“Sicherheit macht denkfaul”

Menschen / 19.10.2017 • 22:32 Uhr / 4 Minuten Lesezeit
Nach elf Jahren steigt Gregor Seberg bei der Serie „Soko Donau“ aus. APA
Nach elf Jahren steigt Gregor Seberg bei der Serie „Soko Donau“ aus. APA

Seberg über seine Rolle in “Cars 3”, den Ausstieg aus “Soko Donau” und seine Zukunft.

Wien Von seiner Rolle als Oberstleutnant Helmuth Novak in „SOKO Donau“ hat sich Gregor Seberg nun endgültig verabschiedet. Dafür hat er eine neue Aufgabe angenommen. In „Cars 3 – Evolution“ aus dem Haus Disney/Pixar synchronisiert er in der deutschen Fassung das Rennauto Cal Weathers.

 

Üblicherweise versichern Schauspieler, dass sie nicht Nein sagen können, wenn Disney anklopft. War das bei Ihnen auch so?

SEBERG: Ich habe mit Absagen keine Probleme, behalte mir immer vor, Nein zu sagen. Wer immer auch anfragt. Aber: Wenn ich das Angebot kriege, in einem Disney- Animationsfilm einem Auto meine Stimme zu leihen, sage ich natürlich Ja.

 

Gewiss haben Sie in Ihrem Leben ja auch genug Disney-Animationsfilme inhaliert. Welcher war Ihnen der liebste?

SEBERG: Der stammt noch aus der echten Zeichentrick-Ära: „Cap und Capper“, Geschichte einer Freundschaft zwischen jungem Hund und jungem Fuchs. Als sie älter werden, erkennen sie, dass sie eigentlich Feinde sein müssen – und es auch werden. Für mich eine Parabel darauf, dass der Fremde immer der Fremde bleiben muss, und wie blöd das ist. Und dass einem die Gesellschaft vorschreibt, mit wem man verfeindet sein muss. Auch, wenn man sich noch so gern hat.

 

In „Cars 3“ sind Sie aber simpel ein Auto.

SEBERG: Diese Autos „menscheln“ ja. Cal Weathers ist der Neffe des pensionierten Rennautochampions Strip „The King“ Weathers, der nun Cal als Crew-Chef zur Seite steht. Aber auch Cal hat seine besten Jahre bereits hinter sich. Der blaue Glanz seiner Karosserie ist bereits ein wenig verblasst, und er zweifelt daran, mit den jüngeren und flotteren Hightech-Autos der nächsten Generation mithalten zu können. Bei einem Animationsfilm hat man den Vorteil, dass man, wenn man einem Auto seine Stimme borgt, auch nicht unbedingt lippensynchron sein muss.

  

Sie sind am 24. Juli 50 geworden. Hat Ihr Ausstieg aus „SOKO Donau“etwas mit diesem runden Geburtstag zu tun?

SEBERG: Nein. Geburtstage gehen an mir vorüber.

Was war dann der Grund? Viele Schauspieler sind ja glücklich, wenn sie jahrelang einen sicheren Job in eine Serie haben?

SEBERG: Bei mir pocht das Herzilein vielleicht manchmal lauter als der Verstand. Ich war einfach persönlich fertig damit. Sicherheit ist bei mir keine Triebfeder.

 

Wieso waren Sie fertig damit?

SEBERG: Sie können es so sehen: Wenn ich in einem Haus wäre, in dem ich jeden Raum mehrfach betreten habe, selbst Keller und Dachboden, und mich selbst dort nicht mehr fürchte, dann ist es Zeit, dieses Haus zu verlassen. Obwohl ich mich dort sehr lange sehr wohl gefühlt habe. Ein anderes Gleichnis: Der Mensch ist eigentlich Teil eines Schiffes. Und wenn sich von diesem Schiff der Anker löst, soll man es am Lossegeln nicht hindern. Sicherheit ist mir, wie gesagt, keine Triebfeder. Sie macht auch denkfaul.

 

Sie haben eben Ihre letzten drei Folgen für „SOKO Donau“ abgedreht. Wie sieht Ihre Zukunft aus?

SEBERG: Ja, das ist die Superfrage. Ich weiß es nicht, und das ist das Schönste daran. Ich mache Mac Jobs, moderiere da und dort und bin mit meinem Kabarettprogramm „Honigdachs“  unterwegs. lh