Aufzüge:Bundesregierung kippt Paternoster-Verbot

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Paternoster fahren etwa 30 Zentimeter pro Sekunde. Hier ein Modell aus dem Rathaus von Duisburg. (Foto: Roland Weihrauch/dpa)
  • Die Bundesregierung wollte aus Sicherheitsgründen die Benutzung von Paternoster-Aufzügen nur noch eingeschränkt gestatten.
  • Nach heftigen Protesten wurde das Verbot nun zurückgezogen. Es müssen aber künftig Hinweisschilder auf die Gefahren hinweisen.
  • Bei einem Paternoster werden die Kabinen über Rollen in einem Umlaufsystem wie in einer Endlosschleife bewegt.

Paternoster dürfen bleiben

Nach heftigen Protesten kippt die Bundesregierung das Verbot für Paternoster. Eine entsprechende Änderung der Betriebssicherheitsverordnung passierte das Bundeskabinett in Berlin. Betreiber werden nun verpflichtet, etwa auf Schildern über die Gefahren der historischen Aufzüge hinzuweisen. Benutzer sollen angehalten werden, sich so zu verhalten, dass nichts passiert.

Am 1. Juni war eine Neufassung der Verordnung in Kraft getreten, nach der die sogenannten Personenumlaufaufzüge nur noch eingeschränkt benutzt werden dürfen. Beschäftigte etwa in einem Bürohaus müssen seither vom Arbeitgeber in die Benutzung eingewiesen werden. Für Besucher sollten die Aufzüge demnach nicht mehr zugänglich sein. Seit einigen Jahren gibt es auch seitens der Länder Vorstöße für Einschränkungen von Paternostern, weil es immer wieder zu teils schweren Unfällen kommt.

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So klemmte sich in Frankfurt am Main eine Frau die Beine ein, in Oberhausen drückte eine Kabine vor Jahren einen kleinen Jungen in den Schacht. Als das Paternoster-Verbot nun bekanntgeworden war, gab es aber heftige Proteste dagegen. In Unternehmen und Verwaltungsgebäuden gibt es noch rund 250 Umlaufaufzüge.

Die neue Verordnung bedarf dann auch noch der Zustimmung des Bundesrates. Weil die Länder an der Neuregelung beteiligt waren, gilt dies als sicher.

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Gegen Ende des 19. Jahrhunderts galt der Paternoster als Revolution in der Aufzugtechnik. Der Duden nennt ihn einen "Aufzug mit mehreren vorne offenen Kabinen, die ständig in der gleichen Richtung umlaufen". Auch dass der Volksmund diese besondere Art von Fahrstuhl gern "Beamtenbagger" nennt, verschweigt der Duden nicht.

Den Ursprung des Begriffs Paternoster führen die Sprachwissenschaftler auf das katholische Rosenkranz-Gebet zurück. Neben einem Kreuz besteht die christliche Gebetskette aus 59 kleinen und großen Kugeln, die zwischen den Fingern weitergeschoben werden. Dabei stehen die kleinen Perlen für zehn Ave Maria, die jeweils größeren für ein Vaterunser - lateinisch "Pater Noster". Die schon im 3. und 4. Jahrhundert unter Mönchen als Vorläufer des Rosenkranzes entstandenen Gebetsketten wurden "Paternosterschnüre" genannt, denn das Vaterunser war das gebräuchlichste Gebet.

Den Gebetsketten vergleichbar, die beim Beten durch die Finger gleiten, werden die Kabinen eines Paternosters über Rollen in einem Umlaufsystem wie in einer Endlosschleife bewegt.

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