Zum Tod vom Silvio Berlusconi

Charmanter Blender – Eine Italienerin nimmt Abschied von Silvio Berlusconi

Stand
MODERATOR/IN
Julian Burmeister
INTERVIEW
Giordana Marsilio

In Deutschland war Silvio Berlusconi hauptsächlich als korrupter Politiker, Medienmogul und Lebemann bekannt. Wie anders sein Image in Italien war, macht Redakteurin Giordana Marsilio im SWR2 Gespräch klar: „Bis zu den 90ern war RAI, das italienische Fernsehen für Bildung und Familie, der Standard. Berlusconi hat das mit seinem Medienimperium radikal verändert.“

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Erfinder des Trash-TV

Berlusconi brachte die Freizügigkeit, man konnte plötzlich nackte Frauen im Fernsehen sehen. Dieses „leichte“ Fernsehen, oder auch Trash-TV, wie manche sagen, sei auch Teil einer politischen Agenda gewesen.

„Es ging darum, die Leute abzulenken, sie zu blenden und ihnen zu zeigen, dass Italien keine Probleme hat, nach dem Motto: Wir sind leicht, wir sind froh“.

Ablenkung und Unterhaltung als politische Masche

Das habe Berlusconi auch als Präsident vermittelt, so Marsilio: ,,Italien ist das Land, das ich liebe. Es ist das Land, in dem wir ohne Probleme leben können.“ Das sei seine politische Masche gewesen.

Die Italiener mochten Berlusconi, er galt als Mann des Volkes

Faszinierend sei dabei sein Charisma gewesen. Er konnte mit Wirtschaftseliten Deals aushandeln und war gleichzeitig nahbar und ein Mann des Volkes. „Die Leute haben ihn nicht für seine Politik oder seine Ideologie gewählt, sondern weil er ihnen sympathisch war. Er hat ihnen sein Ego verkauft.“

„Forza Italia!“ Fußball-Sprüche in die Politik geholt

Dabei habe Berlusconi auch Einfluss auf die italienische Alltagssprache gehabt, in dem er etwa mit seinem Wahlspruch „Forza Italia!“ einen Spruch aus der Fußballwelt für seine Partei vereinnahmt habe. „Deswegen sagen wir seitdem in Italien 'Forza Azzurri', wenn wir unsere Nationalmannschaft anfeuern“, sagt Marsilio.

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