Essen. . Was 2009 als Essen.net gestartet wurde, entwickelte sich zum wirtschaftlichen Desaster für die Stadt. Daran ändert jetzt auch der Verkauf nichts.

  • Ende des Breitband-Projekts: Essen.net veräußert Ende des Monats sein Glasfaser-Netz
  • Dortmunder Unternehmen Dokom zahlt dafür für 1,5 Millionen Euro
  • Der Verkauf mildert zwar den Verlust der Stadt Essens, dennoch bleiben rund fünf Millionen Euro Minus

Die Stadt Essen steigt endgültig aus ihrem Breitband-Projekt Essen.net aus: Das 75 Kilometer lange Glasfaser-Netz soll Ende des Monats an das Dortmunder Unternehmen Dokom 21 verkauft werden. Das bestätigte Peter Schäfer, Vorstandschef der Stadtwerke und gleichzeitig Geschäftsführer von Essen.net.

Hinter Dokom 21 verbergen sich mehrheitlich die Stadtwerke Dortmund, die – anders als die Essener – in den vergangenen Jahren Erfahrung in der Telekommunikation und beim Betrieb eines Breitband-Netzes aufgebaut haben.

Dokom 21 bezahlt 1,5 Millionen Euro

Die Dortmunder sind bereit, rund 1,5 Millionen Euro für das Glasfaser-Netz von Essen.net zu bezahlen. Der Ausflug der Stadt auf die schnelle Daten-Autobahn ist für die Essener Bürger damit ein teures Abenteuer geworden. Die Stadt hatte seit dem Start im Jahr 2009 rund sechs Millionen Euro in den Ausbau des Netzes in Frohnhausen und Huttrop investiert. Bis 2013, so der ehrgeizige Plan damals, sollte schon die halbe Stadt versorgt sein.

Essen.net-Geschäftsführer Peter Schäfer verkauft das Glasfaser-Netz. Schäfer kam erst später zu Essen.net, hat die Misserfolge nicht zu verantworten, ist aber jetzt um Schadensbegrenzung bemüht.
Essen.net-Geschäftsführer Peter Schäfer verkauft das Glasfaser-Netz. Schäfer kam erst später zu Essen.net, hat die Misserfolge nicht zu verantworten, ist aber jetzt um Schadensbegrenzung bemüht. © Sebastian Konopka

Allerdings kam selbst das Rumpf-Netz nie ans Laufen. Der Stadt war es zusammen mit ihrem Partner Vitronet nämlich nicht gelungen, es an Inhalte-Anbieter zu vermarkten. Somit musste die städtische Verkehrs- und Versorgungsholding EVV in der Vergangenheit bereits über fünf Millionen Euro dafür abschreiben. Zuletzt war das „tote“ Glasfaser-Netz laut Buchwert nur noch rund 900 000 Euro wert.

Zunächst soll Frohnhausen ans Netz gebracht werden

Hinzu kam rund eine halbe Million Euro, mit der die Stadt den ehemaligen Mitgesellschafter Vitronet im Jahr 2014 abgefunden hatte. Unterm Strich bleibt auch nach dem Verkauf somit für die Stadt Essen noch ein Verlust von rund fünf Millionen Euro stehen.

„Ein riesiges Minusgeschäft“, unterstreicht Udo Bayer vom Essener Bürgerbündnis (EBB). Das Bündnis gehörte 2009 zusammen mit der FDP zu den Kritikern im Stadtrat, die vor den Risiken des Geschäftes warnten. Bayer sieht sich heute darin bestätigt. Dennoch begrüßt er den geplanten Verkauf: „Es ist richtig, dass wir jetzt einen Schlussstrich unter das desaströse Geschäft ziehen.“ Die EBB habe immer betont, dass der Aufbau eines Breitband-Netzes keine Aufgabe einer Kommune sei.

Auch Schäfer, der die Geschäfte erst seit 2015 führt, spricht von einem „massiven Verlust“, den die Stadt mit Essen.net gemacht hat. Mit dem Verkauf des Netzes lasse sich dieser nur mehr abmildern.

Immerhin aber bestehe jetzt die Chance, für die bereits angeschlossenen Haushalte doch noch das Glasfaser-Netz nutzen zu können. In Frohnhausen liegen 47 Kilometer Kabel in der Erde. In Huttrop sind bislang nur 28 Kilometer Haupttrassen verlegt. „Wir werden unsere Aktivitäten zunächst auf Frohnhausen konzentrieren und das Netz in einen betriebsfähigen Zustand versetzen“, so Jörg Figura, Dokom-Geschäftsführer, am Montag.