HERISAU: Postergirl der Katholiken

Vor einigen Wochen hat die katholische Kirche im Bistum St. Gallen eine Imagekampagne gestartet. Eines der Models ist Lucie S. Dahinter verbirgt sich eine junge Frau aus Herisau, die sich auch der Kritik an der Kampagne stellt.

Roger Fuchs
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Lucie Schönenberger steht öffentlich zur Kirche. Eine berufliche Laufbahn darin strebt sie aber nicht an. (Bild: rf)

Lucie Schönenberger steht öffentlich zur Kirche. Eine berufliche Laufbahn darin strebt sie aber nicht an. (Bild: rf)

HERISAU. Mit weissem Oberteil und über die Schultern nach vorne gekämmten langen Haaren lächelt Lucie S. vom Plakat. Die junge Frau wirbt für die katholische Kirche mit der Aussage «Weil sie Kinder und Jugendliche stark macht». Lucie S. heisst mit vollem Namen Lucie Schönenberger, sie ist 19 Jahre alt, Blauringleiterin und in Schachen bei Herisau aufgewachsen. In Wil lässt sie sich zur Goldschmiedin ausbilden, sie steht im dritten von vier Lehrjahren. «Eigentlich wollte ich Augenoptikerin werden», erzählt sie, wenn da nicht die hohen Mathematikanforderungen gewesen wären. Und so geht sie jetzt einer Arbeit nach, die sie schon als Kind faszinierte. Als die Eltern jeweils Schmuck zur Auffrischung oder Reparatur in ein Atelier brachten, sei sie darin herumgerannt und habe gesagt, diesen Beruf wolle sie auch erlernen.

Sie kontert die Kritik

Seit einigen Wochen ist Lucie Schönenberger keine Unbekannte mehr: Mitte Mai startete die katholische Kirche im Bistum St. Gallen eine Imagekampagne, bei der verschiedene Personen öffentlich zum Ausdruck bringen, weshalb sie zu dieser Institution stehen. Die Herisauerin ist mitunter durch Zufall eines von 16 «Models» geworden. Seit drei Jahren engagiert sie sich in Herisau als Blauringleiterin. An einem Leiterhöck von Blauring & Jungwacht machte Präses Roland Winter auf die Kampagne aufmerksam. Daraufhin hätten zwei Leiterinnen ihr Interesse an einer Teilnahme bekundet. «Das Los hat dann entschieden», sagt Schönenberger.

Für die Kirche zu werben, wertet sie als «nicht alltägliche Erfahrung», Die Kampagne erntet aber auf Facebook, wo der Kopf von Lucie S. immer gross in der Mitte einer Collage erscheint, auch negative Stimmen. Kritiker monieren, Glaube und Religion seien Privatsache. Lucie Schönenberger kontert: «Die Kampagne öffnet den Menschen die Augen für die Arbeit der Kirche und dafür, wohin ein Teil der Kirchensteuern fliesst.» Als Blauringleiterin weiss sie ebenso um Eltern, die ihre Kinder zwar zu Jungwacht & Blauring schicken, aber nicht im Bilde seien darüber, dass die katholische Kirche dahinter stehe. Da könne die Kampagne Informationsarbeit leisten. Schliesslich führt sie aus, wie sie selbst durch die Arbeit mit den Kindern «Kirche leben» kann. Christliche Werte wie Hilfsbereitschaft oder Ehrlichkeit kämen im direkten Umgang miteinander zum Tragen.

Kein Kirchenberuf als Ziel

Längst wird Lucie Schönenberger auch im Ausgang erkannt. Und kürzlich figurierte sie als Opfer an einer Übung des Militärsanitätsvereins, als sie ebenfalls von einer Person angesprochen wurde. Negative Erlebnisse seien bislang aber ausgeblieben.

Ob die junge Katholikin womöglich mit einem späteren Beruf in der Kirche liebäugelt? Sie verneint. Es gehöre aktuell nicht zu ihren Plänen, beispielsweise Katechetin oder Pastoralassistentin zu werden. Mühe damit, wie die katholische Kirche gegenüber den Frauen steht, scheint sie aber auf jeden Fall keine zu haben. «Ich habe den Eindruck, dass in Herisau und überhaupt im Bistum St. Gallen die Frauen gut in die Kirche integriert sind.»

Und so wirbt Lucie S. weiter für die katholische Kirche. Insgesamt sind 52 der rund 700 Plakate mit ihrem Kopf bedruckt, wie bei der zuständigen Kommunikationsagentur zu erfahren ist.