Essen. Idealbesetzung für Donna-Leon-Krimis und so viel mehr: Uwe Kockisch, der so viele Kommissare gespielt hat, kann Geburtstag feiern.

Als Uwe Kockisch das Angebot bekam, den Commissario Brunetti in den Donna-Leon-Verfilmungen der ARD zu spielen, war er zunächst etwas unentschlossen. Aber seine Mutter drückte ihm sofort sämtliche der Venedig-Ausflüge mit kriminellem Flair in die Hand. Damit er begriff, was ihm da angeboten wurde. „Im Grunde“, hat Kockisch einmal schmunzelnd zugegeben, „erfülle ich da einen Auftrag meiner Mutter.“

Uwe Kockisch war der ideale Brunetti – anders als Joachim Król

Kockisch erwies sich jedenfalls als idealer Darsteller für den Commissario, so wie sein Vorgänger Joachim Król eine krasse Fehlbesetzung war. Kockisch machte aus Brunetti, der so ansehnlich mit seiner Idealfamilie auf dem ideal schön gelegenen Balkon über den Kanälen der Lagunenstadt frühstücken oder tafeln kann, einen leisen Anarchisten im feinen Zwirn, einen charmanten, von Idealen durchdrungenen Kämpfer für Recht und Wahrheit zur besten Sendezeit.

Uwe Kockisch 2002 beim Dreh zu der Folge „Venezianisches Finale“ am Canal Grande in Venedig mit seiner Film-Gattin Paola (Julia Jäger).
Uwe Kockisch 2002 beim Dreh zu der Folge „Venezianisches Finale“ am Canal Grande in Venedig mit seiner Film-Gattin Paola (Julia Jäger). © picture-alliance / dpa/dpaweb | Michael_Hanschke

Man sieht und hört viel Kockisch in Brunetti, bis hin zur sanften, leicht angerauten Stimme, die er unaufdringlich melodisch zu führen weiß. Sein schauspielerisches Handwerk lernte der vor 80 Jahren in Cottbus Geborene an der „Ernst Busch“, der DDR-Talentschmiede für die Bühne. Dabei hatte der gelernte Tagebaumaschinist zuvor ein Jahr lang im Knast gesessen – weil er, kaum 17, mit anderen gemeinsam versucht hatte, auf einem Kutter über die Ostsee in den Westen zu fliehen.

Uwe Kockisch spielte auf der Bühne alles, von Shakespare bis zu Peter Handke

Kockischs Bühnenkarriere begann in Cottbus und Karl-Marx-Stadt, aber bald wurde er für Berlin entdeckt, spielte über 20 Jahre im Maxim-Gorki-Theater und an der Schaubühne, war wandlungsfähig in Stücken von Shakespeare bis zu Peter Handke. Doch seine Wirkung in Film und Fernsehen war mindestens genausogut, zunächst bei der Defa, wo seine lange Freundschaft mit Michael Gwisdek begannn.

Dem westdeutschen Fernsehpublikum wurde Uwe Kockisch ab Mitte der 90er-Jahre als ostdeutscher Kommissar Zappek bekannt, bevor er seinen Dienstort nach Venedig verlegte. Schauspielerisch noch intensiver wirkte sein Stasi-Offizier Hans Kupfer in der ARD-Serie „Weissensee“, für die er als Stellvertreter des Ensembles 2011 den Deutschen Fernsehpreis entgegennahm. Und auch den Grimme-Preis 2008 bekam Kockisch für eine Kommissars-Rolle – in Dominik Grafs Fernsehthriller „Eine Stadt wird erpresst“ über die aufgewühlte Nachwende-Zeit war er ein abgehalfteter, versoffener Kommissar, der sich noch einmal aufrafft. Denn meistens erfüllt Uwe Kockisch, der 2019 mit seiner Lebensgefährtin von Madrid nach Venedig umgezogen ist, ja doch seine eigenen Aufträge.