DFB-Kandidat Nagelsmann: Es ist diffizil

Sport / 11.09.2023 • 20:55 Uhr / 3 Minuten Lesezeit
Kommt Julian Nagelsmann zum DFB?apa
Kommt Julian Nagelsmann zum DFB?apa

Die Qualitäten für das höchste Traineramt im deutschen Fußball werden dem 36-Jährigen zugesprochen.

München Julian Nagelsmann kurvt wie einst in München mit dem elektrischen Longboard lässig zu seinem neuen Arbeitsplatz. Dieses, bislang rein fiktive Bild des jung-dynamischen Trainers am schicken Frankfurter DFB-Campus beflügelt die Phantasie der Fangemeinde im Netz – und sorgt bei dem ein oder anderen altgedienten Funktionär für leichte Panikattacken. Nagelsmann mag für viele wie der logische Nachfolger des geschassten Hansi Flick auf dem Posten des Bundestrainers erscheinen, doch so einfach ist die Sache längst nicht.

Verbandsintern gibt es Vorbehalte gegen den Mann, der mit erst 36 Jahren der jüngste Chefcoach in 123 Jahren DFB-Geschichte werden könnte. Die Skepsis speist sich nicht nur aus dem finanziell für den klammen Deutschen Fußball-Bund (DFB) kaum darstellbaren Paket, das ein Engagement kosten würde. Selbst wenn dessen Ex-Klub Bayern München, bei dem Nagelsmann trotz Entlassung noch bis 2026 ein fürstliches Gehalt bezieht, dem DFB bei der Ablöse entgegenkäme, müsste man selbst ja noch ein üppiges Gehalt berappen. Plus zwei teure Assistenten bezahlen. Zusätzlich zu Flick und seinem Stab, die noch bis 2024 kassieren. Das liebe Geld dürfte kein Hindernis sein. Dennoch, der Name Nagelsmann sei bei der DFB-Videokonferenz noch nicht gefallen. Zumal die Vorbehalte einiger Verbandsfürsten nicht allein finanzieller Natur sind. Mancher hält Nagelsmann für etwas überschätzt, anderen ist das „Trainertalent“ zu jung.

Aber würde Nagelsmann überhaupt wollen? Seit seinem plötzlichen Aus bei den Bayern war er mit verschiedenen Top-Klubs aus England und Frankreich im Gespräch, lehnte aber letztlich überall wegen eigener Bedenken ab. Weil er auf den DFB-Job lauerte? Dass ihn die Mission Heim-EM reizen würde, gilt als offenes Geheimnis. Im Juni wäre er gegenüber etwaiger DFB-Avancen aufgeschlossen gewesen. Eine Kontaktaufnahme seitens des Verbandes gab es zur Verwunderung der Nagelsmann-Seite damals nicht – trotz veritabler Flick-Krise. Dass er jetzt ein offensichtliches Himmelfahrtskommando übernehmen würde, gilt zumindest als fraglich.

Das große Plus: Er kennt die traditionell starke Bayern-Achse der Nationalelf wie kein Zweiter. Führungsspieler wie Joshua Kimmich oder der gerade von Flick ausgebootete Leon Goretzka betrauerten sein Aus in München öffentlich. Sie könnten sich für ihn ab Oktober besonders reinwerfen. Sein Verhältnis zum langjährigen Kapitän Manuel Neuer dagegen gilt als angespannt, das zu Jungstar Jamal Musiala nicht als störungsfrei.