Basketball:Spätzünder im Rhythmus

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"Das war bisher mein bestes Spiel": Würzburgs Winterzugang Charles Callison gelingen gegen Heidelberg 19 Punkte. (Foto: Heiko Becker/HMB-Media/Imago)

Beim 97:77-Erfolg gegen Heidelberg zeigt sich, dass Würzburgs Basketballer zum richtigen Zeitpunkt offenbar ihre Form gefunden haben.

Von Christoph Leischwitz

Wenn die Fans der Heimmannschaft singen, dass man gegen ihre Heimmannschaft "mal verlieren" kann, dann ist das meistens eher ein Ausdruck von Erleichterung denn von einer Selbstverständlichkeit. So war das auch am Samstagabend bei den s.Oliver Baskets Würzburg, knapp zwei Minuten vor Ende der Partie gegen Heidelberg: Der Sieg der Unterfranken stand da schon lange fest, sie gewannen am Schluss überraschend deutlich 97:77. Aber es war schon auch noch etwas Besonderes, was man allein daran sehen konnte, dass die Spieler noch lange auf dem Parkett saßen und sich von den Anhängern feiern ließen.

Es war nicht nur ein klarer Sieg gegen einen Tabellennachbarn, mit dem man sich obendrein auch den Erfolg im direkten Vergleich gesichert hatte. Es war vor allem, zum ersten Mal in der laufenden Saison, der dritte Sieg in Serie, der die Erkenntnis bringt: Die Würzburger kommen gerade noch rechtzeitig ins Rollen, um zumindest so etwas wie ein versöhnliches Saisonende begehen zu können. Es ist schließlich noch gar nicht lange her, da hatten die Würzburger drei Monate am Stück kein einziges Mal das Gefühl des Sieges vom Platz getragen, trotz eines zwischenzeitlichen Trainerwechsels im Dezember. Am vergangenen Mittwoch war es soweit, da waren sie wohl endgültig in der Saison angekommen, als sie nämlich zum ersten Mal auswärts gewannen, in Frankfurt. Die Skyliners haben mittlerweile auch die Rolle des abstiegsbedrohten Traditionsteams übernommen.

Charles Callison setzt lediglich einen Freiwurf und einen Dreier-Versuch daneben

Gegen Heidelberg nun brachte die Mannschaft fast über 40 Minuten ein konzentriertes Spiel zustande, auch wenn sich immer noch unnötige Ballverluste einschlichen. Die Gäste waren bald schlichtweg überfordert, gleich drei Spieler schieden mit dem fünften Foul aus, die Wurfquote war deutlich schlechter als bei Würzburg. Eine kurze Würzburger Schwächephase zu Beginn der zweiten Halbzeit konterte das Team mit einem 12:0-Lauf, danach hatte man vor 1678 Zuschauern - die Hallenplätze durften zur Hälfte gefüllt werden - bei guter Stimmung alles im Griff. Einen der Gründe für den Würzburger Sieg am Samstag fasste der Gästetrainer am besten zusammen. "Würzburg hat eine sehr starke offensive Leistung gezeigt, sie haben jeden wichtigen Wurf getroffen", sagte Heidelbergs Coach Branislav Ignjatovic bei Magentasport. "Rebounds! Die Defense ist der Schlüssel", sagte hingegen Würzburgs Winterzugang Charles Callison ins Mikrofon. Er selbst bestach an diesem Abend aber vor allem dadurch, dass er jeden besagten wichtigen Wurf traf, insgesamt setzte er lediglich einen Freiwurf und einen Dreier-Versuch daneben.

Lob für Offensive wie auch für die Defensive - das legt nahe, dass es insgesamt einfach deutlich besser läuft bei der Mannschaft von Sasa Filipovski. Der hob freilich die Geschlossenheit hervor: "Ich bin auch zufrieden damit, dass wir bis zum Ende konzentriert geblieben sind und dass viele Spieler zu diesem Sieg beigetragen haben", sagte der 47-jährige Slowene. Beispielsweise feierte Desi Rodriguez, der 1,98 Meter große Forward, dank zehn Rebounds ein Double-Double.

Es liegt aber ein Stückweit auch an der Leistung von Callison, der gegen Heidelberg mit 19 Punkten Topscorer war, dass die Würzburger insgesamt konstanter spielen. Als der US-Amerikaner Mitte Februar verpflichtet wurde, hatte er kurz noch Anlaufschwierigkeiten, zumal Würzburg da gerade gegen Teams aus der Tabellenspitze antrat. Mittlerweile, sagt Callison, habe er seine Rolle im Team besser gefunden. "Ich wurde natürlich auch gut in Szene gesetzt, aber ja, ich würde sagen, das war bisher mein bestes Spiel."

Noch ein Sieg am kommenden Samstag, und die Abstiegssorgen dürften endgültig weggearbeitet sein. Allerdings bedarf es gegen das vermeintliche Playoff-Team in Göttingen einer weiteren Leistungssteigerung, zum Beispiel in Sachen Wurfquote, die gegen Heidelberg bestenfalls durchschnittlich war. "Je besser man die Systeme und die Rollen im Team kennt, desto wohler fühlt man sich auch auf dem Spielfeld", sagte Callison dann noch. Er meinte damit in erster Linie sich selbst, doch es gilt natürlich auch für die gesamte Mannschaft, die kurz vor Ende der Saison ihren Rhythmus gefunden zu haben scheint.

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