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Wirbel um geplante SkirennenHappige Vorwürfe: Wurde in Zermatt unerlaubt am Gletscher gearbeitet?

Über den Matterhorn-Sprung: Yannick Chabloz trainiert im September auf der neuen Zermatter Abfahrtsstrecke.

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Demnächst soll es schneien hoch über Zermatt, 40 bis 50 Zentimeter könnten fallen, die Schneekanonen laufen zudem seit Sonntag auf dem unteren Teil der Weltcupstrecke Gran Becca. Ab Samstag bereiten sich alle Teams im Wallis auf die Speedsaison vor, drei Trainingspisten und der obere Teil der Gran Becca stehen zur Verfügung – zwecks Chancengleichheit erhält jede Nation zwei Trainingstage.

Wobei: Um Sport geht es gerade maximal am Rand. Seit Wochen werden die Veranstalter mit Vorwürfen eingedeckt, es geht um Sinn oder eben Unsinn von Gletscherrennen, um vermeintlich unnötige Bewerbe im Herbst, um Eingriffe in die Natur – und neuerdings auch um den konkreten Vorwurf, wonach Arbeiten in Gebieten durchgeführt worden seien, für die keine Bewilligungen vorliegen würden.

OK-Chef macht sich «keine Sorgen»

Die Redaktionen von «20 minutes» und dem «Walliser Boten» wollen wissen, dass sich Teile der Strecke ausserhalb der sogenannten Schneesportzone befinden, in der Skipisten erstellt werden können und mit schweren Maschinen und Geräten gearbeitet werden darf. Es geht um ein Flachstück nach dem Matterhornsprung, welches mehrere Hundert Meter lang ist.

«20 minutes» argumentiert mit GPS-Daten, die beweisen würden, dass die Bagger ausserhalb der vorgesehenen Zonen aufgefahren seien. Entwürfe der Skipiste aus dem Jahr 2021, die dem «Walliser Boten» vorliegen, zeigen offenbar, dass Passagen unmittelbar vor dem Grenzübergang zu Italien durch ausgezontes Gebiet geplant wurden. Für die Weltcuprennen sei das Gletschereis umgegraben worden. Die Zeitung schreibt weiter, gemäss dem Bau- und Zonenreglement könne in solchen Gebieten einzig in begründeten Ausnahmefällen eine Baubewilligung vom Kanton erteilt werden. Für eine Planänderung wiederum dürfte die Zeit nicht gereicht haben.

«Wir haben nichts zu verbergen. Die Behörden können sich vor Ort ein Bild machen.»

OK-Chef Franz Julen

Es sind happige Vorwürfe, erst noch von der Lokalzeitung. Natürlich beschäftigen sie OK-Chef Franz Julen. Er sagt: «Wir werden mit Plänen und Streckenführungen konfrontiert, die absolut nicht der Wahrheit entsprechen. Was wir tun, ist regelkonform – ich mache mir keine Sorgen.» Sämtliche notwendigen Genehmigungen aus der Schweiz und Italien seien vorhanden. «Wir haben nichts zu verbergen. Die Behörden können sich vor Ort ein Bild machen.»

Kritik von den Grünen und Umweltverbänden

Fakt ist: Drei Wochen lang wurde auf dem Gletscher mit drei Baggern gearbeitet. Spalten wurden mit abgebrochenem Eis und herumliegendem Schnee aufgefüllt. Dieses Vorgehen gibt es seit Jahrzehnten, «dazu stehen wir», sagt Julen. «In Zermatt wird weder der Gletscher abgetragen noch mutwillig abgekratzt oder zerstört. Aber ohne diese Arbeiten gäbe es keine Trainings für Topathleten und den Nachwuchs und generell kein Gletscherskifahren. Mit dem gesamten Gletscherskifahren machen die Zermatter Bergbahnen jedes Jahr einen siebenstelligen Verlust. Aber das sind wir dem Skisport schuldig», konstatiert Julen.

Wehrt sich: OK-Chef Franz Julen (links, neben Pistenarchitekt Didier Défago) sagt, sämtliche Arbeiten seien regelkonform gewesen.

Die Walliser Baukommission befasst sich mittlerweile mit dem Fall und ermittelt den Sachverhalt – sie mag sich aber nicht im Detail äussern. Nur so viel: Sollten Baugenehmigungen gefehlt haben, werde ein baupolizeiliches Verfahren eingeleitet. Umweltverbände sowie die Grossfraktion der Grünen haben ihre Meinungen indes längst deponiert, die Grünen schreiben: «Sollte sich herausstellen, dass die Arbeiten ausserhalb der Bauzone liegen und nicht genehmigt wurden, muss eine Wiederinstandsetzung angeordnet werden.» 

Julen reibt sich an der Thematik auf; er fragt sich, ob die Welt gerade wirklich keine anderen Probleme habe. Die Kritik stehe teilweise in keinem Verhältnis. «Bei uns sind drei Bagger im Einsatz. Aber wenn 3000 Leute drei Wochen lang auf einem Kreuzfahrtschiff Ferien machen, sagt keiner etwas.»

Die Zermatter Rennen seien so nachhaltig wie möglich, etwa mit Naturschnee auf zwei Dritteln der Strecke, technischem Schnee aus erneuerbarer Energie, der hauptsächlich als Schmelzwasser in Wasserfassungen zurückfliesst, mit Solarzellen auf dem Dach des Starthauses, ohne Waldrodungen. Die Rennen würden Arbeitsplätze sichern und die Abwanderung aus den Berggebieten aufhalten.

Wie auch immer: Gut drei Wochen vor der geplanten Abfahrtspremiere der Männer sorgen sie primär für rote Köpfe.