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Nebensächlich – oder doch nicht

Autorin: Annemarie Golser, Redaktion terzMagazin

Das Wort neben wird in unserem Sprachgebrauch eher abwertend angewendet. Der Duden widmet ihm allerdings mehr als vierzig Einträge. Nebengeräusche sind lästig, der Nebenbuhler ist unerwünscht, die Nebenwirkungen eines Medikamentes sind gefürchtet, der Hallodri benimmt sich daneben, wenn‘s uns schlecht geht, stehen wir neben den Schuhen. Eine Aufwertung erfährt dagegen der Nebendarsteller in Film und Theater. Er steht längst nicht mehr nur im Schatten der Hauptfiguren, er stiehlt ihnen oftmals gar die Schau, und seine Auszeichnung ist berechtigt. Am Festival  dürfen noch wenig bekannte Musikgruppen nur auf Nebenbühnen auftreten und können sich vielleicht gerade deswegen über treue Fans freuen. Besonders reizvoll ist es, die Nebenstrassen in der Landschaft, in der Stadt und im Dorf zu erkunden. Bei der bildenden Kunst lohnt es sich, auch nach scheinbar Nebensächlichem Ausschau zu halten. Der originelle Hauszeichner unserer Tageszeitung hat die Bedeutung einer Nebenfigur erkannt. Irgendwo in seinem Werk ist zum Amüsement der Leserschaft immer irgendwo ein kleines Hündchen mit spitzer Schnauze versteckt. Im Wandgemälde „die Wiege der Schweiz“ im Nationalratssaal liegt im Berggebiet ein Fisch im Trocknen.  Das sei angeblich ein Racheakt des Malers, weil er die schwebende Dame im Mittelpunkt bekleiden musste. Auch hier also werden Witz und Ironie mit Absicht nicht ins Zentrale gerückt, sondern geschickt „nebenan“ eingebaut.

Apropos, oder nebenbei bemerkt, Parlament. Auch hier gilt es mit dem Kanzler der Eidgenossenschaft ein oftmals verkanntes Nebenamt aufzuwerten. Als Stabschef der Schweizer Regierung  hat er bedeutende Funktionen und verdient den Ehrentitel des achten Bundesrates.

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