Die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel hat sich beim Langlaufen einen unvollständigen und einseitigen Beckenbruch zugezogen. Solch eine Fraktur ist wohl schmerzhaft, gilt aber als relativ ungefährlich. Merkel hatte Glück im Unglück.
Beim Langlauf in der Schweiz hat sich Angela Merkel am Beckenring verletzt.
Unter einer Beckenringfraktur versteht man einen Knochenbruch (Fraktur) im Bereich des Beckens, der die Integrität des Beckengürtels (Cingulum membri inferioris) unterbricht.
Das menschliche Becken ist ein sehr stabiles Knochenringgebilde, das an der unteren Wirbelsäule ansetzt und den Oberkörper mit dem Unterkörper verbindet.
Der Beckenring verteilt das Gewicht des Oberkörpers auf die Beine, und schützt zudem diverse innere Organe. Bei der Frau sind das Eierstöcke, Gebärmutter, Blase, Harnröhre und Darm.
Beckenringfrakturen werden durch ausgeprägte Gewalteinwirkung auf den Organismus hervorgerufen. Man findet sie gehäuft im Rahmen von Polytraumata, wobei vor allem Stürze aus grosser Höhe und Verkehrsunfälle (Überfahren) ursächlich sind. In höherem Alter werden sie durch Bagatelltraumen verursacht.
Die Medizin unterscheidet acht verschiedene Arten der Fraktur, wobei ein instabiler und ein stabiler Beckenbruch am häufigsten vorkommen. Da das Becken die inneren Organ stützt und beschützt, sind v.a. innere Blutungen sehr gefürchtet, die oft lebensbedrohlich sind.
Nach derzeitigen Erkenntnissen, handelt es sich im Fall Angela Merkels um einen unvollständigen Bruch des hinteren Beckenrings. Das legt zwei Verletzungsvarianten nahe:
Zum einen könnte sie mit starker Wucht nach hinten gefallen sein, da der Knochen des Beckens äusserst stabil ist und nur unter sehr hoher Belastung bricht.
Zum anderen könnte der Unfall aber auch durch altersbedingten Knochenschwund, also Osteoporose, bedingt sein. Sie macht den Körper besonders anfällig für Knochenbrüche.
Diagnostiziert wird ein Beckenringbruch durch das Abtasten von Fehlstellungen und Ultraschall. In manchen Fällen wird auch eine Kernspinthomographie hinzugezogen.
Regieren im Liegen
Zwar ist bislang unklar, ob Muskeln, Sehnen oder auch Organe der Kanzlerin in Mitleidenschaft gezogen wurden. Von grösseren Komplikationen ist nach dem aktuellen Erkenntnisstand jedoch nicht auszugehen.
Die beiden häufigsten Beckenringfrakturen sind der instabile und der stabile Bruch. Bei einer instabilen Verletzung kommt es zu einem kompletten Bruch des Beckens oder zu einer Sprengung der Verbindung zwischen den einzelnen Teilen. In diesem Fall ist die gesamte Körperstatik gefährdet, der Patient könnte sogar Organverletzungen erleiden und muss operativ behandelt werden.
Bei einem stabilen Bruch des Typs A dagegen handelt es sich um einen isolierten Bruch des Beckens oder Kreuzbeins. Die Körperstatik wird dabei gewahrt, und die inneren Organe bleiben im wesentlichen unversehrt.
Die übliche Therapie sieht hier keine Operation, aber viel liegen und eine Schmerzmedikation vor. Dann folgt Physiotherapie zur Stabilisierung des Beckens. Derartige Verletzungen sind nicht gefährlich, aber zumindest in den ersten paar Wochen sehr schmerzhaft.
Merkel hatte also Glück im Unglück. Bei einem instabilen Bruch, ist die Prognose weniger gut. Das ist ein kompletter Bruch des Beckenrings oder eine Sprengung der Verbindung zwischen den einzelnen Teilen bezeichnet. In beiden Fällen verliert das Becken seine statische Funktion und die Knochen werden verschiebbar.
Er muss meist operativ behandelt werden, die Knochen werden verschraubt oder verplattet. In Extremfällen kommt es zu einer Open-book-Fraktur, d.h. das Becken klappt auf wie ein Buch und zwingt die Betroffenen zu absoluter Bettruhe. (cls)