rolle spielt.

Die neue Toilettenwelt ist an diesem Tag noch in Ordnung. Vor dem Buffet steht ein Rundgang an. Herr Huckestein erklärt, wie die Ein-Euro-Wertbons für die Anlagen funktionieren. Einer seiner Mitarbeiter zeigt, wie sich die "Speedgates" am Eingang blitzschnell öffnen. Das gefällt auch dem Mann von der Bahn Station & Service: "Unseren Toilettenkunden wünsche ich viele schöne Erfahrungen bei ihren Geschäften."