Basketball:Die Unvergleichlichen

Lesezeit: 3 min

Er wird noch Zeit brauchen, dennoch ist die Rückkehr von Routinier Omari Knox (rechts, gegen Sasha Grant, 17) eine gute Nachricht für die Tropics. (Foto: Claus Schunk)

Im zweiten Pro-B-Derby zwischen Oberhaching und dem FC Bayern II werden beim 81:63 Auswärtssieg der Münchner die höchst unterschiedlichen Voraussetzungen erkennbar.

Von Jonas Kraus, München

Weihnachten kann kommen. Zumindest wenn es nach Demond Greene, dem Trainer von Bayerns Basketball-Reserve geht, der dem 24. Dezember ganz entspannt entgegenblicken kann. "Meine Spieler haben mir heute meinen größten Wunsch schon erfüllt", sagte er am Samstagabend nach dem Drittliga-Derby beim TSV Oberhaching. "Ich hätte nicht abschalten können, wenn wir verloren hätten", sagte er, "ich wäre bis Heiligabend mit der Spielanalyse beschäftigt gewesen." Das kann er sich sparen. Seine Bayern ließen keine Zweifel daran aufkommen, dass sie dem ehemaligen Nationalspieler ein besinnliches Fest ermöglichen wollten und fertigten die Tropics mit 81:63 ab.

Dass dieses Spiel derart deutlich endete, mag auf den ersten Blick verwundern. Tabellarisch befanden sich beide Teams vor dem zwölften Spieltag auf Augenhöhe, Bayern II war mit fünf Siegen und sieben Niederlagen als Drittletzter der Pro B nur einen Platz besser positioniert als die Tropics, deren neun Pleiten nur drei Siege gegenüberstanden, einer davon aus dem vorherigen Heimspiel gegen den Tabellendritten Baunach. Ihre Voraussetzungen sind aber grundverschieden. Während Aufsteiger Oberhaching mit einem Kader voller Nichtprofis den Ligaverbleib als Ziel ausgegeben hatte, wollen die Münchner schon weiter vorne angreifen, doch zahlreiche Verletzungen machten ihnen bislang einen Strich durch die Rechnung.

Erst in der Vorwoche beim Sieg gegen Erfurt hatte Green zum ersten Mal seinen kompletten Kader zur Verfügung - und der hat Potenzial. "Die Bayern sind so gut aufgestellt, dass sie da unten nichts zu suchen haben", sagte Oberhachings Trainer Mario Matic. Er machte keine Anstalten, die Niederlage schönzureden, wenngleich auch sein Team im bisherigen Verlauf der Saison von schweren Verletzungen heimgesucht worden ist. "Die Bayern haben verdient gewonnen", sagte er, "ganz klar."

Die Anfangsphase konnte Oberhaching noch ausgeglichen gestalten, in den ersten Spielminuten wechselte viermal die Führung. Es hatte den Anschein, als würde die Partie einen ähnlich dramatischen Verlauf nehmen wie das ersten Aufeinandertreffen, als die Bayern erst nach doppelter Verlängerung 94:82 gewannen. Angetrieben von 500 Fans in der erstmals ausverkaufen Grundschulhalle in Deisenhofen erspielten sich die Hachinger nach etwas mehr als vier Minuten gar eine 10:5-Führung. Besser sollte es aus Sicht des Aufsteigers aber nicht mehr werden. Binnen knapp zwei Minuten stellten die Bayern auf 13:12 und zogen in der Folge immer weiter davon.

"Der Schlüssel zum Sieg war unsere Defense", resümierte Greene. Die Gäste wirkten unter dem Korb entschlossener und kämpften leidenschaftlich um jeden Ball. Letztlich sammelten die Münchner 39 Rebounds, Haching nur 21. "Da haben wir zu viel abgegeben", monierte Matic. Der Athletik der Bayern, die durch den Sieg auf den letzten Playoff-Platz acht springen, habe man nichts entgegenzusetzen gehabt.

Nach dem ersten Viertel führten die Gäste 20:14, zur Halbzeit 44:30. Näher kamen die Tropics den Münchnern nicht mehr, weil sich zur Rebound-Schwäche ein zweites Problem gesellte: Die Dreier wollten nicht fallen. "Wir haben uns offene Würfe erarbeitet", sagte Matic, "aber die nicht getroffen." Lediglich sechs von 30 Versuchen von außerhalb fanden ihren Weg ins Ziel, zu wenig, um den Rückstand gegen die stark verteidigenden Bayern zu verkürzen. Diese punkteten kontinuierlich und setzten sich, angeführt von den Topscorern Matej Rudan und Viktor Frankl-Maus mit je 15 Zählern, immer weiter ab.

Auch Oberhachings Rückkehrer Omari Knox, 33, konnte daran nichts ändern. Der US-Amerikaner, der nun auch die deutsche Staatsbürgerschaft besitzt und vergangene Saison bei den Hellenen München spielte, stand nach Verletzungspause erstmals wieder für die Tropics auf dem Parkett - und wird das bis Saisonende tun, wie Matic mitteilte. Trotz seiner neun Punkte war ihm anzumerken, dass er Zeit braucht. "Mittelfristig wird er uns aber sehr weiterhelfen", ist sich Matic sicher, in dessen Team lediglich Moritz Wohlers (11) und Peter Zeis (10) zweistellig punkteten.

Knox' Verpflichtung ist aus Sicht der Tropics die erfreulichste Nachricht zum Abschluss eines Jahres, das mit dem Aufstieg aus der Regionalliga nicht turbulenter hätte verlaufen können. "Was hier entstanden ist, ist absolut grandios", sagte Matic. Der Zusammenhalt der Mannschaft hat unter der Ergebnismisere bislang nicht gelitten, das wurde am Samstag deutlich. Als sich die meisten Zuschauer schon verabschiedet hatten, blieb ein Gros der heimischen Spieler zurück in der Halle. Nicht, um sich auszulaufen oder noch ein paarmal auf den Korb zu werfen. Sondern um beim Aufräumen zu helfen und die Stühle einzusammeln. Muss ja auch jemand machen, so kurz vor Weihnachten.

© SZ vom 23.12.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: