Ein kleiner, aber sehr interessierter Zuhörerkreis fand sich am Freitagabend im evangelischen Gemeindehaus in Gaildorf ein, um den zweiten Vortrag von Pfarrer Andreas Oelze zum Thema „Die Wahrheit der Anderen?“ zu verfolgen. In ihrem Grußwort knüpfte Birgit Schatz, die Geschäftsführerin des Evangelischen Kreisbildungswerks Schwäbisch Hall (EKS), an den letzten Vortrag von Oelze an. Der Referent hatte dabei über das Thema „Religionen in Deutschland“ gesprochen.
Zum Auftakt stellte Pfarrer Oelze die Frage, warum überhaupt in den Dialog der Religionen eingetreten werden sollte – um gleich darauf auch die Antwort zu geben, die als Leitgedanke über dem Vortrag stand: „In Zeiten von Pluralismus und Globalisierung ist der interreligiöse Dialog zu einer gesellschaftlichen Forderung geworden.“ Gleichzeitig reiche die äußere Forderung nicht aus. „Die Motivation zum interreligiösen Dialog muss aus dem Inneren der Religion heraus kommen“, so der Theologe.
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Klassische Sichtweisen

Im Anschluss stellte er drei klassische Modelle vor, wie andere Religionen betrachtet werden. Den Exklusivismus, der ausschließlich die eigene Religion als wahr ansieht; den Inklusivismus, der Wahrheit bei anderen erkennen kann, sofern sie mit der eigenen Religion übereinstimmen, sowie den Pluralismus, wonach alle Religionen auf gleichwertigen Wegen zum selben Ziel sind.
Diesen gegenwärtig wohl populärsten Ansatzpunkt bezeichnet Oelze als den theologisch problematischsten, da er eine über den Religionen stehende Sichtweise beanspruche und die eigene Glaubensgewissheit zugleich zu sehr relativiere. „Wenn alles gleich gültig ist, dann wird alles auch schnell gleichgültig.“
Damit leitete Oelze zum zentralen Abschnitt seines Vortrags über, in dem er versuchte, aus der Lehre der Dreieinigkeit Gottes heraus die Motivation zum interreligiösen Dialog zu begründen. Da der christliche Glaube davon ausgehe, dass sich in der konkreten historischen Person Jesus Christus der Schöpfer der Welt und einzige Gott gezeigt habe, müsse man diesen Gott auch an anderen Orten der Welt und in anderen Religionen am Werk sehen – „auch wenn ich nicht verstehen kann, wie er dort handelt“.
Die Einsicht, dass Glaube etwas ist, das einem vom Geist geschenkt werde, führe außerdem dazu, dass man Glaubensüberzeugungen anderer mit Respekt begegnen solle.
Schließlich wies Oelze darauf hin, dass der Begriff „Toleranz“ von Luther ins Deutsche eingeführt worden sei und ursprünglich die Toleranz Gottes bezeichnete. „Wenn ich weiß, dass ich immer darauf angewiesen bin, dass Gott mich mit all meinen Fehlern toleriert, das heißt: erträgt, dann sollte ich doch auch bereit dazu sein, meinem andersgläubigen Mitmenschen dieselbe Toleranz entgegenzubringen, von der wir beide leben.“
An den Vortrag schloss sich eine engagierte Diskussion an. In deren Mittelpunkt stand der Umgang mit den Menschen, die nach Deutschland gekommen sind und noch kommen werden. Gottvertrauen bringe Gelassenheit in die Diskussion zum Umgang mit Muslimen, bekannte einer der Zuhörer dieses Vortragsabends.

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