Und zwar muss ich da mal was loswerden. Das war es eigentlich auch schon. Also dieses „Und zwar“. Und zwar weil mir fällt auf, dass wir das jetzt alle sagen. Um Gottes Willen, liebe Deutsch-Lehrer, Sie müssen ja nicht gleich vom Stuhl fallen. Aber ja, sinnloser Satzanfang, falsche Satzstellung nach „weil“, ein happiger Texteinstieg. Doch die Leute reden halt so.

Tatsächlich ist dieses „Und zwar“ ja genialer Quatsch. Ein ehemaliger Kollege begann Telefonate immer mit der Wendung „Hallo, und zwar rufe ich an weil...“ Ich mochte das. Alles daran war ohnehin schon offensichtlich, keines dieser Worte brachte einen irgendwie weiter zum Thema. Und genau das ist das Tolle. „Und zwar“ ist das sprachliche Gegenstück zum Anklopfen an die Tür. Gerade bei Kandidaten, die sich das mentale „Bitte nicht stören!“-Schild ganz fest an die Großhirnrinde genagelt haben, wirkt das Wunder.

Da fällt keiner ins Nichts, der Sprecher lässt mit einem „Und zwar“ dem Angesprochenem zwei Sekunden Zeit, die Hand aus der Hose zu holen und die sauberen geistigen Klamotten anzuziehen, nach dem Motto: Achtung Hirn, jetzt kommt eine Anfrage! Es ist dann auch recht egal, ob danach ein „und zwar, weil ich fragen wollte, wo wir Mittagspause machen“ folgt oder ein „und zwar, weil ich gerade entlassen wurde“. Keiner steht mehr mental nackt da.

Und Türe wieder zu

Unser Sprachzentrum kuschelt uns sogar in noch mehr psychische Behaglichkeit. Nach dem Türe-Anklopfen-Und-zwar gibt es auch noch ein Tür-vorsichtig-wieder-schließen-Wort: „genau“. Diesen Wort-Wellness gönnen sich gerade Vortragende oft. Ein Themenbereich ist abgeschlossen, alles gesagt, aber ich kann ja keinen Punkt setzen, so gesprochen.

Also, fiktives Vortrags-Beispiel mit hochgradig realem Inhalt, der Sprecher sagt: „Und das alles zeigt, warum der Karlsruher SC eine Bereicherung für die Bundesliga wäre... genau... [leichtes Kopfnicken, nächste Folie erscheint] Kommen wir jetzt zu...“ Wie eine Atempause fürs Gehirn. Eine Tür im Oberstübchen geht zu, fällt sauber ins Schloss, genau.

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Nur am Rande kann hier erwähnt werden, dass das südbadisch-bestätigende „oder“ am Satzende (“Gestern war ich schwimmen, oder“) zwar für den Sprecher eine sehr ähnliche Funktion erfüllt. Angesprochene aus fremden Kulturkreisen (also nördlich der Donau) entkleidet es jedoch gedanklich vollständig und versetzt sie in einen fatalen intellektuellen Taumel. Und zwar, weil die denken dann, es wäre eine Frage. Genau.