Eingliedern ohne unterzuordnen

FLAWIL. Das alte Haus an der Oberdorfstrasse 42 wich einem Mehrfamilienhaus. Alex Künzle, Architekt aus Flawil, zeigt mit dem neuen Gebäude, wie verdichtetes Bauen im Dorf möglich ist.

Melanie Graf
Drucken
Der heruntergekommene Altbau wurde im Frühling 2010 abgerissen. (Archivbild: Mario Fuchs)

Der heruntergekommene Altbau wurde im Frühling 2010 abgerissen. (Archivbild: Mario Fuchs)

Flawil. Als Schandfleck wurde der Altbau an der Oberdorfstrasse 42, an der Ecke Krankenhausstrasse bezeichnet. Lange stand es leer, im Frühling 2010 wurde es abgerissen. Alex Künzle, Architekt in Flawil und Besitzer des Hauses, plante ein neues Haus zu bauen. Eines, dass sich in das historische Quartier mit den Biedermeierhäusern eingliedert. Diesen Frühling wurden die Bauarbeiten zum neuen Mehrfamilienhaus abgeschlossen. Anfang Mai waren die vier Wohnungen bereits bezugsbereit.

Ziel: Verdichtetes Bauen

Es sei delikat gewesen, an dieser Stelle etwas Neues zu bauen, sagt Alex Künzle, anlässlich eines Besichtigungstermins mit der Wiler Zeitung. Er habe einen Neubau machen wollen, der selbständig sei, sich nicht verleugne, aber Elemente des Biedermeierstils vorweise. «Es ist ein schlichter und zurückhaltender Bau geworden. Ich wollte keinen Bau schaffen, der Aufmerksamkeit erzeugt», so der Architekt. Im Rahmen der Ortsplanrevision, in der auch verdichtetes Bauen ein Thema sei, habe er ein gutes Beispiel schaffen wollen.

Ein verputztes Haus kam für den Architekten nicht in Frage. Für die Fassade wählte er kleinformatige Eternit-Schindeln, in anthrazit-grauer Farbe. «Das frühere Gebäude hatte bereits eine dunkle Farbe. Ich habe den Charakter des Gebäudes behalten wollen», so der Architekt. Ebenso das Sockelgeschoss, welches typisch sei für den Biedermeierstil. Sein Haus sei die moderne Interpretation des Alten. Er habe dieses Haus in die Umgebung eingegliedert, ohne dass es sich unterordne. Um verdichtetes Wohnen zu ermöglichen, musste jeder Quadratmeter Platz genutzt werden, ohne an der Wohnqualität Abschreibungen machen zu müssen. Der kleine Vorgarten an der Oberdorfstrasse lockert die Strenge des Hauses auf. Die Front des Hauses wirkt klar und symmetrisch auf alle Seiten. Die Fenster mit Schiebeläden liegen genau übereinander, wie es der Biedermeierstil verlangt. Die Anzahl der Wohnungen hat der Architekt verdoppelt. Aus ehemals zwei, machte er nun vier Wohnungen, welche bereits vermietet sind. Jede Wohnung ist mit einer Loggia (eingezogener Balkon) ausgestattet.

Enges Treppenhaus, helle Räume

Im Treppenhaus und in den Wohnungen richt es nach frischer Farbe. Das Treppenhaus ist nicht behindertengerecht. «Es sind enge Verhältnisse», gibt der Architekt zu. Darum hätte man den Zugang zu den Wohnungen nicht rollstuhlgängig machen können. Die Böden in den Wohnungen sind aus Eichenparkett, die Küche und der Korpus, der den grössten Raum trennt ist, wie die Fassade – aus anthrazit-grauer Farbe. Die Wohnungen sind hell und wirken grossräumig. Die Dachwohnung weist abgeschrägte Decken auf und liegt genau unter dem Kreuzfirst.

Positive Rückmeldungen

Der Standort des Hauses erachtet Alex Künzle als attraktiv: Mitten im Dorf, nahe Bahnhof und den Einkaufsmöglichkeiten. Er habe bisher sehr viele positive Rückmeldungen erhalten, freut sich der Architekt.

Das neue Mehrfamilienhaus an der Oberdorfstrasse/Krankenhausstrasse wirkt, als wäre es schon immer da gewesen. (Bild: meg.)

Das neue Mehrfamilienhaus an der Oberdorfstrasse/Krankenhausstrasse wirkt, als wäre es schon immer da gewesen. (Bild: meg.)