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Breitner: Reibereien machen Bayern so groß

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Paul Breitner erklärt die Streitkultur dees FC Bayern
Paul Breitner erklärt die Streitkultur dees FC Bayern © sampics (Archivbild)

München - FC-Bayern-Markenbotschafter Paul Breitner erklärt im tz-Interview die Streitkultur der Roten. Über Wintereinkäufe will er nie wieder etwas lesen.

Herr Breitner, freut es Sie, dass sich Jupp Heynckes und Matthias Sammer so gut verstehen?

Breitner: Gegenfrage: Wie kommen eigentlich unwissende Leute, die die beiden weder beruflich noch persönlich kennen, dazu, dem Fan oder dem Zuschauer etwas aufzuschwatzen, was es nicht gibt? Warum sollten intelligente, höfliche Menschen wie Sammer und Heynckes nicht miteinander auskommen? Solche Gerüchte kann nur in die Welt setzen, wer von Tuten und Blasen keine Ahnung hat und der vor allen Dingen beide persönlich nicht kennt. Ich finde das ungeheuerlich! Das ärgert mich maßlos.

Sammer sagte selbst, er erwarte Reibereien.

Breitner: Es ist die Frage, wie man Reibereien definiert. Wenn das bedeutet, dass man unterschiedlicher Meinung ist, sich diese sagt, das ausdiskutiert und am Ende mit der besten Lösung aus der Diskussion rausgeht, dann ist das wunderbar. Dann ist das genau das Verhalten, das den FC Bayern so groß gemacht hat. Und ihn so groß bleiben lässt. In diesem Verein gab es immer Alphatiere, die nicht immer einer Meinung waren. Wenn es allerdings verschiedene Meinungen gab, dann wurde das intern ausgestritten, im Interesse des Vereins.

Historie: So zoffte man sich beim FC Bayern

Über Shaqiri müssen Sie sich nicht streiten. Der hat toll eingeschlagen. Haben Sie ihm das so zugetraut?

Breitner: Ich kenne Shaqiri seit drei oder vier Jahren. Wir beim FC Bayern beobachten ihn seit dieser Zeit. Ganz besonders intensiv dann seit zwei Jahren. Und wir hätten ihn nicht verpflichtet, wenn wir nicht gewusst hätten, was in ihm steckt.

Es gab aber auch talentierte Spieler, die es nicht gepackt haben.

Breitner: Weil der FC Bayern für sie eine Nummer zu groß war, richtig. Bei Shaqiri waren wir uns sicher, dass er der Richtige ist. Wissen Sie, wir orientieren uns ja immer am Besten, was es auf dem Markt gibt. Es gibt da diesen Schwachsinn, der seit Jahrzehnten verzapft wird, der FC Bayern würde irgendwo wildern. Weil wir hier und dort mal den besten Spieler weggekauft haben. Wenn wir die Mannschaft besser machen wollen, dann können wir uns doch nicht an den Spielern der Viererkette von Cottbus oder Kaiserslautern orientieren.

Mandzukic hat in acht Spielen acht Tore geschossen. Ist Gomez noch gesetzt, wenn er zurückkommt?

Breitner: Das kann ich nicht beantworten, ob Gomez gesetzt sein wird. Das ist aber auch kein Thema. Das ist ein Luxusproblem. Aber es ist fantastisch zu sehen, wie Mandzukic unser Spiel verinnerlicht hat, wie er demonstriert, sich dorthin zu bewegen, wo er Tore machen kann. Keine spektakulären, aber Tore. Wir haben ja auch tolle Vorbereiter und die brauchten jetzt einen weiteren Vollstrecker. Wir brauchen keinen Mittelstürmer, der von der Mittellinie losmarschiert, drei, vier Leute ausspielt und dann aus 30 Metern ein Tor macht. Nein, wir brauchen einen Stürmer, der vor allem an der richtigen Stelle steht. Und da muss er seinen Schädel oder seine Innenseite hinhalten. Hier zeigt sich die große Klasse, die einfachen Dinger zu machen. Die macht er – und das ist ganz fantastisch zu sehen.

Wie wichtig ist es, jemanden neben Gomez zu haben, bei dem die Qualität nicht abfällt?

Breitner: Es ist völlig richtig, dass wir auf Marios Position im letzten Jahr nicht die Alternativen hatten, die wir brauchen. Die wir in jedem Jahr brauchen, weil wir jedes Jahr Champions League spielen.

Javi Martinez stand erst einmal in der Startelf. Ist das okay?

Breitner: Natürlich! Es nutzt ja nichts, wenn Javi Martinez nach fünf Wochen Pause in Bilbao sofort 90 Minuten reingeworfen wird. Dann holt er sich vielleicht einen Muskelfaserriss und fällt wochenlang aus. Jupp Heynckes weiß sehr genau, was notwendig für Martinez ist, wie er ihn laufen lässt, ihm dann wieder eine Stunde gibt, damit er seine Leistungsfähigkeit Schritt für Schritt zu 100 Prozent erreicht.

Aber man sieht schon, was er kann, oder?

Breitner: Absolut. Wenn er reinkommt, so wie gegen Bremen, dann beweist er mit jedem Ballkontakt, dass es absolut richtig war, ihn zu holen.

Und Dante?

Breitner: Im letzten Jahr waren wir teilweise so dünn besetzt, dass da Leute wir Anatoli Timoschtschuk Innenverteidiger spielen mussten. Das soll dieses Jahr nicht wieder passieren. Ich denke, die Verantwortlichen haben die richtigen Schlüsse gezogen und die richtigen Entscheidungen gefällt. Wie fast immer, würde ich sagen, und deswegen würde ich Sie gerne um eines bitten.

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Und zwar?

Breitner: Schreiben sie bitte nie, nie mehr, der FC Bayern müsse sich in der Winterpause verstärken. Das können sie über andere Klubs schreiben, aber nicht über uns. Denn Spieler auf unserem Niveau gibt es nicht in der Winterpause. Die Spielen selber auf höchstem Niveau in der Champions League, und die gibt niemand freiwillig her.

Interview: Jan Janssen

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