Starker Auftritt
In "Die Gustloff" zeigt Valerie Niehaus, dass sie nicht nur in Vorabendserien eine gute Figur macht. Sie überzeugt auch als Marinehelferin in Joseph Vilsmaiers Antikriegsfilm.
Einige Gäste drehen sich verstohlen um. Aber ihr Interesse gilt nicht Valerie Niehaus, sondern Ex-Minister Jürgen Trittin, der hier im Berliner Café "Einstein" frühstückt. Ungeschminkt fällt die Schauspielerin kaum auf. Das war mal anders.
Was ist für Sie die Kernaussage von Vilsmaiers Zweiteiler "Die Gustloff"?
VALERIE NIEHAUS: Für mich ist es ein Antikriegsfilm, der sich nicht auf den Untergang der "Gustloff" am 30. Januar 1945 beschränkt. Man braucht nur den Fernseher anzumachen, und man sieht Afrikaner, die über das Meer auf italienische Inseln flüchten. Entscheidend ist doch, dass man begreift, was Kriege und Konflikte bis heute anrichten: Menschen werden vertrieben und bedroht und versuchen, ihr nacktes Leben zu retten.
Wie haben Sie sich vorbereitet?
Ist Erika eine Samariterin?
Nein, sie ist keine, die sich für andere aufopfert. Ich glaube nicht an grenzenlosen Altruismus. Erika hilft sich selbst, indem sie anderen hilft, weil das ihrem Leben Sinn gibt.
Die Uniform hat Sie sehr verändert...
Am schlimmsten war für mich das Käppi, dieses "Eisverkäufermützchen", das ich tragen musste. Bei einem Flug hatte ich das im Gepäck, und ich habe die ganze Zeit gedacht: Was sagst du bloß, wenn du die Tasche öffnen musst und gefragt wirst, warum du eine Kopfbedeckung mit Reichsadler und Hakenkreuz mit dir führst?
Sie haben Ihre Karriere als Darstellerin einer Daily Soap gestartet: ein Nachteil?
Mussten Sie Rollen ablehnen, weil Sie allein erziehende Mutter sind?
Ja, aber 14 Tage Ausland sind machbar. So wie jetzt beim Dreh von "Mogadishu Welcome" für die ARD in Casablanca. Der Film handelt von der Entführung der "Landshut" durch Terroristen im Jahr 1977. Thomas Kretschmann spielt den Flugzeugkapitän, ich eine Passagierin.
Die Gustloff
SO/MO 2./3.3. ZDF 20.15 Uhr
Text: Rainer Unruh für TV TODAY