In vielen europäischen Kultursprachen zu Hause

Ehrendoktor für Sprach- und Literaturwissenschaftler

[Calboli]
Prof. Gualtiero Calboli
   
Schon früh knüpfte Gualtiero Calboli an den europäischen Wissenschaftsnetzen mit. So schuf der Sprach- und Literaturwissenschaftler einen Verbund zwischen den Universitäten Louvain-La Neuve, Oviedo, Lyon und Münster, wo vor allem die Studierenden des Instituts für Altertumskunde vom Austausch profitierten. Seit 1992 lehrt Calboli regelmäßig am Institut. Für seine wissenschaftlichen Verdienste erhält er am 30. Januar um 10 Uhr in der Aula des Schlosses die Ehrendoktorwürde der Philosphischen Fakultät.

Calboli wurde 1932 in Bologna geboren. In seiner Heimatstadt studierte er Klassische Philologie. 1996 erhielt er an der Fakultät für Literaturwissenschaft und Philosophie der Universität Bologna einen Lehrstuhl. Sein wissenschaftliches Werk zeichnet sich durch eine große Fülle und Vielseitigkeit aus. Außer in seiner Muttersprache publiziert der Italiener auch auf Englisch, Französisch, Deutsch und sogar auf Latein. Seine zahlreichen Rezensionen gelten in der Mehrzahl englischen, französischen und deutschen Standardwerken zur lateinischen Grammatik und Stilistik.

Insgesamt zeichnet sich Calbolis Werk durch die Verbindung von Linguistik und Literaturwissenschaft aus, die auch in der Klassischen Philologie selten geworden ist. Auf der Seite der Grammatik interessieren ihn Fragen der Morphologie und der Syntax. Dabei bezieht er auch das Vulgärlatein und die Rechtssprache sowie die griechische Grammatik mit ein. Die Brücke zur Literaturwissenschaft bildet die Rhetorik, insbesondere die Stilistik, der nicht wenige seiner Aufsätze gelten.

Einzelstudien Calbolis gelten unter anderem den Autoren Terenz, Cato, Varro, Cicero, Lucrez, Horaz, Plinius dem Jüngeren, Tacitus und Ammianus Marcellinus. Höhepunkte bilden seine kommentierten Ausgaben mit Übersetzung der Cato-Rede "Pro Rhodiensibus" und der "Rhetorica ad Herennium", für die er als international bekannter Fachmann gilt. Auch eine italienische Grammatik hat er mitverfasst.

Darüber hinaus hat sich Calboli als Wissenschaftsorganisator verdient gemacht. Von 1973 bis 1982 leitete er in Bologna als Direktor das Institut für Klassische und mittelalterliche Philologie, von 1982 bis 2000 den gleichnamigen Fachbereich. Dabei baute er sowohl die Bibliothek - teilweise nach münsterschem Vorbild - als auch das Datennetz aus. Er gab Tagungsbände heraus und organisierte 2003 den Internationalen Linguistenkongress in Bologna.

bn