Es gibt viele gute Gründe eine Holztreppe zu renovieren. Letztendlich ist es aber immer eine Investition in die Sicherheit, Langlebigkeit und Ästhetik des Hauses und zahlt sich langfristig aus. Wir erklären Ihnen in diesem Ratgeber, was Sie beachten sollten, wenn Sie eine Treppe abschleifen möchten, wie Sie Schritt für Schritt vorgehen und welches Material Sie zum Renovieren Ihrer Treppe benötigen.
Alles auf einen Blick:
- Es ist sinnvoll, im Vorfeld herauszufinden, ob Sie Ihre Treppe einfach schleifen und neu streichen können oder ob sie besser komplett renoviert beziehungsweise sogar erneuert werden sollte.
- Abschleifen und neuen Lack auftragen ist in der Regel bei abgenutzten Treppenstufen kein Problem. Bei erheblichen Schäden sollte allerdings von Grund auf saniert werden. Denn sonst leidet die Sicherheit.
- Für die verschiedenen Schritte werden unterschiedliche Materialien wie Schleifpapiere benötigt. MMit einem elektrischen Schleifgerät vereinfachen Sie sich das Treppenabschleifen deutlich.
Gründe für das Renovieren
- Sicherheit
- Ästhetik
- Werterhalt und Langlebigkeit
- Gesundheit
Sicherheit
Eine abgenutzte Holztreppe kann sehr glatt und rutschig sein und somit – vor allem für Kinder und ältere Menschen – zur Gefahr werden. Ganz wichtig kann in diesem Zusammenhang auch das Erneuern vom Handlauf am Treppengeländer sein.
Ästhetik
Im Lauf der Zeit verschleißt eine Holztreppe und ihr ursprünglicher Glanz geht verloren. Da sie ein zentrales Bauteil in einem Haus ist, kann das Renovieren bereits das komplette optische Erscheinen verändern. Hier kann es bereits genügen, zu schleifen und die alte Farbe durch neue zu ersetzen.
Werterhalt und Langlebigkeit
Da die Treppe einen großen Teil des Erscheinungsbildes ausmacht, kann eine Renovierung den Wert Ihres Hauses steigern. Zudem werden die Treppenstufen vor weiterem Verschleiß und damit vor gefährlichen Schäden geschützt.
Gesundheit
Haben sich auf der unrenovierten Holztreppe noch alte Teppiche, Kleber und andere Beschichtungen befunden, kann es sein, dass diese – aufgrund früher geltenden anderen Normen – giftige Stoffe enthielten. Sie tragen also auch dazu bei, dass die Luftqualität im Gebäude verbessert wird.
Über unseren Experten
Lars Oemmelen ist Teil der Geschäftsstelle des Bundesverbands Treppen- und Geländerbau e.V. (BVTG). Zweck des Verbandes ist die Förderung des Treppen- und Geländerbaus. Gemeinsam mit dem Vorstand des Bundesverbandes Walter Heinrichs beantwortet er die Fragen von Tischler-Schreiner.org rund um den Bau von Treppen.
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Bildnachweis: Treppen- und Geländerbau e.V. (BVTG)
Was ist vor dem Schleifen zu erledigen?
Auf den ersten Blick mag es vielleicht einfach klingen, selbst Hand anzulegen. Das Problem aber ist, vor allem bei einer alten Holztreppe, dass es so viele Ecken, Kanten und Rundungen gibt, die ebenfalls gründlich geschliffen werden müssen. Wer da nicht das richtige Werkzeug hat, tut sich schwer, wenn er die alte Farbe oder den alten Lack selbst abschleifen möchte.
Bestandsaufnahme: Welche Schäden sind vorhanden?
Im ersten Schritt ist es wichtig, eine Bestandsaufnahme durchzuführen. Das hilft Ihnen, das weitere Vorgehen für das Treppenabschleifen zu bestimmen. Sie können sich an den folgenden Faktoren orientieren:
- Leichte Abnutzung
Leichte Abnutzung bedeutet, dass es lediglich einige Kratzer oder Flecken an der Oberfläche der Stufen gibt. Diese können, wenn sie die Treppenstufen schleifen, problemlos behoben werden.
- Mittlere Abnutzung
Knarren einzelne Stufen stark oder sind tiefe Kratzer und Abnutzungsspuren sichtbar, sollten Sie abwägen, ob das Schleifen und Lack auftragen noch geeignet ist oder ob Sie sich lieber für eine andere Form der Renovierung der Treppe entscheiden. So könnten die Treppenstufen beispielsweise verblendet oder mit einem neuen Belag versehen werden.
