Der Großvater ist viel unterwegs gewesen. Mit dem Landauer vom Lamm ist er immer hinausgefahren, mit dem Pferd und Kutscher, und hat da die Visitationen gemacht. Er hatte keinen Dienstwagen. Das Lamm war ja das erste Gasthaus, und es hatte einen großen Wagen, mit zwei Pferden; ich bin auch manchmal mitgefahren auf dem Bock.“
So erinnert sich Wilhelm Dürr in einem Gespräch im Jahr 1973 an seinen Großvater Wilhelm von Hügel, der seit dem Jahr 1876 Oberforstrat in Schwäbisch Hall war. Als pflichtbewusster und treuer Beamter wird von Hügel von seinen Mitarbeitern beschrieben. Als er im Jahr 1901 pensioniert wird, hadert er mit seinem Ruhestand. Wilhelm Dürr entsinnt sich: „Man hat ihm Stück für Stück sein Forstamt (zu dieser Zeit ‚Am Schuppach 3‘ beheimatet – Anmerkung der Redaktion) ausgeräumt, zuerst die Registratur, dann das Mobiliar, schließlich soll der Mann sich einen Gartenstuhl geholt und sich in seine Kanzlei gesetzt haben, weil er einfach nicht begreifen konnte, dass man ihn so einfach aus der Kanzlei rausholt.“
Wilhelm Freiherr von Hügel wurde als Sohn eines Generals am 19. November 1828 in Ludwigsburg in eine weit verzweigte württembergische Adelsfamilie hineingeboren. Er war verheiratet mit Helene, geborene von Seeger. Der Ehe entstammen drei Kinder: Elisabeth (geboren 1860), Anna (geboren 1862) und Rudolf (geboren 1864). Tochter Elisabeth heiratete Richard Dürr. Aus dieser Ehe ging der spätere Ehrenbürger Wilhelm Dürr hervor.
Sein Großvater Wilhelm Freiherr von Hügel erwarb sich in seiner Karriere in der königlichen Forstverwaltung große Verdienste um die Verbesserung des Forstwesens. Er war in vielen Vereinen in Schwäbisch Hall aktiv, und in mehreren bekleidete er das Amt des Vorstandes.
Wilhelm Dürr erinnert sich: „Großvater Hügel, der war Vorstand einer ganzen Reihe von Vereinen, er hat in dem Vereinsleben hier eine große Rolle gespielt, im Verschönerungsverein vor allem. … Er hat auch im Fischzuchtverein eine große Rolle gespielt. Da war einmal eine große Fischausstellung hier; der König ist hier gewesen und sein Kammerherr. Es wurden auch Medaillen auf die Ausstellung geprägt, die habe ich auch in meiner Sammlung.“
Der Verschönerungsverein der Stadt Schwäbisch Hall war in den Jahren 1903 bis 1905 federführend für die Ausgrabung der Ruine Limpurg verantwortlich. Die verschüttete und mit Wald bedeckte Anlage wurde zu dieser Zeit instand gesetzt und vom Verein mit Sitzgelegenheiten versehen. Auch das Wegenetz auf der Tullauer Höhe und die Einrichtung einer Gartenanlage auf dem Friedensberg geht auf die Arbeit des Vereins zurück. Bereits im Jahr 1892 wurde der zum Hochwachturm ausgebaute Kirchturm auf dem Einkorn zum Aussichtsturm ausgebaut.
Wilhelm Freiherr von Hügel erhielt am 11. September 1902 in Anerkennung seiner großen Verdienste um die Stadt Hall während seiner 25-jährigen Tätigkeit als Vorstand des Forstamtes die Ehrenbürgerwürde.
Neben vielen Ehrentiteln hatte er auch den des Königlichen Kammerherrn, trug das Ritterkreuz des Ordens der Württembergischen Krone mit dem Löwen und war Ritter Erster Klasse des Friedrichsordens. Von Hügel starb am 24. Juni 1908 und ist auf dem Nikolaifriedhof im Familiengrab begraben.

„Ehrende Nachrufe“

Im Haller Tagblatt ist nach der Beisetzung zu lesen: „Unter zahlreicher Beteiligung von hier und auswärts wurde heute der in allen Kreisen der hießigen Einwohnerschaft hoch verehrte Oberforstrat a. D.  v. Hügel, Ehrenbürger der Stadt Hall, zu Grab getragen. Nach der Rede des Geistlichen, Dekan Lang, wurden dem Verstorbenen unter Niederlegung von Kränzen ehrende Nachrufe gewidmet von Forstdirektor Dr. v. Graner im Namen der Kollegen, für die Stadt Hall von Stadtschultheiß Hauber, für den Kirchengemeinderat von Prälat v. Braun, im Namen des Vereins der Vogelfreunde sprach Oberförster Erhardt, für die Schützengilde Präparator Mergentaler.“

Vier Ehrenbürger nicht in Hall begraben

Mit Wilhelm Freiherr von Hügel endet die Serie der Ehrenbürger, die in Schwäbisch Hall begraben sind. Neben Emil Schmidt senior, Dr. Wilhelm Dürr, Rudolf Popp, Max Kade und Wilhelm von Hügel  gibt es noch weitere Ehrenbürger: Adolf von Daniel (Ehrenbürgerwürde im Jahr 1874), Wilhelm Ludwig Wullen (1877), Friedrich Helber (1899) und Georg Fehleisen (1924). Deren Gräber befinden sich nicht in Schwäbisch Hall. In jüngster Zeit wurde die Ehrenbürgerwürde nur zweimal verliehen: Im Jahr 2014 an Erhard Eppler und Reinhold Würth. smu