Eine Stadt macht Oper – mit dieser Idee gestaltet die Stadt Ludwigsburg einen Höhepunkt in ihrem Jubiläumsjahr „300 Jahre Stadt werden“. Das Großprojekt „Die Jahreszeiten“, das Joseph Haydns Oratorium in ein modernes Musiktheater verwandelt, feierte am Donnerstagabend im Forum am Schlosspark eine Premiere, die ihresgleichen sucht, im ausverkauften Haus.
Mit der Umwandlung des Oratoriums in ein modernes Musiktheater blies Regisseur Axel Brauch nicht nur den Staub von Jahrhunderten aus der Partitur. Er schaffte es, aus einem für heutige Begriffe langatmigen Libretto eine Inszenierung auf die Beine zu stellen, die  aktuelle Umweltprobleme plastisch auf die Bühne bringt, ohne dass dabei der Unterhaltungswert verloren geht.

Beteiligung der Bürger

Die Beteiligung der Bürger ist enorm, die hier unter professioneller Leitung mit hochkarätigen Gesangssolisten gemeinsam auf der Bühne stehen. Der Kostüm­aufwand ist immens. Viele helfende Hände im Hintergrund waren notwendig, um diese herrlich bunten Bühnenbilder auf die Bühne zu bringen, die die einzelnen Jahreszeiten charakterisieren.
Allein der Auftakt, Anklänge an eine aus dem Winterschlaf erwachende Welt im Frühling, ist ein fantastischer Sinneseindruck fürs Auge. Auch der beginnende Sommer ist noch vom heiteren Grundton geprägt. In bunter Badekleidung mit Sonnenschirm und aufblasbaren bunten Sesseln genießen die Akteure das Sommerfeeling und haben die amüsierende Choreografie eines Tanzes mit Schwimmflossen ausgetüfftelt.
Die unmittelbare Bedrohung des Planeten durch Überhitzung wird augenfällig als sich das heitere Blau des Hintergrunds in ein gefährlich knallendes Orange verwandelt, Menschen müssen ihre Länder wegen der großen Hitze verlassen und sind auf der Flucht. Im Vordergrund tanzen wenige Übriggebliebene in zuckenden Bewegungen in silberner Schutzkleidung unter den brennenden Strahlen einer viel zu heißen Sonne, während Flüchlinge am Horizont entlangpilgern auf der Suche nach einer neuen Heimat – was für ein Bild.
Überhaupt arbeiten Regisseur Axel Brauch und mit ihm Bühnenbildnerin Gesine Pitzer, die Choreografen Amadeus Pawlica und Katerina Vlasova und die markanten Profitänzer Mariko Koh, Alexandra Mahnke, Geraldine Rosteius, Kirill Berezovski, Kyle Patrick, Pascal Sangl und Lisa Thomas mit geradlinigen Botschaften, die in ihrer Symbolik so eindeutig sind, dass jedem sofort klar wird, was gemeint ist.

Neue Sinneseindrücke

Die Bedrohung des Planeten steigert sich von Jahreszeit zu Jahreszeit. Die Chöre übernehmen nicht nur die Funktion der stimmstarken Gestalter der Gesangslinien. Der Bewegungschor kommt als eine Ansammlung von Flüchtlingen auf die Bühne. Diese Inszenierung fängt das Auge in jedem neuen Augenblick ein mit neuen Sinneseindrücken und fesselt den Zuschauer kontinuierlich über alle vier Jahreszeiten hinweg.
Im Winter angekommen erstarrt das Leben auf der Erde fast vollkommen. Endzeitstimmung macht sich breit. Kinder gibt es keine mehr, bis sich durch Lichterbögen angedeutet in weihnachtlicher Manier doch noch ein Hoffnungsschimmer abzeichnet. Das Publikum ist überwältigt, applaudiert minutenlang nach diesem einmaligen Erlebnis.

Info Weitere Vorstellungen gibt es am Sonntag, 18. März, Samstag, 24. März und Sonntag, 25. März, jeweils 19.30 Uhr. Karten für das Stück sind online erhältlich.

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