Mit reichlich Abstand zum nächsten Nachbarn am Ufer sitzen, Libellen beobachten und den kühlen Wind über den Rücken streichen lassen. Diesen Ruhe- und Erholungseffekt bietet der Riedsee-Campingplatz dieser Tage an Sonnenplätzen wie im Schatten. Was am Badesee aber nicht möglich ist, ist Schwimmsport. Ganze Teppiche von Wasserpflanzen, deren Ausläufer an der Wasseroberfläche liegen, machen es Campern und Tagesgästen schwer, sich schwimmend abzukühlen.

Das Strandbad am Riedsee wird an heißen Tagen gerne besucht.
Das Strandbad am Riedsee wird an heißen Tagen gerne besucht. | Bild: Wursthorn, Jens

„So schlimm war es noch nie“

Eine Dauercamperin aus Rottweil hat sich an die SÜDKURIER-Redaktion genannt. Ihren Namen möchte sie nicht nennen. Vier Tage war sie am vergangenen Wochenende auf dem Platz. Die Lust am Baden haben ihr die kratzenden Unterwasser-Gräser verdorben. Jeder Tritt fühle sich an, als griffen Schlingpflanzen nach dem Fuß. „So schlimm war es noch nie“, sagt sie im Rückblick auf mehrere Jahre, in denen sie ihren Wohnwagen am Riedsee stehen hat. Lediglich im Nichtschwimmerbereich vor der Kette sei das Baden noch annehmbar. Die Zahl der Schwimmer im Badesee habe man an diesen Tagen an einer Hand abzählen können. Höher, so ihre Wahrnehmung, sei die Zahl verärgerter Strandbad-Besucher gewesen.

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Pflanzenwuchs mit extremen Maßen

Auch Thomas Eike, Seniorchef des Riedsee-Camping, ist nicht glücklich mit der Situation. Zuvorderst aber mit der anonymen Beschwerde. Der Pflanzenbewuchs habe in diesem Jahr tatsächlich extreme Maße angenommen, Abhilfe sei aber erst im Herbst möglich. „Da können wir momentan nichts machen.“ Gerhard Bronner vom Umweltbüro definiert die wuchernden Unterwasserpflanzen als Laichkräuter, die Fischen, Amphibien und anderen Tieren als Lebensraum dienen.

Bis zur Kette ist die Badewelt auf dem Riedsee-Campingplatz in Ordnung. Im Nichtschwimmerbereich gibt es einen Sandboden.
Bis zur Kette ist die Badewelt auf dem Riedsee-Campingplatz in Ordnung. Im Nichtschwimmerbereich gibt es einen Sandboden. | Bild: Wursthorn, Jens

Können die Pflanzen entfernt werden?

Während Eike den heißen Sommer 2018 und den folgenden milden Winter als Ursache für die starke Verbreitung der Pflanzen im Badebereich sieht, meint Bronner, ein Eingriff in die Natur sei nach einigen Jahren Pause wieder einmal notwendig. Schon im Frühjahr haben Vertreter der Stadt, Campingplatzbetreiber und Angler einen Zeitplan erarbeitet. Mit einer Bodenegge soll der Großteil der Pflanzen entfernt werden. Bezahlen würde die Maßnahme die Stadt, die Umsetzung läge bei der Anglervereinigung Donaueschingen-Pfohren. Mit Rücksicht auf die Laichzeit der Fische könnte dies ab Juli passieren, was aber nicht zur Badesaison passe. Also werde es vermutlich Oktober, so Bronner. Der Genehmigungsantrag sei beim Landratsamt eingereicht. Dabei stünden zwar die Laichkräuter unter Naturschutz, sondern das Gewässer habe als Biotop einen hohen Schutzstatus.

Das Strandbad am Riedsee leidet gegenwärtig unter wuchernden Unterwasserpflanzen.
Das Strandbad am Riedsee leidet gegenwärtig unter wuchernden Unterwasserpflanzen. | Bild: Wursthorn, Jens

Es gibt Einschränkungen

Bei Gäste-Anfragen gehe man ganz offen mit den Einschränkungen am See um, berichtete Eike. „Wir weisen darauf hin, dass wir starken Bewuchs haben.“ Gleiche Infos gebe es auf dem Platz. Einem Stehpaddler haben er unlängst empfohlen, sich doch in diesem Sommer ein anderes Sportfeld zu suchen. Trotz des naturbedingten Handicaps sei die Freizeitqualität für Kinder bis Senioren weiter hoch. Die beprobte Wasserqualität sei auch in diesem Jahr sehr gut, der Spielplatz in Schuss, die Erholungsmöglichkeiten erzielten hohe Zufriedenheit.

Je nach Wind und Strömung ergäben sich durchaus hier und da Flächen zum Schwimmen und das Planschen – oder Abkühlen sei bis zur Schwimmkette wegen des Sandbodens im Nichtschwimmerbereich gut möglich. „Die Natur ist herrlich“, schwärmt der Campingplatzbetreiber. In diesem Jahr sei die Nähe zur Natur für kurzzeitige und dauerhafte Gäste des Campingplatzes eben mit Einschränkungen verbunden.

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Wie sieht es vor Ort aus?

Die Probe aufs Exempel machte ein Besuch auf der Anlage am Dienstagnachmittag. In der Tat sind in den Randbereichen einzelne Schwimmer im Wasser; mehr Badebetrieb ist im Nichtschwimmerbereich zu beobachten. An der Längsseite des Badesees steigt Heike Andreas aus dem Wasser. Die Unterkirnacherin ist zum ersten Mal am Riedsee und enttäuscht. Zunächst hatte sie vergeblich an der Kopfseite einen Einstieg in den See gesucht, dann ist sie mit ihren Badesachen an die Längsseite gezogen. Aber auch dort ganz schnell die Erfahrung, dass die Pflanzen an die Füße zu greifen scheinen. Unangenehm und ein bisschen unheimlich. Das vergällt der Schwimmmeisterin die Freude am Sport. „Auch wenn das Gelände hier wunderschön ist.“

Heike Andreas ist zu ersten Mal im Riedsee-Strandbad. Schwimmen im See ist ihr wegen der Unterwasserpflanzen unangenehm.
Heike Andreas ist zu ersten Mal im Riedsee-Strandbad. Schwimmen im See ist ihr wegen der Unterwasserpflanzen unangenehm. | Bild: Wursthorn, Jens

„Es ist ein bisschen ungewohnt“, kommentiert Andreas Zimmermann die Situation von seiner Liege aus. Er ist in diesem Jahr zum ersten Mal am Riedsee. Ruhe, Natur und Erholen stehen für den Rottweiler im Mittelpunkt. Der Pflanzenbewuchs ist für ihn kein Riesenthema. Ebenfalls im Schatten sitzt Barbara Wagner auf einem Campingstuhl. Ein leichter Wind geht. Herrlich. Herrlich offenbar auch die Schwimmmöglichkeiten. Die Schwenningerin schwimmt nach eigenen Angaben weit hinaus auf den See. Den Pflanzenteppichen könne man ja ausweichen. Einschränkungen? Nun, in früheren Sommern habe sie gerne den See am Rand schwimmend umrundet. Das gehe dieses Jahr nicht. Egal.