Nachhaltigkeit
In der Schweiz liegen über drei Millionen funktionsfähige Handys ungenutzt herum

Schweizerinnen und Schweizer horten ungenutzte Elektronik lieber zuhause, als sie in den Secondhand-Verkauf zu geben. Dabei könnte dies den Ressourcenverbrauch senken.

Peter Walthard
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Kindersachen werden gerne weggegeben, die Handys bleiben aber zu Hause oder werden gleich entsorgt. (Symbolbild)

Kindersachen werden gerne weggegeben, die Handys bleiben aber zu Hause oder werden gleich entsorgt. (Symbolbild)

Keystone

Wird ein Kleidungsstück nicht mehr getragen, geben es 78 Prozent der Schweizerinnen und Schweizer weiter: Entweder werden die Kleider gespendet, verschenkt oder in den Secondhand-Verkauf gegeben. Anders sieht es bei funktionsfähigen, aber nicht mehr genutzten elektronischen Geräten aus: 40 Prozent haben mindestens ein intaktes Handy, das nicht mehr benutzt wird, im Haus. Damit dürften in Schweizer Haushalten über drei Millionen funktionsfähige Handys ungenutzt herumliegen.

Das ist das Ergebnis einer am Montag publizierten Umfrage der Zürcher Hochschule für angewandte Wissenschaften (ZHAW) in Zusammenarbeit mit dem Online-Marktplatz Ricardo. Mit der Befragung unter rund 1500 Personen wollte die repräsentative Studie herausfinden, wie es um die Wiederwendung von Konsumgütern in der Schweiz bestellt ist. Dies vor dem Hintergrund der in der Schweiz vergleichsweise hohen Bereitschaft zu nachhaltigem Konsum.

«Geräte verlieren täglich an Wert»

Das Horten von Elektronikartikel beschränkt sich dabei nicht auf Handys. 36 Prozent haben eine Fotokamera, 27 Prozent Laptops und Tablets und 25 Prozent ungenutzte Videospiele und Konsolen daheim. Dass der Kreislauf von elektronischen Geräten so wenig genutzt werde, sei ein ernüchterndes Ergebnis, wird Ricardo-Geschäftsführer Francesco Vass in der Mitteilung zitiert. «Diese Geräte verlieren täglich an Wert und könnten anderswo eine sinnvolle Verwendung finden.»

Durch das Weitergeben ungenutzter Produkte könnte deren Lebenszyklus verlängert werden, so die Mitteilung. Je nach Produktkategorie werde dies jedoch ganz anders umgesetzt. Auch ob etwas im Müll landet, hängt laut der ZHAW-Studie davon ab. So werfen nur sieben Prozent gebrauchte Baby- und Kinderartikel weg. Elektronische Geräte werden dagegen zu fast 30 Prozent einfach entsorgt.

Jeder Fünfte kauft ohne Bedarf neue Kleider

Auch bei den Neuanschaffungen zeigen sich Unterschiede: Nur drei Prozent neue Möbel, wenn die alten noch in Ordnung sind. Bei den Kleidern gaben aber 20 Prozent der Befragten an, Neues zu kaufen, auch wenn sie eigentlich noch genug gute alte Kleidungsstücke hätten.

Positiv bewertet die Studie, dass mehr als 65 Prozent weniger und dafür nachhaltiger konsumieren wollen. Allerdings wollen auch 55 Prozent nicht auf ihre Lieblingsmarken verzichten, um auf eine nachhaltigere Alternative zu wechseln.

Das Beratungsunternehmen Oliver Wyman hatte bereits im September eine Umfrage zum Thema durchgeführt. Dabei zeigte sich allerdings auch, dass Secondhand beim Kauf von Elektronikgeräten nur für die wenigsten eine Option ist. Laut dieser Studie können sich nur 22 Prozent vorstellen, ein gebrauchtes Smartphone zu kaufen.