- Starker Verschleiß
Stellen Sie fest, dass nicht nur die Stufen selbst abgenutzt sind, sondern die Treppe neben den ausgetretenen Stufen im Ganzen nicht mehr solide erscheint, hilft in der Regel kein Abschleifen mehr, sondern nur eine umfassende Sanierung. Hier empfehlen wir, die Treppensanierung durch einen Profi durchführen zu lassen. Gegebenenfalls muss sogar die ganze abgenutzte Treppe komplett erneuert werden.
Welche Werkzeuge werden benötigt?
Es kann die Arbeit deutlich erleichtern, wenn Sie vorher alle notwendigen Utensilien und Werkzeuge für die Treppenrenovierung zusammentragen.
Diese Tools sollten unbedingt vorhanden sein:
- Schleifgerät (am besten Deltaschleifer und Schwingschleifer sowie eventuell Exzenterschleifer)
- Schleifpapier in verschiedenen Körnungen
- Heißluftföhn
- Holz-Reparaturspachtel
- Grundierung und Treppenlack
- Pinsel und Rolle
- Beize
- Holzkitt
- Holzkeile und Beitel
- Hartöl, Fußbodenöl oder Hartwachs
- Holzschrauben
- Tuch
- Hammer
- Schutzfolien
- Spachtel
- Wasser und Seife
Übrigens: Wenn Sie die Stufen schleifen, dann entsteht hartnäckiger Staub. Deshalb ist es wichtig, eine ausreichende Schutzbekleidung zu tragen. Diese sollte aus einem Ganzkörper-Schutzanzug, einer Schutzbrille sowie einem Mund-Nasen-Schutz bestehen. Außerdem sollten Sie den Raum während der Durchführung der Arbeiten gut lüften, damit der Großteil des Staubes direkt nach außen abziehen kann.
Den Raum vorbereiten
Schmutz und Staub lassen sich beim Holztreppenschleifen nicht verhindern. Deshalb ist es wichtig, die anderen Teile des Raumes sowie den Rest der Wohnung optimal zu schützen. Legen Sie auf dem Fußboden Schutzfolien aus und decken Sie Möbel ab, sofern Sie diese nicht aus dem Raum schaffen können. Außerdem empfiehlt sich die Verwendung von Staubschutztüren, sodass die Schmutz- und Staubbelastung in angrenzenden Räumen zumindest reduziert werden kann.
Treppe ölen oder lackieren?
Ob Sie eine Treppe ölen oder lackieren möchten, ist eine Frage, die es vorher zu klären gilt, denn hiervon hängen die späteren Arbeitsschritte ab. Wir möchten Ihnen daher kurz erklären, worin die hauptsächlichen Vorteile beider Varianten liegen:
Öl lässt sich einfach auftragen und versiegelt die Treppe besonders gut. Es eignet sich, wenn Sie einen natürlichen Holzlook erhalten möchten. Außerdem lässt es sich später leichter entfernen, sollte die Treppe nochmals renoviert werden müssen.
Lack hingegen bietet zahlreiche farbgestalterische Möglichkeiten. Sie können Ihrer Fantasie hinsichtlich des Designs freien Lauf lassen. Allerdings lässt sich Lack später nur sehr mühsam wieder entfernen.
Wie wird die Holztreppe richtig abgeschliffen? [Schritt-für-Schritt-Anleitung]
Schritt 1: Alten Belag und Verschmutzungen entfernen
Vor dem Lackieren der Treppenstufen müssen diese zunächst vom alten Belag sowie von Schmutz befreit werden. Vielleicht waren die Treppenstufen bislang mit einem Teppichboden ausgelegt? Dieser ist als erstes zu entfernen. Dies gilt ebenso für alle Klebereste sowie groben Schmutz.
Hartnäckige Verschmutzungen lassen sich in der Regel mit Wasser und Seife entfernen. Sie können zusätzlich auch eine Spachtel nehmen.
Schritt 2: Grobschliff
Ehe der Feinschliff erfolgen kann, sollten Sie den Grobschliff durchführen. Für das Bearbeiten der Podeste und Stufen verwenden Sie am besten einen Schwingschleifer und Schleifpapier mit einer 24er-Körnung.
Es ist wichtig, auch die Ecken gründlich zu schleifen. Hierfür eignet sich der sogenannte Deltaschleifer. Wenn Sie diesen sanft vor- und zurückbewegen, lassen sich die Kanten effizient bearbeiten.
