“Nur 20 Minuten Vorwarnzeit”

Welt / 19.08.2022 • 22:24 Uhr / 3 Minuten Lesezeit
Mehrere Strommasten wurden beschädigt.

Mehrere Strommasten wurden beschädigt.

Aufräumarbeiten nach tödlichem Unwetter dauern an.

Gaming, St. Andrä, Lavanttal Der Leiter der Katastrophenschutzabteilung des Landes Steiermark, Harald Eitner, hat am Freitag nach dem überraschend heftigen Unwetter vom Donnerstag gegenüber Medien die dramatischen Stunden des Vortages geschildert. Nur rund 20 Minuten Vorwarnzeit habe es gegeben, viel zu wenig, um noch die Bevölkerung rechtzeitig etwa über Radio zu warnen. Besonders das Stromnetz habe es getroffen, bestätigte er die Berichte. Vergleiche mit den Sturmkatastrophen „Paula“ und „Kyrill“ ließen sich maximal in puncto Energienetze treffen, denn die waren damals ähnlich stark betroffen wie diesmal. Allerdings war „Paula“ schon zwei Tage vorher angekündigt und dauerte mehrere Stunden. Am Donnerstag war der größte Schaden binnen kurzer Zeit angerichtet.

Untersuchungen angeordnet

Fünf Tote hat eine Unwetterkatastrophe am Donnerstag in Kärnten und Niederösterreich gefordert, im Lavanttal wurden zwei kleine Mädchen und im Bezirk Scheibbs drei Wanderinnen durch umstürzende Bäume getötet. Am Freitag wurde das Aufräumen auch in der stark betroffenen Steiermark fortgesetzt. Die Südbahn ist laut ÖBB am Samstag wieder frei. 

Nach dem Tod der beiden Mädchen im Lavanttal nahm ein Sachverständiger die Arbeit auf, sagte Tina Frimmel-Hesse, Sprecherin der Staatsanwaltschaft Klagenfurt. Das Gelände des Badesees wurde gesperrt. „Konkret wird untersucht, ob die Bäume sachgemäß geschnitten und betreut wurden. Die Untersuchungen drehen sich um die Frage, ob die Unwetterschäden verhindert werden hätten können“, so Frimmel-Hesse. Bis das schriftliche Gutachten vorliegt, wird es wohl einige Wochen dauern.

Regen erschwert Arbeiten

Rund 2500 Haushalte waren in der Steiermark am Freitagnachmittag noch immer ohne Strom. Die Schwerpunkte der noch betroffenen Gebiete liegen nun im Murtal. Rund 80 Trafostationen waren Freitagnachmittag noch außer Betrieb. Die weiteren Reparaturarbeiten wurden am Freitag von Regen erschwert.

Auch in Kärnten waren noch tausende Haushalte ohne Strom. Wegen der Stromausfälle hatte die Bezirkshauptmannschaft St. Veit an der Glan das Bundesheer angefordert. Seit Freitagnachmittag waren 23 Pioniere aus Villach, Pioniere des Militärkommandos Kärnten und ein Sanitätselement in der Gemeinde Hüttenberg im Assistenzeinsatz. Ihre Aufgabe war es, Zufahrten zu beschädigten Stromleitungen mit Motorsägen freizuschneiden. Die Dauer der Unterstützung ist bis inklusive Sonntag geplant.

Millionenschäden

Die Hagelversicherung berichtete von zwei Millionen Euro Gesamtschaden in der Landwirtschaft im Süden Österreichs. Die Wiener Städtische rechnet mit „mehreren tausend Schäden in Höhe von fünf Millionen Euro“.

Das Unwetter hat Bäume entwurzelt.
Das Unwetter hat Bäume entwurzelt.
Die Einsatzkräfte hatten auch am Freitag alle Hände voll zu tun.APA
Die Einsatzkräfte hatten auch am Freitag alle Hände voll zu tun.APA