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In memoriam: Eva Pflug

Als «Raumschiff Orion»-Emanze wurde sie zum Idol der 60er Jahre. Jetzt starb Eva Pflug in München. Die Schauspielerin wurde 79 Jahre alt

Als «Raumschiff Orion»-Emanze wurde sie zum Idol der 60er Jahre. Jetzt starb Eva Pflug in München. Die Schauspielerin wurde 79 Jahre alt

In «Raumpatrouille», der Science-Fiction- Kultserie aus dem Jahr 1966, zeigte Eva Pflug als kühle Russen- Agentin den Männern, wer das Sagen hat - und war damit ihrer Generation voraus. Eine «Emanze», so bekannte Pflug einmal, sei sie aber nie gewesen. Dennoch prägte die Schauspielerin mit dem hochtoupierten blonden Pagenkopf und den dunklen Wimpern, die im Raumschiff «Orion» als Tamara Jagellovsk an der Seite von Dietmar Schönherr durch die galaktischen Weiten düste, seinerzeit nicht nur modisch einen neuen selbstbewussten Frauentyp. Mann und Kind hatte Pflug nie.

Am frühen Dienstagmorgen wurde die 79 Jahre alte Schauspielerin nach Angaben eines engen Freundes tot in ihrer Wohnung in Grünwald bei München gefunden. Dort lebte sie allein. Nachbarn hatten zuvor die Polizei gerufen, weil das Licht über längere Zeit gebrannt hatte. Die Todesursache sei wahrscheinlich Herzversagen gewesen. «Das Herz war ihr Schwachpunkt», sagte ein Freund. Trotz ihres Alters und Problemen mit dem Herzen arbeitete Pflug bis zuletzt weiter. Noch im Mai drehte sie für das ARD-Fernsehspiel «Dritte Sonnenblume links». Sogar am vergangenen Dienstag hätte sie noch einen Termin in einem Synchronstudio gehabt.

Die Rolle der selbstbewussten coolen Agentin blieb eine Ausnahme in der Film-Laufbahn von Eva Pflug, so wie es auch die sieben Folgen der legendären Serie «Raumpatrouille - Die phantastischen Abenteuer des Raumschiffes Orion» als bisher einzige deutsche Science-Fiction- Serie waren. Nie wieder stellte sich bei Pflug so ein Erfolg ein wie bei der «Orion»-Crew. Als selbstbewusste intergalaktische Gouvernante wurde die subversive Film-Blondine zum Idol. Wäschekörbeweise habe sie damals Briefe von begeisterten jungen Mädchen bekommen, sagte Pflug einmal.

Da hatte selbst «Commander» Dietmar Schönherr manches Mal das Nachsehen. Doch während die Karriere für Schönherr und die anderen männlichen Kollegen der «Orion»-Crew weiter bergauf führte, ging Pflugs TV-Karriere anschließend «den Bach runter», wie sie einmal bekannte. 2003 wollte die «Orion»-Besatzung mit dem fürs Kino aufgepeppten Film «Raumpatrouille Orion - Rücksturz ins Kino» anknüpfen. Aus den sieben Episoden der Schwarz-Weiß-Serie wurde ein Spielfilm geschnitten, der aber floppte. Der naive Charme der Serie mit dem legendären Bügeleisen als Hauptschalter im Maschinenraum lässt Science-Fiction-Fans heute noch allenfalls milde lächeln, wenn sie mal wieder in einem der Dritten Programme wiederholt wird.

Die Filmkarriere der am 12. Juni 1929 geborenen Pflug war geprägt durch Krimis, in denen sie auch gern die Rolle der Mörderin spielte. Pflug trat in Edgar Wallace-Krimis (u.a. «Der Frosch mit der Maske», 1959) auf und in mehreren «Tatort»-Folgen. 2004 stand sie erstmals auch wieder gemeinsam mit Schönherr in einem «Tatort» vor der Kamera.

Ihre Bühnenlaufbahn begann die Schauspielerin 1947 in ihrer Heimatstadt Leipzig. In ihrer knapp 60-jährigen Theaterkarriere spielte Eva Pflug unter anderem das Gretchen in Goethes «Faust» und die Martha in Kleists «Der zerbrochne Krug». Für ihre Rolle in Brechts «Mutter Courage» bekam sie 1986 den «Großen Preis von Bad Hersfeld». Außerdem glänzte sie in Shaws «Die heilige Johanna» und in Shakespeares «Was ihr wollt» und «Ein Sommernachtstraum».

Zwischen 1980 und 1985 stand Eva Pflug rund 700 Mal in Boulevard- Komödien auf den Bühnenbrettern. Darüber hinaus saß sie häufig im Synchronstudio, unter anderem als deutsche Stimme von Julie Christie, Ursula Andress und von Stephanie Forrester in der Serie «Reich und Schön».