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Im Aargau gibt es offiziell wieder Lachse – zumindest einen. Der 6 Kilo schwere und 89 Zentimeter lange Fisch, der am 23. Mai 2012 in einem Fischzählbecken des Kraftwerks Rheinfelden gefunden wurde, konnte identifiziert werden.
«Im Dezember hat das Unispital Bern eine Genanalyse aus einer Gewebeprobe durchgeführt. Wir können nun mit Sicherheit sagen, dass es ein atlantischer Lachs war», sagt David Bittner, kantonaler Bereichsleiter Fischerei und bestätigt damit eine Meldung vom SRF. Zuvor hätten Experten den Fisch äusserlich begutachtet und seien dabei ebenfalls zum Schluss gekommen, dass es sich um einen Lachs handeln müsse. «Das ist eine Sensation», sagt Bittner. «Zu Beginn des letzten Jahrhunderts gab es in der Schweiz noch massenhaft Lachse, aber dieser Fisch ist bei uns mit dem Bau der vielen Kraftwerke ausgestorben.»
Kraftwerke im Rhein verhindern Rückkehr
Das Problem des Lachses seien die vielen Wanderhindernisse: «Die Fische schlüpfen in den Zuflüssen des Rheins. Im zweiten Lebensjahr wandern die Jungtiere ab, den ganzen Rhein hinunter, bis ans Meer. Als erwachsene Tiere kommen sie dann zurück in ihre Stammgewässer, um dort zu laichen - theoretisch. In der Praxis verhindern die vielen Kraftwerke im Rhein die Rückkehr.» Umso erstaunlicher sei der Lachsfund in Rheinfelden: «Der Fisch stammt wahrscheinlich aus unserem Wiederansiedlungsprojekt. Wir setzen kleine, nur zehn Zentimeter grosse Fischli in einem Bach aus, zum Beispiel dem Möhlin- oder Etzgerbach. Der Rheinfelder Fisch ist wahrscheinlich von dort ins Meer und wieder zurückgeschwommen.»
Da in Frankreich immer noch einige Kraftwerke keinerlei Wanderhilfen für die Fische böten, sei der Lachs wahrscheinlich mit viel Glück durch Schiffsschleusen wieder zurück nach Hause gelangt. «Es ist erstaunlich: Mit wenigen Ausnahmen finden Lachse in ihren Heimatbäche zurück - wenn der Mensch sie lässt», sagt Bittner. Seine Freude über den Heimkehrer ist gross. «Das bringt uns dem Ziel des Wiederansiedelungsprojekts ein Stück näher. Wir hoffen, dass sich bei uns in den nächsten Jahren ein Lachsbestand entwickelt, der selbsterhaltend ist.» Die Zeichen stehen gut - im Juni letzten Jahres wurde im Rheinfelder Zählbecken vermutlich ein zweiter Lachs gesichtet. Weil man von ihm aber keine Gewebeproben genommen habe, könne man dieses Exemplar nicht zweifelsfrei identifizieren, so Bittner. Den Gourmets, die hoffen, sie kämen in den nächsten Jahren in den Genuss von Rheinlachs, erteilt Bittner aber eine Absage: «Der Lachsbestand wird wohl erst mal geschützt werden. Bis er zum Fang freigegeben wird, dürfte es mehrere Dutzend Jahre dauern.»