Der Grobschliff sollte aus drei Durchgängen bestehen, um wirklich alle Reste zu entfernen und eine solide Grundlage für das anschließende Lackieren zu erhalten. Während Sie im ersten Durchgang mit einer Körnung von 24 gearbeitet haben, verwenden Sie für den zweiten Durchgang eine Körnung von 40 und für den dritten Durchgang eine Körnung von 80. Entfernen Sie nach jedem einzelnen Schleifdurchgang den kompletten Staub. Andernfalls kann ein unebenes Ergebnis entstehen.
Schritt 3: Ausbessern der Stufen
Stufen ausbessern bedeutet nicht nur die Bearbeitung der Oberfläche, sondern beispielsweise auch das Beheben einer knarrenden Holztreppe.
Sie können hierzu zum Beispiel Holzschrauben verwenden, die mit einem Senkkopf ausgestattet sind. Sie sollten mindestens 80 bis 100 mm lang sein. Stehen die Schrauben etwas über, können Sie dies später mit einem Reparaturspachtel ausgleichen.
Kleine Kratzer können problemlos überdeckt werden. Sie können diese in der Farbe der Treppe überlackieren oder ein sogenanntes Holzkitt zum Ausbessern verwenden. Für die Beseitigung großer Kratzer oder Dellen, die sich in den Stufen befinden, verwenden Sie einen Holzreparaturspachtel.
Schritt 4: Feinschliff
Schleifen Sie in diesem Schritt die erste Schicht des Holzes ab. Hierfür verwenden Sie einen Delta- oder Schwingschleifer sowie Schleifpapier mit einer Körnung von 100. Entfernen Sie nun den Staub, ehe Sie im nächsten Durchgang mit Schleifpapier in der Körnung 200 arbeiten.
Ob Sie korrekt geschliffen haben, erkennen Sie daran, dass das Holz nun eine sehr glatte Oberfläche aufweist. Dies ist die Voraussetzung dafür, dass Grundierung und Lack besser halten. Stellen Sie Unebenheiten fest oder fühlt sich die Fläche noch nicht glatt genug an, sollten Sie nachbessern.
Schritt 5: Grundierung
Bevor das Holz grundiert werden kann, muss wieder der Staub entfernt werden. Verwenden Sie hierfür am besten ein fusselfreies Tuch. Statt eines teuren Spezialtuchs können Sie übrigens auch einfach eine alte Stoffwindel verwenden. Mullwindeln saugen extrem gut und fusseln nicht.
Anschließend grundieren Sie entweder mit Öl oder mit Lack – je nach Geschmack. Sie müssen nur darauf achten, dass die Eigenschaften zu denen des später aufzutragenden Treppenlackes passen.
Für alle Ecken, Kanten und schwer zugänglichen Bereiche tragen Sie die Grundierung mit einem Pinsel auf. Um auf den größeren Flächen ein ebenmäßiges Ergebnis zu erzeugen, verwenden Sie hingegen eine Lackierrolle.
Nach dem Auftragen des Lackes muss die Treppe vollständig trocknen, ehe sie abgeschliffen werden kann. Wie lang die Trocknungszeit ist, entnehmen Sie den Herstellerangaben, die Sie auf der Verpackung des Lacks finden.
Auch vor dem Grundieren mit Öl sollte der Staub mit einem fusselfreien Tuch vollständig entfernt werden. Danach verwenden Sie eine Beize, die mit einem breiten Pinsel aufgetragen werden sollte. Sie betont die individuelle Maserung des Holzes und hebt dessen Farbton hervor. Bei den typischen Treppenhölzern Esche, Buchenholz oder Eiche haben Sie hier einen tollen Effekt. Haben Sie zu viel Beize aufgetragen, kann diese mit einem trockenen Tuch vorsichtig aufgenommen werden.
Auch das Öl muss zunächst vollständig trocknen, ehe Sie den Grundierungsschliff durchführen.
Schritt 6: Grundierungsschliff
Das Vorgehen beim Grundierungsschliff richtet sich ebenfalls danach, ob Sie die Treppe geölt oder lackiert haben.
Grundierungsschliff beim Lackieren:
Führen Sie den Grundierungsschliff erst durch, wenn der zuvor aufgetragene Lack komplett getrocknet ist. Der Grundierungsschliff ähnelt dem Feinschliff. Allerdings verwenden Sie hierfür ein noch feineres Schleifpapier, am besten eine 240er-Körnung. Entfernen Sie danach wieder den Staub.
