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Ex-MVG-Kontrolleur packt aus - über eine spezielle Vorgabe! „Ich fand das unfair“

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Manuel Huber war Kontrolleur bei der MVG. Täglich schrieb er neun Schwarzfahrer auf.
Manuel Huber war Kontrolleur bei der MVG. Täglich schrieb er neun Schwarzfahrer auf. © Haag

Gibt es eine Quote, die MVG-Kontrolleure bei der Jagd nach Schwarzfahrern erfüllen müssen? Ja, sagt ein ehemaliger Mitarbeiter. Ein Sprecher stellt die Situation jedoch etwas anders da.

München - Manuel Huber (Name geändert) hat zweieinhalb Jahre lang Schwarzfahrer in U-Bahn, Bus und Tram aufgeschrieben. Jeden Tag neun Stück. „Das war meine Quote - man sollte nicht mehr aufnehmen“, sagt der 40-Jährige, der bis vor einem Monat bei der Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG) als Fahrkartenkontrolleur angestellt war. Der tz liegt ein Schriftwechsel zwischen Huber und den Stadtwerken vor, der das einstige Arbeitsverhältnis bestätigt.

Huber hat sich auf den unseren Artikel über die Rentnerin Elisabeth P. gemeldet. Wie berichtet, wurde die 69-Jährige von einem Kontrolleur als Schwarzfahrerin aufgeschrieben. In dem Artikel betont MVG-Sprecher Matthias Korte, dass die Fahrkartenkontrolleure keine Quote erfüllen müssen.

„Nach neun Fahrpreisnacherhebungen pro Kontrolleur wollten wir Arbeit einstellen“

Huber sagt dagegen: „Wir waren pro Schicht in einem Team von vier bis sechs Mann unterwegs. Wenn jeder von uns neun Fahrpreisnacherhebungen ausgestellt hat, sollten wir die Arbeit einstellen. Dann wurde nicht mehr aufgeschrieben, und wir sind nur noch auf der vorgegebenen Strecke hin- und hergefahren. Intern kennt man die Quote, nach außen hin wird das aber niemals zugegeben.“

Er selbst habe Probleme mit dieser Dienstanweisung gehabt. „Ich fand das unfair. Warum sollen neun Schwarzfahrer zahlen - und der zehnte hat Glück?“ Er sei mit dieser Frage auch bei seinem Vorgesetzten vorstellig geworden. „Der hat gemeint, dass die MVG Servicedienstleister sein wolle - mehr Schwarzfahrer würden zu mehr Kundenbeschwerden und damit zu schlechtem Image und mehr Einzelfallprüfungen führen. Wenn man die Arbeit vernünftig mache, würde man locker 18 bis 20 Schwarzfahrer pro Schicht aufnehmen.“

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MVG-Sprecher dementiert Vorgabe

MVG-Sprecher Korte dementiert diese Darstellung. Er sagt: „Die Zahl neun gibt es zwar. Lediglich rein statistisch gesehen kommt jeder Kontrolleur pro Tag auf durchschnittlich neun Beanstandungen.“ Die Zahl sei ein statistischer Mittelwert - kein Sollwert, keine Vorgabe, keine Regelung. „Eine Deckelung existiert ebenfalls nicht. Das ist der größte Unsinn.“

Wie viele Beanstandungen jeder einzelne Mitarbeiter ausstelle, werde jedoch gar nicht ausgewertet. „Dazu gibt es auch eine klare Vereinbarung mit dem Betriebsrat. Zahlen aus der Bereichsstatistik werden intern natürlich kommuniziert.“ Das sei bei der MVG nicht anders als in anderen Unternehmen. „Allerdings müssen wir Sorge dafür tragen, dass keine Fehlinterpretationen stattfinden…“

So kontrolliert die MVG

Die Abteilung Einnahmensicherung ist bei der MVG unter anderem zuständig für die Fahrkartenkontrolle. Dort werden auch die Beanstandungen und Einsprüche von Kunden bearbeitet. Wie viele Fahrkartenkontrolleure in U-Bahn, Bus und Tram unterwegs sind, gibt die MVG nicht bekannt, um keine Rückschlüsse auf Kontrolldichte und -takt zu ermöglichen. Die Kontrolleure sind entweder direkt bei den Stadtwerken und der MVG angestellt - oder bei der Sicherheitsfirma Securitas, mit der die MVG zusammenarbeitet. „Die Rahmenbedinungen für die Mitarbeiter sind aber exakt die gleichen“, sagt MVG-Sprecher Korte. In der Regel treten die Kontrolleure in Zivil auf - uniformierte Kräfte würden „schwarze Schafe“ aufscheuchen. Laut Korte verdient ein Kontrolleur, der neu einsteigt, um die 2400 Euro brutto (tariflich festgelegtes Einstiegsgehalt).

In unserem News-Ticker halten wir Sie über alle Einschränkungen im Münchner S-Bahn-Verkehr auf dem Laufenden.

Daniela Schmitt

Die ewige Jagd auf Schwarzfahrer:

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