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Lörrach Humorvoll gegen Engstirnigkeit

Ursula König

Kabarett: Simon Pearce will bei seinem Programm „Allein unter Schwarzen“ mit Humor Vorurteile auflockern.

Lörrach - Mit Humor auf Rassismus und Intoleranz aufmerksam machen, so lautet die Botschaft des Schauspielers und Kabarettisten Simon Pearce. Wie das geht, zeigte der „schwarze Bayer“ äußerst unterhaltsam am Freitag im vollbesetzten Nellie Nashorn.

Es war keine Frage, dass die Zuhörer Pearce ausgelassene Art und seine amüsanten rhetorischen Ausflüge bis in seine Kindheit auch als Schutzmantel wahrnehmen mussten. „Allein unter Schwarzen“ ist ein abendfüllendes Programm, das vollgespickt ist mit Begegnungen, die Pearce als übergriffig erlebt hat. Der Sohn eines früh verstorbenen Nigerianers und der deutschen Schauspielerin Christiane Blumhoff bezeichnet sich als Urbayer, aufgewachsen im Münchner Umfeld.

Pearce pendelt zwischen Verletzlichkeit, Selbstironie und Koketterie, wohl wissend, dass „Ethno-Comedy“ derzeit sehr gefragt ist. Und er bleibt in Kontakt mit dem Lörracher Publikum: Wie nebenbei verteilt er schmeichelhafte Komplimente oder hakt gezielt nach: „Gar keine Schwarzen hier? Oder dürfen die nach Acht nicht mehr raus?“ Dass die Lörracher seine Witze auch als solche erkennen, scheint ihn zu beeindrucken.

Gleich zu Beginn wird klar, dass er von „political correctness“ nicht viel hält. Das kommt gut an, denn seine absurden Geschichten und schrägen Sprüche sind so auf die Spitze getrieben, dass sie an Komik kaum zu überbieten sind.

Seine Energie scheint grenzenlos, wenn er über die Bühne wirbelt und tief in seine Kindheit eintaucht. Er beginnt mit seinem Papa, dem „Kofi Annan“ von Puchheim und bei Pearce augenzwinkernd abgespeichert als „Vorstadtspießer“. Der Ausgleich dazu scheint die Mama zu sein, die mit den Kontrasten Dirndl, aber innerlich „ökologischer und feministischer Hippie“, versehen wird. Als Kräuterhexe beschreibt er sie und als Revoluzzerin, die kein Blatt vor den Mund nahm.

Letzteres scheint sich vererbt zu haben und dafür scheint er dankbar zu sein. Pearce hat einen Weg gefunden, um mit Übergriffen umzugehen. Da sind die fremden Hände in seinen Haaren, die Bemerkungen wie „Neger aus dem Urwald“, aber auch Kommentare wie: „Du bist ja eigentlich kein richtiger Neger“. Das alles trägt Pearce in schönstem bayrischem Dialekt vor und es lässt sich unschwer erahnen, wie er mit dem „Alleinstellungsmerkmal Hautfarbe“ im tiefsten Bayern klarkommen musste.

Ob beim Spiel „Wer hat Angst vor dem schwarzen Mann“ im Sportunterricht oder als Jugendlicher mit humanistischer Bildung, der „Gangster“ spielen wollte; Pearce langjährige Bühnenerfahrung und sein Einfallsreichtum verbinden sich mit seinen Lebensgeschichten, die er witzig erzählt. Aber nie verliert man aus den Augen, dass seine Erfahrungen auch verletzend sein mussten.

Pearce kämpft ebenso gegen Engstirnigkeit wie verkrampfte Überkorrektheit an. Sein Mittel ist Humor. Damit will er Vorurteile auflockern und das scheint ihm im Nellie mit Leichtigkeit zu gelingen. Dahinter steckt eine subtile Form von Gesellschaftskritik, die ohne Belehrung auskommt und gut angenommen wird.

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