Grundierungsschliff beim Ölen:
Haben Sie sich für das Ölen entschieden, fahren Sie fort, wenn die Ölschicht trocken, gleichzeitig aber noch rau ist. Verwenden Sie hierfür ein Schleifgitter mit der Körnung von mindestens 180. Es empfiehlt sich die Verwendung eines Exzenterschleifers, der für ein besseres Ergebnis sorgt. Auch hier entfernen Sie danach den Staub.
Schritt 7: Lackieren und ölen
Im letzten Schritt müssen Sie die Treppe versiegeln, sodass sie nach dem Renovieren vollständig belastet werden kann. Für das Versiegeln sind mehrere Durchgänge notwendig, in denen entweder Öl oder Lack aufgetragen wird.
Abschließendes Lackieren:
Der gewünschte Lack wird in diesem Schritt mit einer Rolle bzw. in den Ecken mit einem Pinsel aufgetragen. Es sollten mindestens drei, besser vier Durchgänge auf dem Holz durchgeführt werden. Wichtig ist jedoch, dass der Lack jeweils gut vortrocknen kann, ehe Sie die nächste Schicht auftragen. Die Trocknungszeit sollte mindestens eine Stunde betragen, besser sind drei. Wird Ihre Treppe stark beansprucht, können weitere Lackschichten aufgetragen werden.
Abschließendes Ölen:
Für das abschließende Bearbeiten wird entweder ein Hartwachsöl oder ein Hartöl (in unverdünnter Form) benötigt. Dieses sollte mit einem breiten Pinsel in zwei Schichten aufgetragen werden. Zwischen dem Auftragen der einzelnen Schichten sollten mindestens 20 und maximal 45 Minuten liegen.
Verwenden Sie nach dem Auftragen jeder Schicht ein fusselfreies Tuch, um die noch glänzenden Stellen abzutragen. Dies sollte nach einer Trocknungszeit von 40 bis 45 Minuten erfolgen.
Kosten
Sie können die Holztreppe entweder selbst abschleifen oder einen Profi beauftragen. Er verfügt nicht nur über das geeignete Werkzeug wie die verschiedenen Schleifmaschinen, sondern auch über das notwendige Fachwissen und die Erfahrung, die man für eine solche Renovierung braucht, damit das Ergebnis hinterher einwandfrei ist. Gerade auch dann, wenn zusätzlich ein altes Geländer „aufgehübscht“ werden soll oder Sie sogar das Treppengeländer erneuern möchten, sollten Sie das Hinzuziehen eines Handwerkers in Betracht ziehen. Die Arbeitsstunde liegt hier in der Regel bei etwa 80 Euro, je nach Region auch etwas günstiger. Bei großen Aufträgen wie einer kompletten Treppensanierung kann es sich lohnen, einen Pauschalpreis zu vereinbaren.
Welche Faktoren beeinflussen den Preis?
Die Kosten für das Abschleifen der Holztreppe richten sich unter anderen danach, ob Sie Lack oder Öl auftragen möchten und welche Markenprodukte Sie verwenden. Außerdem wird das Projekt mit jeder zusätzlichen Treppenstufe teurer. Muss stark ausgebessert werden, fallen weitere Kosten an.
Möchten Sie die Arbeit selbst übernehmen, benötigen Sie lediglich die Werkzeuge und Materialien. Hier ist mit maximal 500 Euro zu rechnen.
Was kostet ein Treppenrenovierungs-Profi?
Entscheiden Sie sich für das Abschleifen und das anschließende Lackieren der Holztreppe durch einen Experten, sollten Sie für 13 Stufen und eine Höhe von ca. 2,80 Meter Kosten von etwa 2.000 bis 2.500 Euro einplanen. Müssen Sie tatsächlich die ganze Treppe austauschen lassen, dann müssen Sie mit viel Geld rechnen. Zehntausend Euro sind bei einer neuen Treppe aus Holz keine Seltenheit.
Fazit
Ist eine Holztreppe nur leicht verschlissen, lohnt sich die Mühe auf jeden Fall, Ihrer Treppe einen neuen Anstrich zu geben. Mit ein wenig Zeit und ohne viel Geld auszugeben, erhalten Sie einen ganz neuen Look. Damit die alte Treppe später in neuem Glanz erstrahlt, müssen Sie allerdings verschiedene Schleifdurchgänge mit unterschiedlichen Geräten und Schleifpapieren durchführen. Diese Arbeit ist mühsamer als man auf den ersten Blick denkt. Und gerade dann, wenn Ihr Treppenhaus einige richtige Macken aufweist, sollten Sie darüber nachdenken, einen Profi ans Werk zu lassen, damit das Ergebnis Ihnen wieder viele Jahre Freude bereitet.