Steinen Bildungshunger seit 1970 gestillt

Markgräfler Tagblatt

Volkshochschule: Vortragsreihen bildeten den Grundstein / Ernst-Friedrich Bühler war Gründer

Das Ende der Selbstständigkeit der Volkshochschule Steinen läutete der Gemeinderat ein, als er kürzlich dem Zusammenschluss der Volksschulen Lörrach und Steinen den Weg ebnete (wir berichteten).

Von Harald Pflüger

Steinen. Es war 1960, als der damalige Schulrektor Ernst Friedrich Bühler in Steinen das Volksbildungswerk gründete. Begonnen wurde mit Vortragsreihen, die von Bühler koordiniert und später ausgebaut wurden. Erst ab 1970 wurden Kurse angeboten. Es gab erste Kurse in Englisch und Französisch sowie einen Kurs, bei dem man das Tonen lernen konnte. Damals war es üblich, dass Lehrer die Kurse anboten.

An der Volkshochschule kann man seine Kreativität entfalten, seinen Bildungshunger stillen und mit Gleichgesinnten auf Reisen gehen.

Ab 1977 leitete Michael Grosse das Volksbildungswerk, ehe es 1978 von Hans-Dieter Wilms übernommen wurde, der es bis zu seinem überraschenden Tod 1992 leitete. Unter seiner Federführung wurde ein Kursprogramm erstellt, und die Kursleiter erhielten erstmals eine kleine Vergütung.

Nachfolgerin von Wilms wurde 1992 Sibylle Görlitz-Friedlin, die die Bildungseinrichtung auf professionelle Füße stelle. Der Gemeinderat hatte ihr eine Halbtagsstelle bewilligt. Anders wäre die ständig wachsende Arbeit nicht mehr zu stemmen gewesen. 1993 entschied der Gemeinderat überdies, das Volksbildungswerk in eine Volkshochschule umzuwandeln. Seither gibt es zwei Semester pro Jahr. Sibylle Görlitz-Friedlin hat die Leitung der Volkshochschule mit Herzblut betrieben. Mit sicherer Hand brachte sie das vor 60 Jahren gesetzte Pflänzchen zur Blüte.

2012 war Ute Kröger als Nachfolgerin von Sibylle Görlitz-Friedlin, die in Ruhestand ging, an die Volkshochschule Steinen gekommen. Während ihrer Leitungstätigkeit hatte sie der Bildungseinrichtung neue Impulse verliehen. Für Außenstehende überraschend kam dann ihr Ausscheiden. Ute Kröger wollte beruflich noch einmal etwas Neues wagen.

2018 hatte Maria Jürgens-Hofmann die Nachfolge von Ute Kröger als VHS-Leiterin angetreten. Sie wird die letzte Leiterin einer noch eigenständigen VHS Steinen sein.

Die Kooperationsgespräche mit der Volkshochschule Lörrach – 60 Jahre nach Gründung des Volksbildungswerks Steinen – fallen in eine Zeit, die von der Corona-Pandemie beherrscht wird und in der wegen des Lockdowns Abstriche beim Programmangebot gemacht werden müssen.

Es war in den sechs Jahrzehnten nicht immer einfach, eine Volkshochschule zu leiten, und manchmal wurde auch Druck ausgeübt, um Einfluss auf das Programm zu nehmen, wie ein Blick ins Archiv zeigt. Erinnert sei nur an das Jahr 1994, als konservative Kreise verschreckt auf eine geplante Volkshochschul-Veranstaltung mit der Kirchenkritikerin Jutta Voss (Das Schwarzmondtabu) reagierten. Der damalige Bürgermeister wurde aus Kirchenkreisen gebeten, darauf hinzuwirken, dass diese Veranstaltung nicht stattfindet. Die VHS hatte mangels Rückhalt Voss dann abgesagt.

Zwei Jahre später konnte eine Ausstellung über die im Konzentrationslager Groß-Rosen umgekommene Jüdin Felice Schragenheim, eine Nichte des Schriftstellers Lion Feuchtwanger, auf Weisung des Bürgermeisters („Wir können nicht dauernd Drauflegegeschäfte machen“) nicht stattfinden, weil 2000 Euro zur Finanzierung fehlten. Wohlgelittener war da schon der Auftritt der Don Kosaken.

Ein Problem wird sich aber auch mit der Kooperation mit der VHS Lörrach nicht so leicht lösen lassen. Es mangelt der VHS Steinen an eigenen Räumen. Die Volkshochschule ist seit ihrem Bestehen überall nur zu Gast.

Apropos Kooperation: 1997 redete die damalige VHS-Leiterin im Interview mit unserer Zeitung aus finanziellen Aspekten einer engeren Zusammenarbeit der Volkshochschulen das Wort. Die betraf allerdings einzelne Themenbereiche und nicht eine Fusion, wie sie jetzt im Zuge der Haushaltskonsolidierung geplant ist. Die Verwaltung verspricht durch den Zusammenschluss jährliche Einsparungen von rund 50 000 Euro.

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