„Freiheit, die verbindet“ lautete das Motto beim dreitägigen Bezirkskirchentag in Geislingen am Wochenende. Ein Motto, das die Begegnung von Menschen im Blick hat, Menschen unterschiedlicher Glaubensausrichtungen, Religionen und Kulturen. Deshalb hatte Dekan Martin Elsässer Einladungen nicht nur in den evangelischen Kirchenbezirk verschickt, sondern unter anderem auch an türkische Vereine und Gemeinden im Stadtgebiet und an Helferkreise für Flüchtlinge.

Der Programmpunkt, der für alle Besucher hätte interessant sein können, war eine Kirchenführung mit Expertin Heide Rigl in der Geislinger Stadtkirche. Interessant für alle, weil die Organisatoren extra dafür gesorgt hatten, dass zwei Übersetzer mit von der Partie waren, die das Gesagte ins Türkische beziehungsweise ins Arabische übersetzt hätten: Nuri Simsir, türkischstämmiger Geislinger und Moslem, sowie der Ägypter Raafat Shenouda, Ehemann der Süßener Pfarrerin Michaela Köger, ein koptischer Christ.

Wie es das Wort „hätte“ bereits ausdrückt: Außer den beiden Übersetzern und dem von dieser Integrations-Idee faszinierten Reporter einer türkischen Zeitung waren es nur 20 Deutsche, die sich für das prägnante Geislinger Sakral-Gebäude und seine Historie interessierten. Nuri Simsir zeigte sich am Ende sehr enttäuscht, dass keiner seiner Landsleute Interesse gezeigt hatte: „Ich finde, als Geislinger hat man schon auch eine Pflicht, über die Stadtkirche ein bisschen Bescheid zu wissen“, sagte er. Ihn selber haben die Ausführungen von Heide Rigl beeindruckt, etwa, dass das imposante Gebäude innerhalb von gerade mal vier Jahren erbaut worden ist. Allerdings bekannte er, dass es im Falle eines Übersetzungs-Einsatzes „bestimmt schwierig gewesen wäre,  für alles die richtige türkische Entsprechung zu finden“.

Dieses Problem, davon ist er überzeugt, hätte Raafat Shenouda nicht gehabt. „Ich habe in Ägypten zwei Jahre Theologie studiert, lebe seit 21 Jahren in Deutschland und kenne die passenden deutschen Ausdrücke und auch die Hintergründe dessen, was sie alles erzählt hat“, sagt der überzeugte Christ, der schon oft ehrenamtlich als Übersetzer fungiert hat.

Der türkische Zeitungskollege zeigt sich ausgesprochen fasziniert von der Darstellung des Fegefeuers am vom bekannten Bildhauer Daniel Mauch geschnitzten Altar im Chor der Stadtkirche. „Es ist eine interessante Weise, den Leuten klar zu machen, dass das Leben ein Ende hat – und zwar jeden Lebens, egal welcher Religion“, betont er. Nuri Simsir hofft nun, dass es solch ein Angebot irgendwann wieder gibt, dann will er bei seinen Bekannten und Verwandten dafür Werbung machen.

Info Der Bericht über den gesamten Bezirkskirchentag folgt am Dienstag.