Wirtschaftskammer fordert Erleichterungen für Ein-Personen-Unternehmen
OÖ/LINZ. Knapp 62 Prozent der oberösterreichischen Unternehmen sind sogenannte EPUs (Ein-Personen-Unternehmen), jährlich kommen rund 1.500 neu hinzu. Die Wirtschaftskammer Oberösterreich will den Sektor fördern und fordert eine Verbesserung der Rahmenbedingungen.
Rund 54.000 aktive EPUs gibt es in Oberösterreich. WKOÖ-Präsidentin Doris Hummer bezeichnet sie als unverzichtbar für die regionale Versorgung und als wesentlichen Teil der heimischen Wirtschaft. Die EPUs stünden aber auch vor Herausforderungen wie begrenzten zeitlichen und finanziellen Ressourcen sowie der alleinigen Verantwortung für alle Geschäftsbereiche. Aus diesem Grund brauche es mehr unternehmerische Handlungsspielräume.
WKOÖ sieht Verbesserungspotential bei Steuern, Bürokratie und sozialer Absicherung
Die WKOÖ sieht vor allem drei Bereiche als verbesserungswürdig an. So brauche es steuerliche Erleichterungen wie Investitionsanreize, Soziale Absicherung und weniger Bürokratie. Konkret wird eine Anhebung der Grenze für geringwertige Wirtschaftsgüter von 1.000 auf 2.000 Euro gefordert. Auch seien Pauschalierungen und Freigrenzen sowie die Abschaffung von Bagatellsteuern wichtige Hebel. „Wir möchten, dass EPUs ihre eigene Steuererklärung machen können ohne dafür zwei Steuerberater anheuern zu müssen“, fasst es Hummer zusammen.
Bei der sozialen Absicherung gehe es vor allem um zwei Punkte, die Rahmenbedingungen für die freiwillige Arbeitslosenversicherung und Aufklärung über Krankheitsfälle.
Änderungen bei freiwilliger Arbeitslosenversicherung gefordert
Erstens: für eine freiwillige Arbeitslosenversicherung muss derzeit eine unselbständige Beschäftigung im Ausmaß von mindestens fünf Jahren vor der Selbstständigkeit vorliegen, die WKOÖ fordert eine Verkürzung auf drei Jahre. Auch ist die getroffene Entscheidung zur freiwilligen Arbeitslosenversicherung für 8 Jahre bindend und kann nur alle 8 Jahre geändert werden. Diese Frist will die WKOÖ auf fünf Jahre gekürzt sehen. Zudem brauche es flexiblere Ein- und Austrittsmöglichkeiten im Rahmen des Opting-In-Modells.
Vorsorge für den Krankheitsfall treffen
Zweitens: ein großes Thema sei die Absicherung im Krankheitsfall. Das Vorsorge in diesem Bereich wichtig ist, betont auch Michael Stingeder, EPU-Sprecher in der WKOÖ: „Krankheit ist eines der größten Damoklesschwerter, die über EPUs hängen. Es ist ein reales Risiko, das vielen nicht bewusst ist.“ Auch Hummer betont, dass der Verdienstentfall bei gleichzeitig weiterlaufenden Kosten zur echten Bedrohung für EPUs werden kann. Krankheitsbedingte Ausfälle, auch längere, müsse man mit einplanen und entsprechend vorsorgen, sind sich beide einig. Für WKO-Mitglieder und SVS-Versicherte gibt es zudem die Möglichkeit, die sogenannte „Betriebshilfe“ in Anspruch zu nehmen, bei der im Fall von Krankheit eine kostenlose oder vergünstigte Arbeitskraft für einen gewissen Zeitraum zur Verfügung steht.
Bürokratie als Hürde
Schließlich brauche es weniger Bürokratie, so Hummer. Die Vielzahl an bürokratischen Vorschriften und Regulierungen seien eine Herausforderung für die Ein-Personen-Unternehmen. Die WKO habe in der Vergangenheit bereits einige Verbesserungen für EPUs bewirkt, etwa die Senkung der Einkommenssteuertarife oder die Verlängerung der Regelung zum Krankengeld: Bei längerem Ausfall von mehr als 42 Tagen gibt es Krankengeld rückwirkend ab dem vierten Tag des Krankenstandes.
WKOÖ-Service für EPUs
Die WKOÖ unterstützt EPUs in vielfältiger Weise. Das Service-Paket umfasst unter anderem einen „Break-Even“-, einen Sozialversicherungs- und Steuerrechner oder auch die Online-Plattform www.epu.wko.at. In vielen Bezirksstellen der WKO gibt es einen Meetingraum, den EPUs kostenlos für Termine reservieren können, kostenlose Weiterbildung wird in Form von Webinaren angeboten. Das Mentoring-Programm für EPUs geht ebenfalls in die nächste Runde, wobei die Nachfrage das Angebot bei weitem übersteigt. Die gegenseitige Vernetzung wird unter dem Motto „Unternehmen wir es gemeinsam“ gefördert, aktuell mit dem neu eingeführten EPU-Erfolgstag mit Stargast Marlies Raich.
„Wir setzen aber nicht nur Impulse für jene, die EPU bleiben wollen, sondern fördern auch die Einstellung des ersten Mitarbeiters“, so Hummer. Gemeint ist die Initiative „1plus1“, die bislang von rund 860 Ein-Personen-Unternehmen in Anspruch genommen wurde.
EPUs in Zahlen
- 62 Prozent der oö. Unternehmen sind Ein-Personen Unternehmen, 54.000 aktive EPUs gibt es derzeit in OÖ
- In den vergangenen Jahren wurde ein Anstieg von rund 1.500 EPUs pro Jahr verzeichnet
- Gründungsmotive sind hauptsächlich Unabhängigkeit und Selbstverwirklichung
- Den größten Anteil an EPUs gibt es in der Sparte Gewerbe und Handwerk mit 51,4 Prozent
- Der Frauenanteil liegt bei 52 Prozent, das Durchschnittsalter beträgt 47 Jahre
- Die Fachgruppe Personenberatung- und Betreuung hat einen besonders hohen Anteil an EPUs (mehr als 98 Prozent), was vor allem auf die Berufsgruppe der 24-Stundenpflegerinnen zurückzuführen ist
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