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Die Kälte macht Nasen schmal

Foto: Shutterstock

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Ob schmal oder breit, die Form unserer Nasen ist kein Zufall und auch kein Charaktermerkmal. Schon länger vermuten Forscher, dass klimatische Bedingungen eine wichtige Rolle dabei spielten, wer welche Nase im Gesicht trägt. Eine neue Studie hat diese Vermutung bestätigt: Vor allem die Breite der Nase und die Grösse der Nasen­löcher hängt mit den Temperaturen und der absoluten Luftfeuchtigkeit einer Region zusammen.

Zu tun hat das mit einer wichtigen Funktion unserer Nase: Sie ist eine kleine Klimaanlage mitten im Gesicht, zuständig dafür, der Atemluft die richtige Temperatur zu verpassen. Unser Riechorgan wärmt und befeuchtet die Luft nämlich, während sie von den ­Nasenlöchern bis in die Luftröhre strömt, sodass das empfindliche Lungengewebe keinen Schaden nimmt und es zu weniger Infektionen kommt.

Sc hmale Nasen, um die Luft zu wärmen

In warmen Gegenden mit hoher Luftfeuchtigkeit ist das keine allzu schwierige Aufgabe, weshalb die Nasenlöcher breit sein können, um ihre Aufgabe möglichst effektiv zu erfüllen. Anspruchsvoller wird es in kalten Gegenden. Um kalte, trockene Luft für die Lunge angenehm zu temperieren und zu befeuchten, eignen sich möglichst schmale, lange Nasengänge mit kleineren Löchern. Durch die Luftzirkulation hat der Körper so bessere Möglichkeiten und etwas mehr Zeit, um die Temperatur und die Feuchtigkeit stärker zu erhöhen.

Herausgefunden hat das ein internationales Forscherteam aus den USA, Irland und Belgien. Die Wissenschaftler analysierten dazu die Gesichtsmasse von 476 Freiwilligen aus vier verschiedenen Regionen: Westafrika, Ostasien, südliches Asien und Nordeuropa. Mithilfe von 3-D-Modellen vermassen die Wissenschaftler die Gesichter der Männer und Frauen. Sie überprüften sieben verschiedene Grössen rund um die Nase.

Sexuelle Präferenzen könnten auch einen Einfluss haben

Dabei fiel auf, dass vor allem die untere Breite der Nase und der Durchmesser der Nasenlöcher einen Zusammenhang mit klimatischen Gegebenheiten aufwiesen. Entscheidend war dabei, in welchen Klimazonen die Vorfahren eines Menschen gelebt hatten. Mit einer schmalen Nase hatte man in kalten Gegenden vermutlich bessere Überlebens- und Fortpflanzungsmöglichkeiten.

Vermutet haben Forscher diesen Zusammenhang schon länger. Bisherige Studien stützten sich aber vor allem auf Schädelver­messungen, an denen sich nur die Lage der Gesichtsknochen, nicht aber die Grösse der zum Teil aus ­Knorpel bestehenden Nase vermessen lässt.

Deutliche Unterschiede zwischen den Geschlechtern

«Es ist eine logische Erklärung», sagt Fred Spoor vom University College in London. Der Professor für evolutionäre Anatomie untersuchte 2011 in einer Studie die ­Nasenstruktur der Neandertaler anhand von Knochenfunden. Die ­Nasen unserer steinzeitlichen Cousins waren vermutlich weniger gut an die Kälte angepasst als jene des modernen Menschen.

Das Klima sei allerdings nicht die einzig entscheidende Grösse, schreibt das Forscherteam um ­Arslan Zaidi und Mark Shriver im Fachmagazin «PLOS Genetics». Auch zufällige Genkombinationen spielen eine Rolle für die Grösse und Form der Nase. Zudem vermuten die Forscher, dass sexuelle Präferenzen in einer jeweiligen Kultur einen Einfluss haben könnten. Wer eine Nase hat, die dem gängigen Schönheitsideal entspricht, dessen Gene verbreiten sich eher. Noch nicht berücksichtigt sind die Effekte der plastischen Chirurgie. Heute hat nicht jeder die Nase im Gesicht, die in seinen Genen vorgegeben ist.

Bei den Vermessungen zeigten sich deutliche Unterschiede zwischen den Geschlechtern. Männer, egal welcher regionalen Herkunft, haben grössere Nasen als Frauen. Die am weitesten vorstehenden Nasen hatten die Nordeuropäer, was wiederum in Gegenden mit hoher Sonneneinstrahlung ungünstig ist. Ostasiaten hatten ­flächenmässig die insgesamt kleinsten Nasen.

Helle Haut bildet mehr Vitamin D

Mit ihrer Studie wollen die Forscher auch aufzeigen, dass unser Aussehen viel mit Anpassungen an jeweilige Umweltbedingungen zu tun hat. Bekannt ist das in gewissem Mass bereits bei der Hautfarbe. So entwickelten die Vorfahren der Europäer eine hellere Haut, weil die Sonnenexposition in ­nördlichen Breiten vor allem im Winter zu gering ist, um genügend ­Vitamin D aufzunehmen. Je ­heller die Haut ist, umso leichter bildet der Körper unter Sonneneinstrahlung Vitamin D. Gleichzeitig schützt die dunklere Haut in Gegenden mit intensiver Einstrahlung besser vor Schäden durch das Sonnenlicht.

«Die Studie ist ein weiteres ­Puzzlesteinchen, um das Aus­sehen des modernen Menschen zu erklären», sagt Frank Rühli, Professor für evolutionäre Medizin an der Universität Zürich. Drei Faktoren seien dabei entscheidend: zufäl­lige Genmutationen, die Wahrnehmung in der Gesellschaft und damit die sexuelle Selektion und, wie in der aktuellen Studie, die Anpassung des Menschen an Umweltfaktoren. Für die populäre Vermutung, wonach Gesichtsmerkmale direkt auf die Persönlichkeit oder Intelligenz eines Menschen schliessen lassen, gibt es wissenschaftlich kaum Belege.

Menschen aus Süd- und Nordamerika waren in der aktuellen Studie nicht miteinbezogen, was die Forscher in einer weiteren Arbeit ändern möchten. Auch ­interessieren sie sich für medizi­nische Fragen, wenn ein Mensch in anderen Regionen lebt als seine Vorfahren. So liesse sich herausfinden, ob Bleichhäutige in warmen Regionen mehr Hautprobleme bekommen, oder ob Menschen mit breiten Nasen in der Kälte ­häufiger an Atemwegserkrankungen leiden.