Auf ihrer Homepage hat die Sparkasse Fürstenfeldbruck den drastischen Schritt noch nicht offenbart. Dort listet das öffentlich-rechtliche Kreditinstitut ausführlich auf, wie und wo es sich im Gemeinwesen überall engagiert. Und unter der Rubrik "Lebendige Kunst und Kultur" findet sich auch und noch immer eine Unterstützung, die jeder Kunde der Hauptfiliale im Zentrum der Kreisstadt kennt, wenn er nicht vollkommen ignorant mit geschlossenen Augen durch die Welt läuft: Man biete mit Veranstaltungen und Ausstellungen in den "eigenen Räumlichkeiten selbst ein Forum für künstlerischen Austausch", heißt es.
So sah die erste Etage in dem auffälligen Kachelbau über Jahrzehnte hinweg Kunst jeglicher Colour, und das im monatlichen Wechsel. Auch die Brucker Farb-Künstler, vormals Brucker Freizeitmaler, durften sich dort präsentieren, bis 2008 jährlich, später im Zwei-Jahres-Rhythmus, zuletzt 2019 mit der Jubiläumsschau zu ihrem 40-jährigen Bestehen. Dann kam die Corona-Zwangspause. Als sich Vorsitzende Rita Plafka nun wieder nach einem Termin erkundigen wollte, erhielt sie eine Antwort, die sie zu einer alarmierenden Pressemitteilung veranlasste: "Künstler verlieren ihren letzten Sponsoren", lautet die Überschrift. Ein Aufschrei. Denn: "Die Sparkasse stellt die Ausstellungen ein."
Dass sich jemand verletzt fühle, wenn Liebgewonnenes aufgegeben werde, kann der neuen Sparkassenchef verstehen. Frank Opitz räumt die Sparmaßnahme auch unumwunden ein. Zum einen führt er Personalmangel an. Demnach hat sich ein Mitarbeiter um die Ausstellungen gekümmert, der in Pension gegangen ist. Einen solchen Spezialisten zu finden, sei schwer. Aber auch auf anderen Gebieten wie dem Rechnungswesen oder der Kundeberatung herrsche Fachkräftemangel, so der Vorstandsvorsitzende. Und wenn er nun die Wahl zwischen einem Ausstellungsberater und einem Kundenberater hätte, müsse er sich natürlich für Letzteren entscheiden.
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Diese Prioritätensetzung führt Opitz auch auf den zweiten Punkt zurück, der mit zur Beendigung der Ausstellungstätigkeit geführt hat. Das "Breiteninteresse" an den Ausstellungen sei immer weiter zurückgegangen, so der Banker. Die Folge aus dem allen: Die Sparkasse wird weiter Kunst und Kultur fördern, sich dabei aber auf ihre "Kernkompetenz" konzentrieren, nämlich das "Sponsoring" mit Geld. Als Beispiel führt er den Kunst-Förderpreis des Landkreises an, der alle zwei Jahre vergeben wird. Ankäufe von Kunstwerken, was bereit vor Jahren eingestellt worden sei, werde es aber auch nicht wieder geben.
Allgemein sei man im Bereich von Kultur, Sport und Sozialem im Landkreis der größte Förderer. Opitz nennt hier eine Größe von etwa 250 000 Euro im Jahr. Aber in Bezug auf Kunst-Ausstellungen skizziert er eine neue Strategie: "Wir konzentrieren uns auf Bereiche, die deutlich mehr Kundeninteresse finden." Und dazu zählt er Fußball-Sparkassencup, Berufsinfo-Messe, Planspiel Börse, Abiturienten-Seminar oder das Knax-Spielfest. Künstlern ein Ausstellungsforum zu bieten, das gehört nicht mehr dazu.
Und deshalb müssen sich Vereinigungen wie die Brucker Farb-Künstler neu umsehen. Das sei nicht leicht und werde teurer, sagt die Vorsitzende. So hatte ja die Sparkasse stets die Einladungskarten gedruckt und verschickt sowie die Vernissage ausgerichtet. Räumlichkeiten hat Plafka für nächstes Jahr im evangelischen Gemeindehaus in Eichenau gefunden. Für sie aber stellt das nur nur eine "Zwischenlösung" dar.
Die Freizeitmalerin hofft auf Unterstützung durch die Stadt Fürstenfeldbruck. Diese habe es bisher noch nie gegeben, bedauert die Sprecherin der insgesamt 16 Farb-Künstler und findet für die Entwicklung nur resignative Worte: Wer nicht von Kritikern hochgelobt werde und es sich leiste könne, teure Ausstellungsräume anzumieten, der male für die Schublade. Kurz: "Vorerst hinterlässt der Vorstandsbeschluss der Sparkasse jedenfalls ein Vakuum und tiefe Ratlosigkeit."