Castrop-Rauxel. .

Pater Stefan Matula betritt den Pfarrsaal mit nackten Füßen, die Tanzgarde humpelt auf Krücken hinein. Beim Gemeindekarneval der katholischen Kirchengemeinde in St. Antonius (Ickern) ging so manches drunter und drüber. Natürlich gehörte aber all dies zum Unterhaltungsprogramm.

Pater Zbiwgnies Szarata gibt sich am Samstagabend als Koch. In einer weißen Jacke mit der Aufschrift „PV-Nord, Chefkoch“ begrüßt er die Gäste: „Der Zusammenhalt der vier Gemeinden des Pastoralverbundes (PV) ist spitze. Wir kochen eine gemeinsame Suppe. Das ist ein Fest. Darum lasst uns gemeinsam feiern.“ Zum kollektiven Schunkeln, Lachen, Trinken und Tanzen haben die Närrinnen und Narren nämlich nicht nur aus Ickern ins Pfarrheim am Marktplatz gefunden.

Die jüngsten Stimmungsmacher des Abends machen den Anfang. Die Cheerleader St. Antonius heizen dem Publikum mit ihren Pompons ein. Zu einem lustigen Schlagermix tanzt eine von ihnen als DJ Ötzi verkleidet durch den Raum, während die anderen fleißig die schwarz-weißen Puscheln fliegen lassen. Zur Belohnung gibt’s einen süßen Orden von Bob Marley persönlich. Mit Rasta-Perücke, Blümchenrock und aufgemaltem Kinnbart überreicht Pater Stefan den Mädchen ihr Dankeschön. Die Gemeindemitglieder freuen sich über so viel karnevalistischen Einfallsreichtum. Ob er die Sonntagsmesse auch in diesem Outfit halten wird? Im Gespräch mit Robert Mathis sagt er dazu lieber nichts. Er lacht nur und fühlt sich bei seiner ersten Faschingsparty im neuen Wohnort sichtlich wohl. Erst im Sommer letzten Jahres ist Pater Stefan von Polen nach Deutschland gezogen.

Für die Worte, die der Padre sich spart, findet Ingrid Neuber vom Kirchenchor Verwendung. In gleich zwei Büttenreden erzählt sie lustige Alltagsgeschichten und Anekdoten aus dem Leben eines Landstreichers. Danach bringt die Tanzgarde DJK Eintracht Ickern wieder Leben in die Bude. Mit gewohntem Elan werfen sie die Beine in die Luft, schlagen Räder und sorgen dafür, dass die Federn auf ihren blau-goldenen Hüten nur so durch die Gegend fliegen.

Danach beeindruckt Solomariechen Alina Möller alle tanzbegeisterten Jecken mit ihren flinken Verrenkungen. Die Showtanzgruppe hinkt später umso steifer in den Pfarrsaal. Mit weißen Verbänden bekleidet bahnen die Mädchen sich auf Krücken ihren Weg auf die Bühne, bevor sie sich zu Michael Jackson’s „Thriller“ wieder entkleiden. In ihren bunt gemusterten Kleidern geben sie noch mal alles und verraten danach: „Der Stress beginnt erst nächstes Wochenende, da treten wir an einem Tag in vier unterschiedlichen Städten auf. Heute hatten wir nur diesen Auftritt, auf den wir uns immer freuen.“ Ein Heimspiel eben.

Ob es für die Damen aus St. Josef (Habinghorst) ein Heim- oder doch ein Auswärtsspiel ist, spielt für sie keine Rolle. Als Putzfrauen verkleidet fegen sie mit ihren Staubsaugern über die Bühne. Beim „Roten Pferd“ dürfen alle mitmachen. Sogar eine kleine Bauchtänzerin, die Tochter von DJ Skubi, tanzt voller Freude mit. Nach einem spontanen Ständchen von Sänger Heino, verkörpert von einem der Gäste, stürmt die Gummibärenbande den Raum.

Der Auftritt der Kolping Jugend St. Antonius ist das unbestrittene Highlight des Abends. „Wir hatten nur zwei Wochen Zeit zum Üben“, sagt Christoph Rodermond völlig außer Atem, nachdem er sich als „Barbie Girl“ verausgabt hat. Er ist klitschnass. Seine Wasserbomben-Brüste sind ausgelaufen. Dank ihm und seiner Freunde dürfen die Gäste zum Schluss noch mal Tränen lachen. In unterschiedlichsten Rollen machen sie sich lächerlich – und das Publikum damit glücklich. Bei der Zugabe stürmt es die Bühne, gemeinsames Tanzen ist nun angesagt.

Die Moderation des Gemeindekarnevals konnte in diesem Jahr wieder Robert Mathis übernehmen. Als Küster und Mann für alle Fälle organisiert er schon seit Jahren die Party im Pfarrheim. Im letzten Jahr war ihm dies aus gesundheitlichen Gründen nicht möglich, so dass Ralf Konieczny und Karl-Heinz Schwedhelm vom Festausschuss die Sache in die Hand nahmen. Über seine schnelle Genesung und die Rückkehr ans Mikrofon freuten sich alle. „Mit so viel Herzblut kann das niemand außer unser Robert“, ist man sich einig.