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'Ein Mann namens Ove' mit Rolf Lassgard: Schwedens Antwort auf 'Gran Torino'

"Ein Mann namens Ove": Schwedens Antwort auf "Gran Torino"
Sepideh (Nelly Jamarani) kann erstaunlicherweise etwas mit dem Griesgram Ove (Rolf Lassgard) anfangen
© Concorde Filmverleih
Mit seinem Buch "Ein Mann namens Ove" konnte der schwedische Autor Fredrik Backman in seiner Heimat einen Nummer-1-Bestseller landen. So ist es auch nicht weiter verwunderlich, dass es der Roman über den Miesepeter nun auch auf die Leinwand geschafft hat. Aber gibt Ove im Kino eine ähnlich gute Figur ab wie auf dem Papier?

Uncoming of Age

Der Alptraum jedes Nachbarn

Für den verbitterten alten Ove (Rolf Lassgard) spielt die Hautfarbe keine Rolle. Ihn interessiert nicht, welcher Nationalität man angehört oder welche Religion man hat. In seinen Augen sind alle Menschen Idioten und das lässt er sie auch stets wissen. Auch eine Form der Anti-Diskriminierung...

Aber natürlich war Ove nicht immer so. Als mittelloser junger Mann lernte er einst die gebildete Sonja (Ida Engvoll) kennen, gemeinsam sahen sie einer glücklichen Zukunft entgegen. Doch mehrere Schicksalsschläge später ist Sonja tot und Ove hat jedweden Lebenswillen verloren. Als ihm nach über 40 Jahren auch noch gekündigt wird, beschließt der 59-Jährige, seiner Sonja zu folgen. Aber leichter gesagt, als getan: Bei all den Verstößen in seiner spießigen Kleinsiedlung, denen er sich tagtäglich bei der morgendlichen Stippvisite gegenübersieht, fehlt im schlichtweg die Zeit, um sich das Leben zu nehmen.

Typisch Deutsch?

Wenn ein Film so wie dessen Romanvorlage "Ein Mann namens Ove" heißt, ist dessen skandinavische Herkunft schwer zu verbergen. Sein Inhalt jedoch macht den Eindruck, perfekt das Leben hierzulande einzufangen: Denn Deutschland hat nicht ganz zu Unrecht den Ruf als Land der Nachbarschafts-Streitereien, der Schrebergärten-Kleinkriege und der Gartenzaun-Scharmützel. Herrje, Stefan Raab zauberte aus einem solchen sogar einen Hit.

Aber der Film von Hannes Holm macht auch etwas ganz Besonderes: Er erklärt, wie ein zwar spießiger, aber lebensfroher Mensch zu dem garstigen Kauz werden kann, der einem die Hölle heiß macht, weil der Wind wieder einmal ein Blatt über den Zaun und in seinen Garten geweht hat.

Anzugträger sind der Teufel

Etwas zu leicht macht es sich der Film aber stellenweise doch: Denn an fast jeder Tragödie in Oves Leben sind Anzugträger verantwortlich. Jeder Vertreter des Staats ist abgrundtief böse dargestellt und will den schrägen Charakteren der spießigen Siedlung Schaden zufügen. Bei ihnen hätte man sich eine ähnlich differenzierte Figurenzeichnung gewünscht, wie bei dem Rest der durchweg charmant chaotischen Bewohner der Anlage. Aber klar, wenn sich das vermeintliche Ekel des Films als feiner Kerl herausstellt, muss aus anderer Richtung ein Antagonist her, und das ist in diesem Fall die gerne dafür herhaltende Obrigkeit.

Was den Film sehenswert macht, ist die gelungene Mischung aus Tragödie und bitterböser Komödie. Wenn Ove etwa noch einmal den Strick um seinen Hals löst, um der neu eingezogenen Dumpfbacke von nebenan zu zeigen, wie man richtig rückwärts einparkt. Die wachsende Freundschaft zu der resoluten iranischen Nachbarin Parvaneh (Bahar Pars) ist zudem herzerwärmend und komisch zugleich. Erinnerungen weckt der Wandel vom verbitterten Einsiedler zum liebenswerten Opa dank einer ungewöhnlichen Freundschaft natürlich an Clint Eastwood und seinem herausragenden "Gran Torino".

Fazit:

"Ein Mann namens Ove" ist eine charmante "Uncoming of Age"-Geschichte, die mit einer erfrischend komplexen Hauptfigur aufwartet. Vielleicht betrachtet man nach dem Kinobesuch seinen stetig nörgelnden Nachbarn mit etwas anderen Augen, vielleicht mutet man dem Film dafür aber doch zu viel Alltagswirkung zu. Für Freunde des etwas anderen Kinos ist "Ein Mann namens Ove" aber so oder so einen Blick wert.

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