Frei sein im Freiraum

Freiraum

Nach 30 Jahren im Tourismus hat Marion ihren Traum verwirklicht: Gastgeberin zu sein. Und das voll und ganz. Aus einem abbruchreifen Haus wurde eine hochwertige Apartmentanlage mit Fokus auf Achtsamkeit. Wie man im Freiraum frei wird, das haben wir Marion gefragt.

Marion, du hast 30 Jahre lang im Tourismus gearbeitet. Was hat dich dazu inspiriert, mit 50 Jahren etwas Neues zu beginnen?

Schon lange war mir bewusst, dass der Tourismus meine Leidenschaft ist. Gastgeberin zu sein, erfüllt mich jeden Tag aufs Neue. Ich liebe es, Menschen mit kleinen Gesten wie Insider-Tipps für Radtouren oder frisch gebackenem Zwetschgen-Streuselkuchen glücklich zu machen. Dennoch habe ich lange mit dem Gedanken gespielt, bis ich endlich die Entscheidung traf. Ich wollte immer ein Haus führen, das genau so ist, wie ich es will. Da ich in mein Tun meine ganze Zeit und mein ganzes Herzblut investiere, bin ich in meinem Beruf meist an Grenzen gestoßen. Hier in meinem eigenen Betrieb kann ich vieles verwirklichen, umsetzen und meinen Gästen die Aufmerksamkeit schenken, die ich für richtig und wichtig halte. Gastfreundschaft ist für mir nicht nur ein Wort, und deshalb erfordert das Zeit.

Du hast ein abbruchreifes Haus in eine hochwertige Apartmentanlage verwandelt. Kannst du uns mehr darüber erzählen, wie die Idee dazu entstanden ist und wie du sie umgesetzt hast?

Ich hatte immer ein Faible für alte Häuser, Traditionen sind mir wichtig. Das alte Haus hatte Charme und wäre jetzt über 100 Jahre alt, aber die Bausubstanz war schlecht und da ich auch ein modernes Apartmenthaus realisieren wollte, wäre es unmöglich gewesen, es zu erhalten. So kam von vorneherein nur ein Neubau infrage. Dann waren rein praktische Dinge umzusetzen, um möglichst viele Gästebedürfnisse abzudecken. Es war mir wichtig, Apartments mit zwei Schlafzimmern zu bauen – so haben Familien ausreichend Platz, sich auch mal zurückziehen zu können, und Freundinnen haben getrennte Schlafmöglichkeiten in einem Apartment . Ein weiteres Thema war für mich die Barrierefreiheit, denn auch Gäste mit Einschränkungen sollen sich wohlfühlen – das fängt an mit einer elektrisch öffnenden Haustür und geht weiter mit einem Personenlift über alle Etagen, zwei Apartments sind behindertengerecht ausgestattet.

Und wie kam es zum Namen?

Bewusst wollte ich für mein Apartmenthaus keinen klassischen Namen wie Krone, Adler oder Sonne, die es bei uns in jeder Gemeinde gibt. Nach Gesprächen und dem Kennenlernen mit meiner Grafikerin, einer jungen Dame aus dem Bregenzerwald, hat sie eine erste Idee vorgestellt, und das war der „freiraum“. Ich war sofort begeistert und so mussten wir auch gar nicht weiter darüber nachdenken und sind dabei geblieben.

Deine Apartments bieten seit Sommer 2023 einen À-la-carte-Frühstücksservice an, genauso wie Partnerschaften mit Spitzenköchen aus der Region. Wie kam es zu dieser Kooperation und was dürfen die Gäste erwarten?

Wir bieten unseren Gästen die Möglichkeit, Frühstück oder Brötchen zu bestellen – sieben Tage die Woche bis vor die Apartmenttür. Unsere Gäste bestellen täglich bis 18 Uhr direkt bei unserem Anbieter genau das, was sie möchten. Regionalität wird bei uns großgeschrieben. Für die schnelle Küche oder für „Kochfaule“ war es mir wichtig, eine hochwertige Alternative zu den Restaurants im Ort anzubieten. Da bot es sich an, die Produkte eines Haubenkochs aus einem Nachbarort mit ins Sortiment aufzunehmen. Bei ihm ist garantiert, dass die Grundzutaten aus der Region kommen, und auch die Zubereitung macht der Profi. So gibt es fertiggekochte Gerichte im Glas, die nur erwärmt werden müssen, tolle Suppen, vegetarische Gerichte und für Fleischliebhaber haben wir auch ein kleines Sortiment. Damit unsere Gäste nicht auf Naschereien verzichten müssen, bieten wir ein feines Eissortiment aus der Eismanufaktur Kolibri, die „Soulcream“ an, und verwöhnen sie zudem mit hausgemachten Kuchen. Dieser Duft im Haus hat schon so manchen verführt!

Ein Schwerpunkt deines Projekts liegt auf Achtsamkeitsseminaren, Ernährung und Meditation, insbesondere in den Nebensaisonen. Was erwartet die Gäste hier?

Unser Retreat Achtsamkeit liegt mir persönlich am Herzen, weil es in der heutigen Zeit ganz vielen so geht wie mir. Durch die Hektik im Alltag hatten sich über die Jahre die Kilos angeschlichen, leckeres Essen und einfach zu viel davon war die Ursache Nummer eins. Nebst Begleiterscheinungen wie stetiger Müdigkeit, Antriebslosigkeit und immer mehr Gelüsten auf die nächste Kalorienfalle, fühlte ich mich irgendwann nicht mehr wohl. Durch eine Freundin habe ich dann von Vitalstoffen und einer Ernährungsform erfahren, die sich für mich stimmig anhörte. Nämlich kein Verzicht, sondern bewusstes Essen. Die Vitalstoffe unterstützen uns im Alltag. Im Rahmen des Retreats haben wir ein schönes Programm erarbeitet, damit die Gäste das Retreat in einer fünftägigen Auszeit als Entschlackungskur machen können – oder eben weiterführend als Start in eine Ernährungsumstellung, begleitet von uns. Auch nach der Abreise erhalten die Gäste, wenn sie es möchten, Tipps und Rezepte und werden so auch immer wieder neu motiviert, dranzubleiben.

Wie hat sich die Tourismusbranche in den letzten Jahren verändert und wie siehst du die Zukunft des Tourismus, insbesondere in Bezug auf nachhaltige und achtsame Reiseerlebnisse?

Gäste verreisen kürzer, dieser Trend ist schon seit vielen Jahren erkennbar, und vor allem bleiben sie doch vermehrt in Mitteleuropa. Diese Reisen sind sicherer, klimaneutraler und qualitativ deutlich hochwertiger. Auch nachhaltiges Reisen wird immer mehr zum Thema. Ganz besonders aber sind achtsame Reiseerlebnisse in den Fokus gerückt. Das Wandern und Biken, auch das E-Bike gibt vielen eine neue Möglichkeit, die Natur zu erleben. Heute sind wieder alle Generationen in den Bergen und in unserer tollen Naturlandschaft unterwegs und die Wertschätzung der Natur, der Berge hat eine ganz neue Dimension erreicht, wie sie noch nie da war.

Bewusstes Genießen darf auch mit Stille einhergehen.